Den Vorurteilen geht's an den Kragen
SANGERHAUSEN/MZ. - Denn unter den jungen Leuten, die sich regelmäßig beim Training treffen, sind neben einheimischen Jungs und Mädchen auch Ausländer und Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, meist aus Kasachstan.
Zum Beispiel Valentin Madijew. Für den 20-Jährigen ist es nicht nur sportliches Freizeitvergnügen, sich mit Ilja, Adam, Halina oder Artan zu treffen.
Artan Gashi ist 16 Jahre alt, stammt aus dem Kosovo und fühlt sich in Deutschland "richtig wohl". Das sagte er im besten Deutsch - da staunten die Senioren aus der Awo-Einrichtung "Betreutes Wohnen".
Die Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, die sich mehrmals in der Woche in den Räumen des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt trifft, war von einigen Bewohnern "mit einiger Skepsis und Misstrauen" beäugt worden, wie es Teresa Saurbier, die Leiterin des Jugendmigrationsdienstes der Awo formulierte.
Und so entstand die Idee, ein Treffen mit den Senioren zu organisieren, damit der Kontakt zwischen den jungen Leuten und den Bewohnern der Einrichtung hergestellt werden kann. "Vor allem kommt es uns darauf an, zu zeigen, dass wir vertrauenswürdig sind", so Valentin.
Teresa Saurbier spricht in diesem Zusammenhang von Vertrauen- und Wissenstransfer von jung und alt. Inhalt dieser "Zukunftsidee" sei gemeinsam Darts zu spielen, gemeinsam ein Stück der Außenfläche im Awo-Garten zu pflegen und zu verschönern - und sich näher kennen zu lernen.
Auf der Kennen-lern-Tagesordnung steht auch der gemeinsame Bau eines Vogelhäuschens im Park und alle freuen sich schon auf die Kochkünste ihrer ausländischen Freunde. Das mit dem Kennenlernen hat jüngst schon richtig gut geklappt. Hilfsmittel war ein großer blauer Ball, den man sich zuspielte und wer ihn bekam, der war mit dem reden dran. Bei diesem ersten Treffen mit Grillfete und allem Drum und Dran wurden gleich in der ersten Stunde Vorurteile gegenüber Migranten abgebaut, Skepsis verschwand, nach dem man sich gegenseitig aus dem Leben erzählt hatte.
Da berichtete ein Ingenieur vom Krieg und der schwierigen Zeit danach und seiner Arbeit bei der Mafa (Maschinenfabrik) Sangerhausen und der junge Kosovare erzählte von der Flucht seiner Familie vor dem Krieg in seinem Heimatland. Und auch die Erzählungen von der harten Arbeit im Bergwerk wurden von den jungen Leuten mit Interesse auf genommen. "Ein Projekt, was auf gutem Wege ist und fortgesetzt wird", so Awo-Mitarbeiterin Saurbier beim Fazit des Treffens.