Blankenheim Blankenheim: Puppendoktor Straub heilt auch zerfledderte Teddys
Blankenheim/MZ. - "Meine Puppe ist verschwunden. Hab nicht mal den Bär gefunden." So wird es in einem Kinderweihnachtslied gereimt. Gut möglich, dass die beiden treuen Gefährten beim Puppendoktor sind. Allerdings seien es weniger die ganz jungen Puppenmütter, sondern vielmehr die, die schon selbst Enkel und Urenkel haben, die zu ihm in die Praxis nach Blankenheim kommen, erzählt Gerhard Straub, der Puppendoktor.
"Manchmal habe ich den Eindruck, es gehört einfach dazu, wenn man am Lebensabend die Dinge ordnet, dass man auch sein liebgewonnenes Puppenkind reparieren lässt. Wenn man es durch die Wirren der Zeit gerettet hat." Da habe er schon manches zu Herzen Gehende erlebt in den vergangenen 20 Jahren.
So erinnert er sich an eine alte Dame, deren Puppenkind die Flucht und die Kriegsjahre nicht gut überstanden hatte und die zu Tränen gerührt war, als sie ihr Püppchen wieder heil in den Armen hielt. Aber nicht nur Frauen suchen den Rat des Puppendoktors, weiß Straub. So habe einmal ein Mann ganz verstohlen aus seiner Jacke einen recht lädierten Teddy gezogen und den Puppendoktor gefragt, ob man auch seinem Spielgefährten aus Kindertagen helfen könne. Na klar, das konnte der Puppendoktor. Und gewiss freute sich der Mann nicht minder als sich Frauen über ihre gesund gepflegten Puppenmädchen freuen.
Spielzeug-Geschichten
Die Ehefrau des Puppendoktors, Rosemarie Straub, hat bereits vor Jahren ein Büchlein über die Arbeit des Puppendoktors und seine Erlebnisse geschrieben, darin fand auch die Geschichte von dem Mann mit seinem Teddybären Eingang. Zugetragen hat sie sich übrigens nicht in der Praxis im heimischen Blankenheim, sondern irgendwann in Halle. Dort eröffnete das Ehepaar nämlich vor 20 Jahren zwei Bastelgeschäfte. "Die Leute hatten damals viel Freude daran, etwas selbst zu basteln und all die vielen neuen Möglichkeiten auszuprobieren", erinnerte sich Straub. Seine Ehefrau, die er als sehr kreativ bezeichnet, hat offenkundig viel Freude am künstlerischen Gestalten, wie all die kleinen Kunstwerke im Haus der Straubs verraten. Und sie gab ihr Wissen in Kursen an die Bastelkunden weiter und stellte sogar selbst Puppen her. Und dann passierte eines Tages einer Verkäuferin ein Malheur - ein Puppenärmchen brach ab. Das Puppenkind musste geheilt werden, und die Puppenklinik war eröffnet. Geführt von einer Chemikerin und einem BMSR-Mechaniker. Denn aus diesen Berufen kommen Rosemarie und Gerhard Straub ursprünglich.
Repariert und restauriert werden Puppen aus Zelluloid, aus Stoff und Pappmachee. Aber auch Porzellanpuppen können nach einem Besuch beim Puppendoktor wieder strahlend lächeln. Denn auch neue Bemalungen sind möglich. Mit handwerklichem Geschick wechselt Straub ausgeleierte Gummis, die die Gliedmaßen fest und beweglich halten.
Wenn nötig, bekommen alte Spielgefährten neue Augen. Auch andere Körperteile können ausgetauscht werden. Es gibt eigentlich nichts, was nicht möglich ist oder möglich gemacht werden kann. Vor jeder Behandlung steht die "Anamnese". "Die meisten Kunden schicken mir ihre Puppe im Paket zu. Ich begutachte dann die Schäden und lasse die Kunden wissen, was die Reparatur kosten würde. Erst nach dem Einverständnis fange ich an", sagt Straub. Schließlich sei die Behandlung in der Puppenklinik kein Pappenstiel.
"Mit Reparaturen der meisten modernen Puppen, vor allem Funktionspuppen, fange ich nicht an." So leid es ihm tue, aber die meisten Puppen seien jetzt so gemacht, dass sie durch ein neues Puppenkind ersetzt werden oder man mit ihren Fehlern leben müsse. Allerdings gebe es heutzutage auch sehr viele Sammlerpuppen. "Das ist aber nichts, womit kleine Kinder spielen", weiß der Puppendoktor. Sammlerstücke saßen auch schon auf seinem Behandlungstisch, der im Keller des Einfamilienhauses in Blankenheim steht.
Zuschauer willkommen
Die Zeit der Bastelläden in Halle ist längst vorbei. Es seien immer weniger Interessenten gekommen, die Kurse besuchen wollten. "Meist waren es Frauen, die an unseren Bastelkursen teilgenommen haben. Sie haben ein wenig vom Haushaltsgeld abgezwackt. Das war nach und nach immer weniger Kundinnen möglich und so blieb eine nach der anderen aus", erinnerte sich Straub ein bisschen wehmütig. Seine Frau hängte die Bastelei - zumindest die hauptberufliche - an den Nagel. Und Puppendoktor ist nun ausschließlich er. In Aktion erleben kann man den Puppendoktor manchmal auf Schloss Heringen. Dort gibt es Dauerausstellungen, in denen Puppen gezeigt werden. Und dort praktiziere er dann hin und wieder auch mal öffentlich.