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"Circus Afrika" "Circus Afrika": Veterinäramt des Landkreises hat nach Kontrolle keine Beanstandungen

Von Karl-Heinz Klarner 01.09.2016, 17:33
Das Veterinäramt des Landkreises kontrollierte am Donnerstag im Beisein von Direktor Hardy Weisheit den „Circus Afrika“.
Das Veterinäramt des Landkreises kontrollierte am Donnerstag im Beisein von Direktor Hardy Weisheit den „Circus Afrika“. Klarner

Sangerhausen - Die beiden Dickhäuter stehen einträchtig nebeneinander auf dem Rasen im Sangerhäuser Stadtteil Südwest. Gandhi und Tonga tasten mit ihren Rüsseln in einem hohlen Baumstamm eifrig nach Futter. Die Elefanten sind scheinbar so vertieft, dass sie die vier Besucher in ihrem provisorischen Gehege gar nicht wahrnehmen. Nur Moja wirft kurz einen Blick auf die Mitarbeiter des Veterinäramtes Mansfeld-Südharz, dann ist für den Riesen der Futtereimer deutlich interessanter.

Derweil haben die Behördenmitarbeiter nicht nur die Rüsseltiere intensiv in Augenschein genommen, sondern auch das Freigehege vermessen. Dem Prozedere folgt abschließend der kritische Blick in die Bücher des „Circus Afrika“. Dort dokumentiert das Unternehmen seinen Tierbestand.

Amtsveterinär: „Von unserer Seite gab es keine Beanstandungen“

„Von unserer Seite gab es keine Beanstandungen“, fasst Amtsveterinär Lothar Seibt die Ergebnisse der Überprüfung des 30-Mann-Unternehmens zusammen. Und für das Veterinäramt des Landkreises Mansfeld-Südharz sind damit auch die beiden Anzeigen wegen Tierquälerei gegen den „Circus Afrika“ vom Tisch. „Der Verdacht hat sich nicht bestätigt“, sagt Seibt.

Auch Zirkusdirektor Hardy Weisheit gibt sich am Donnerstagvormittag offen. „Schauen Sie sich um, wir haben nichts zu verbergen“, sagt Weisheit angesichts der jüngsten Vorwürfe der Tierrechtorganisation Peta.

Die wollen bei den drei Elefanten ein gestörtes Verhalten ausgemacht haben. Am Donnerstag war davon nichts zu sehen. „Dann hätten wir doch schon längst unsere Lizenz verloren“, führt Weisheit ins Feld.

Tierschützer planen in Sangerhausen Demonstrationen am Wochenende

Dennoch müssen sich die Zirkusleute auf Protest einrichten. Tierschützer wollen am Sonnabend und Sonntag gegen die Haltung von Wildtieren in Zirkussen protestieren.

Die beiden Demonstrationen wurden offiziell angemeldet, heißt es beim Landkreis, der für die Genehmigung zuständig ist. Im der Polizeirevier Mansfeld-Südharz blickt man gelassen auf das konfliktbehaftete Aufeinandertreffen der Tierschützer und der Zirkusleute. „Wir werden es im Blick behalten“, erklärte ein Sprecher.

Über 65 Städte wie beispielsweise Leipzig, Rostock und Schwerin haben Wildtieren im Zirkus bereits eine Absage erteilt und lassen bestimmte Tierarten auf ihren kommunalen Flächen nicht mehr zu. Seit April 2016 ist ein Urteil des Verwaltungsgerichts München rechtskräftig, das die Rechtmäßigkeit eines kommunalen Wildtierverbots bestätigt. Der in das Verfahren involvierte Bayerische Verwaltungsgerichtshof betonte ausdrücklich, dass Städte die Entscheidungshoheit darüber haben, an welche Schaustellerunternehmen sie ihre Flächen vermieten.

Einer Forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können. (Quelle: Peta)

Unterdessen hat die Kritik von Peta an dem Gastspiel des Zirkus in den sozialen Medien ein breites Echo ausgelöst. Insbesondere die Forderung nach einem Wildtierverbot in Zirkussen sorgt für breite Debatten und Kontroversen.

In einem Schreiben an den Oberbürgermeister und den Stadtrat von Sangerhausen appelliert Peta an die Volksvertreter, Vermietungen von kommunalen Flächen an Zirkusbetriebe mit Wildtieren künftig zu untersagen.

„Circus Afrika ist einer der rücksichtslosesten Zirkusbetriebe des Landes und bereits dutzendfach negativ aufgefallen. Städte sollten diesem Unternehmen und der Tierquälerei im Zirkus die Rote Karte zeigen“, so Peter Höffken, Experte für Wildtiere bei Peta.

Für Zirkuschef Weisheit ist dieser Aktionismus ein rotes Tuch. Insbesondere gegen Höffken gehe man derzeit wegen der Verbreitung falscher Behauptungen juristisch vor, sagte Weisheit. (mz)