1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. "Lockdown light" im Pflegeheim: Corona-Pandemie: Regelungen der Pflegeheime im "Lockdown light"

"Lockdown light" im Pflegeheim Corona-Pandemie: Regelungen der Pflegeheime im "Lockdown light"

Von Beate Thomashausen 13.11.2020, 11:15

Sangerhausen - „Geburtstag und nur eine von drei Töchtern darf wegen der Corona-Schutzmaßnahmen für eine halbe Stunde zu Besuch kommen. Nur mit Maske. Verständigung nur mit Zeichen, denn die alte Dame ist schwerhörig. So läuft das gerade in ihrem Pflegeheim ab, schilderte mir eine Angehörige“, sagt Karina Kaiser, die sich als Vorsitzende des Kreisseniorenrates Mansfeld-Südharz natürlich für das Wohl der Menschen in den Seniorenheimen interessiert.

Die Schutzmaßnahmen sieht die Vorsitzende des Kreisseniorenrats natürlich ein, fragt aber trotzdem, ob es da nicht andere Möglichkeiten gibt wie eine Plexiglasscheibe zum Beispiel. Immerhin hören eine ganze Reihe Senioren nicht mehr so gut und die Maske beeinträchtigt die Verständigung noch einmal mehr. Und mancher demente Mensch habe Probleme damit, seinen Angehörigen mit der Maske überhaupt zu erkennen. Da hätte man doch investieren können seit dem ersten Lockdown, findet die Kreisseniorenratschefin und fragt, wie sich die Seniorenheime in der Region für den zweiten Lockdown gewappnet haben.

Awo-Pflegeheim „Am Rosarium“ in Sangerhausen hat Besuchsraum

Im Awo-Pflegeheim „Am Rosarium“ in Sangerhausen gibt es seit dem 28. Oktober wieder einen Besuchsraum im großzügigen Pavillon, war von Leiterin Kati Völkel zu erfahren. Bis dahin durften Angehörige auch auf die Wohnbereiche gehen, nachdem sie sich in eine Besucherliste eingetragen hatten. Auch Temperaturmessung, Mund-Nasenschutz und Händedesinfektion mussten sein. Jeweils ein Angehöriger durfte zu Besuch sein.

Jetzt, im Pavillon, können immer neun Angehörige zur gleichen Zeit kommen. „Voraussetzung ist die telefonische Terminabsprache“, so die Awo-Heimleiterin. Pro Bewohner ein Angehöriger für eine halbe Stunde - so lautet die aktuell gültige Regel. Natürlich seien weiter die Hände zu desinfizieren, Masken zu tragen und Abstände einzuhalten. Es bleiben weiterhin auch die Eintragung in die Besucherliste und die Temperaturmessung. Nach Ablauf der halben Stunde Besuchszeit werde für fünf Minuten gründlich durchgelüftet, bevor die nächsten Angehörigen kommen dürfen.

„Schleusensystem“ im DRK-Pflegeheim

„Bettlägerige Bewohner dürfen weiterhin im Zimmer besucht werden“, so Kati Völkel. Die Maßgaben sind hierbei dieselben wie im Besuchspavillon. „Und natürlich darf man weiterhin mit seinen Angehörigen im Freien spazieren gehen.“ Um all das umzusetzen, habe man sich mit genügend Materialien bevorratet. „Aktuelles Problem ist das Beschaffen von Einmalhandschuhen in Deutschland. Wir konnten jedoch rechtzeitig noch genug ordern“, ist die Heimleiterin froh.

Ähnlich wie im Awo-Pflegeheim sind auch die Regelungen in den DRK-Heimen in Sangerhausen und Hohlstedt. DRK-Vorstand Andreas Claus spricht von einem „Schleusensystem“, bei welchem die Besucher sich ankündigen sollten und dann durch ein Mitarbeiter am Eingang in Empfang genommen werden. Jeder werde registriert. Desinfektion und Mund-Nasen-Schutz sind verbindlich in den Allgemeinbereichen zu tragen. Claus: „Wir empfehlen, die Masken auch in den Zimmern weiter zu tragen.“

Corona-Pandemie: Mehraufwand für die Mitarbeiter in den Heimen

Sowohl Claus als auch Völkel sehen den enormen täglichen Arbeitsaufwand, vor dem die Mitarbeiter nun in den Heimen zusätzlich zu ihren ganz normalen Tätigkeiten stehen und danken ihren Mitarbeitern dafür, dass sie diese Mehrbelastung nun schon seit Monaten tragen. Auch eine überraschende zweitägige Überprüfung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen meisterten die Awo-Mitarbeiter.

Völkel: „Hut ab, kann ich da nur sagen. Unsere Mitarbeiter sind seit März in Anspannung.“ Mit Skepsis sieht Völkel jetzt die Tatsache, dass die Mitarbeiter nun auch noch die Corona-Schnelltests vollziehen sollen. Freie Kapazitäten hat dafür eigentlich keiner mehr. „Aber wir wollen es natürlich vollziehen, damit sich die Isolation unserer Bewohner nicht wiederholen muss, auch wenn unsere Pflegefachkräfte auch das hervorragend kompensiert haben. Wir wissen halt nur noch nicht wie. “ (mz)