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Der Freundeskreis zog auf der Orgelfahrt alle Register

Von STEFFI ROHLAND 19.10.2008, 16:27

SANGERHAUSEN/MZ. - Mit den Klängen der Hildebrandtorgeln im Hinterkopf hielten die Mitglieder des Freundeskreises im Gemeindehaus in Rötha ihre Jahreshauptversammlung ab. Werner Tonn, Vorsitzender des Freundeskreises, konnte für die Arbeit des vergangenen Jahres eine positive Bilanz ziehen. Auch im vierten Jahr seines Bestehens blieb die Mitgliederzahl konstant.

Bei einer Orgelwanderung nach Tilleda beschäftigte man sich mit dem Orgelbaumeister Johann Georg Papenius. Das Thema der Papeniusorgeln wird auch in diesem Vereinsjahr wieder aufgegriffen. Seinen besonderen Dank richtete Werner Tonn an Kantorin Martina Pohl. Er sagte: "Ihre beruflichen Aufgabe verbindet sie mit besonderer Hingabe mit unseren Orgeln, die wir über die Region hinaus bekannt machen wollen." Zu den Höhepunkten des kommenden Jahres gehört die Wiedereinweihung der Sankt-Moritz-Kirche und der Hildebrandt-Orgel in Pölsfeld am Ostermontag 2009.

Außerdem stellte Martina Pohl ihre Idee für eine neue Konzertreihe in der Jacobikirche vor. "In Bachs Fußstapfen" soll das Konzert heißen, dass von fünf Organisten, die nicht älter als 17 Jahre sein sollen, gehalten wird. Die Idee kam der Kantorin bei einem Blick in die Geschichte der Sankt Jacobi-Kirche, als sich der 17-jährige Johann Sebastian Bach dort als Kantor beworben hatte. "Das Konzert soll zukünftig aller drei Jahre stattfinden und sich zu einem Treffpunkt für Orgelnachwuchs etablieren", sagte sie. Schon in diesem Jahr ist eine Steigerung der Besucherzahlen bei den Orgelkonzerten an den Hildebrandtorgeln zu verzeichnen. Auch die namhaften Organisten, die hier Gastkonzerte gaben, waren nach Aussage von Martina Pohl sehr angetan von den Kirchen, Orgeln und der Besucherresonanz. "Wir sind insgesamt auf einem guten Weg", sagte Martina Pohl.

So gehen nun die Überlegungen der Orgelfreunde dahin, inwieweit man sich der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft anschließen möchte. Schließlich war Zacharias Hildebrandt ein Meisterschüler des berühmten sächsischen Orgelbauers. Die Mitglieder der Silbermanngesellschaft zollten im vergangenen Jahr dem "Orgeldreieck Hildebrandtorgeln" große Hochachtung bei einem Besuch anlässlich des 250. Todestages des Zacharias Hildebrandt. Am Samstag begaben sich die Orgelfreunde auf die Spuren beider Orgelbauer. Schließlich arbeiteten der Orgelbauer Gottfried Silbermann mit Zacharias Hildebrandt 1718-21 in der Sankt-Georgs-Kirche in Rötha noch gemeinsam an der Orgel. "Hier soll es zu dem berühmten Eklat zwischen den beiden gekommen sein", berichtete Kantorin Elisabeth Höpfner. Sie stellte den Orgelfreunden aus Sangerhausen und Umgebung bei einem Konzert die Klangfülle des Instrumentes vor. Tatsächlich gingen die Orgelbauer kurz nach Vollendung des Werkes jeder seine eigene Wege. Eine zweite Orgel baute Silbermann in Rötha allein. Trotz Verbots seines ehemaligen Meisters in Sachsen Orgeln zu bauen, übernahm Zacharias Hildebrandt 1722 / 23 den Orgelbau im sechs Kilometer entfernten Störmthal.

Auf Wunsch einiger Besucher zog Martina Pohl beim Spiel auch mal alle Register der Orgel. Wobei sie gleich warnte: "Als Organistin muss ich sagen, es ist nicht immer gut, alle Register zu ziehen." Die restaurierte Orgel in Störmthal bietet der Fachwelt heute reichlich Diskussionsstoff, weil diese Hildebrandtorgel nun eine Silbermannstimmung erhalten hat. Im Musikinstrumentenmuseum (Grassi-Museum) in Leipzig, spielte Kantorin Martina Pohl auf einer Hildebrandtorgel, die ursprünglich 1723 / 24 für die Kirche in Hilbersdorf bei Freiberg gebaut wurde. Hier stellte sich Hans-Jürgen Hummel als Kalkant zur Verfügung und betätigte den mechanischen Blasebalg.

Den Abschluss der speziellen Orgelführung durch Veit Heller, im Grassi-Museum bildete die Vorführung des Scherenschnittfilms "Aladin und die Wunderlampe" von Lotte Reiniger. Der Stummfilm wurde von Sabine Heller an einer Kinoorgel (Baujahr 1929) begleitet.