Der vegetarische Hund Der vegetarische Hund: Berry futtert lieber Gemüse als Fleisch

Sangerhausen - Dass ihr Berry ein besonderer Hund ist, begann Anett Hölzel schon zu ahnen, als er noch ein kleiner Welpe war. Da mampfte er nämlich gern Bananen. Irgendwann rannte er dann durch den Garten und fraß auf dem Beet die Zwiebelschlotten ab.
Gurke und Knoblauch sind das Leibgericht von Labrador-Mix Berry
Inzwischen ist Berry, ein hübscher Mix aus Labrador und Cocker Spaniel, neun Jahre alt, und seine Vorliebe fürs Vegetarische hat sich verfestigt. „Wenn er die Wahl hat zwischen einem Stück Fleisch und einem Stück Gemüse, dann entscheidet er sich auf jeden Fall für das Gemüse“, erzählt Anett Hölzel. Und wie zum Beweis macht Berry Männchen und schnappt sich ein Gurken- und Apfelstückchen nach dem anderen, um sie genüsslich zu zermalmen.
Eigentlich möge er alles an Grünzeug, vor allem Gurken und Knoblauch, berichtet Hölzel. Aber auch Melone, Kohlrabi und Möhren. „Die darf ich nicht auf dem Korb liegen haben - da macht er sich gleich drüber her“, erzählt sie. Letztens sei beim Gartennachbarn eine Aprikose vom Baum gefallen. Auch die nahm Berry gerne - und spuckte mustergültig den Kern aus. Rote Beete allerdings mag er nur in gekochter Form, berichtet sein Frauchen.
Mit seiner Vorliebe für Grünzeug ist Berry bei Anett Hölzel genau an der richtigen Adresse. Bei der Vorsitzenden der Kleingartenanlage „Sonnenland“ wächst der Futternachschub knackfrisch auf den Beeten. Und auch die Gartennachbarn kennen inzwischen Berrys Lieblingsspeisen und verwöhnen ihn im Vorbeigehen gern mal mit einem Leckerli.
Ein vegetarischer Hund - wie außergewöhnlich ist das eigentlich? „Dass Hunde gern auch Gemüse fressen, ist gar nicht so selten“, sagt der promovierte Amtstierarzt Lothar Seibt. „Viele buddeln sogar Möhren und Kartoffeln aus.“ Dass ein Hund aber vegetarische Kost mehr mag als Fleisch und Wurst, das hat Seibt in seiner langjährigen Tätigkeit als Veterinär bisher noch nicht gehört.
Vegetarische Ernährung bei Hunden möglich - bei Katzen rät der Amtstierarzt aber davon ab
„Beim Hund ist eine rein vegetarische Ernährung möglich, ich selbst halte aber nichts davon“, sagt Seibt. Darüber könne man genau so streiten wie über den Sinn und mögliche Nachteile einer vegetarischen oder gar veganen Ernährung beim Menschen, der von Natur aus ja auch ein Allesfresser ist. Bei Katzen dagegen gebe es gar nichts zu diskutieren. Sie würden unbedingt Fleisch auf ihrem Speisezettel brauchen, sonst würden sie schwere Mangelerscheinungen zeigen, sagt Seibt.
Berry allerdings ist ja auch kein rein vegetarischer Hund. „Er bekommt auch sein Trockenfutter und auch mal ein Würstchen“, sagt sein Frauchen. Aber wenn er sich’s selbst aussuchen kann, dann wählt er immer die grüne Variante. Nix also mit dem Klischee vom Hund, der die Nase reckt und an der Leine zerrt, wenn der Metzger mit der Wurstkette vorbeikommt. Statt vorm Fleischerladen wird Berry eher am Gemüsestand unruhig.
Erzogen wurde der Vierbeiner übrigens von Kater Böffel, der schon längst in Hölzels Haushalt lebte, als der kleine Welpe dort einzog. Mit dem Russisch-Blau-Schmusetiger, der inzwischen schon 16 Jahre alt und damit ein Katzen-Senior ist, versteht sich der vegetarische Hund bestens. Und wenn es passt, dann futtern beide einträchtig aus dem gleichen Napf. (mz)