1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Auf Müntzers Spuren: Auf Müntzers Spuren: Allstedt ehrt Reformator der Rohnestadt

Auf Müntzers Spuren Auf Müntzers Spuren: Allstedt ehrt Reformator der Rohnestadt

Von Grit Pommer 17.07.2017, 16:00
Karin Ehrich (rechts) zeigt im Rathaus Requisiten aus dem Film „Katharina Luther“, in dem sie als Magd Nummer elf als Komparsin mitwirkte.
Karin Ehrich (rechts) zeigt im Rathaus Requisiten aus dem Film „Katharina Luther“, in dem sie als Magd Nummer elf als Komparsin mitwirkte. Grit Pommer

Allstedt - 13. Juli 1524 - Johann von Sachsen und sein Sohn Johann Friedrich sitzen in der Hofstube von Schloss Allstedt beim Frühstück und hören  nebenbei die Predigt des Stadtpfarrers. Es ist Thomas Müntzer, der den weltlichen Fürsten ins Gewissen redet. Gott habe ihnen das Schwert gegeben, damit sie für gerechte Ordnung sorgen, sagt er. Und er droht: Tun sie es nicht, so soll ihnen das Schwert genommen werden. Müntzers aufrührerische Fürstenpredigt, später in gedruckter Form verbreitet, gilt als ein Schlüsselereignis der Reformation. Deshalb wählte man in Allstedt auch das Wochenende nach dem 13. Juli für den Höhepunkt der eigenen Feierlichkeiten im Reformationsjahr.

Reformator Müntzer spielt im Jubiläumsjahr in Allstedt wichtige Rolle

Nach dem Auftakt mit einem Theaterstück am Freitagabend hatte Adrian Hartke, Leiter von Burg & Schloss Allstedt und Organisator des Festwochenendes, für den Samstag einen szenischen Rundgang auf dem 2015 eingeweihten Müntzer-Weg vorgesehen. Denn in Allstedt spielt der eigene Reformator im Jubiläumsjahr natürlich die Hauptrolle. Dass Luther ihm einst noch nach seiner Enthauptung eine Schmähschrift hinterhersandte, ihn den „Satan von Allstedt“ nannte, ist nach Hartkes Überzeugung ein Grund dafür, dass die Rolle Müntzers in der Geschichte der Reformation später so stark unterschätzt wurde. Und deshalb, so vermutet er, wurde Müntzer auch in der Luther-Dekade kaum ein würdiger Platz zugedacht.

Der Rundgang am Samstag begann in der St. Johanniskirche, in deren Vorgängerin auch Müntzer  einst predigte, mit einem Streitgespräch zwischen dem Allstedter Reformator und Martin Luther. Rainer Böge und Peter Lindner schlüpften routiniert in die Rollen der beiden Kirchenmänner, die für verschiedene Wege der Reformation, der Veränderung plädierten: Luther für den gemäßigten, unter Einhaltung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung. Müntzer für den revolutionären, der auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, wenn die Obrigkeit rücksichtslos Gewalt gegen den einfachen Mann ausübt.

An die 50 Leute hatten sich in der Kirche versammelt. Ein paar mehr hätten es schon sein können, meinte Hartke,  dennoch war er zufrieden.

Lesungen und Requisiten vom Lutherfilm auf dem Rundgang durch Allstedt

Von St. Johannis ging es ins Rathaus. Ines Hommann las sehr stimmungsvoll aus dem Roman „Die Frau des Reformators“, der sich um Luthers Frau Katharina von Bora dreht. Über Müntzers Ehe sei kaum etwas bekannt, berichtete sie. Die Spur von Ottilie, die er in Allstedt heiratete, verlor sich bald nach Müntzers Tod im Dunkel der Geschichte.

Müntzer habe aber wohl ein sehr traditionelles, noch stark vom mittelalterlichen Denken geprägtes Verständnis von  der Ehe gehabt, während Luther die Rolle der Frau schon fortschrittlicher sah, hieß es.

Von den Dreharbeiten zum Film „Katharina Luther“ auf Burg und Schloss Allstedt erzählte Karin Ehrich, die seinerzeit als Mitarbeiterin des Schlossmuseums nicht nur alles hautnah mitbekommen hat, sondern als „Magd Nummer elf“ auch als Komparsin im Film mitwirkte - nach zwei vollen Drehtagen war sie eineinhalb Sekunden lang zu sehen, berichtete sie.

Ehrich rettete damals einige der Requisiten, mit denen die Filmleute die Räume damals aufwändig ausstaffiert hatten und die nach Ende der Dreharbeiten im Müll landeten. Die konnte man sich kurz ansehen, bevor es zur nächsten Station ging. Am Wigberti-Turm entführten „Tempus Saltus“ mit „Ludwig, der Springer“ ins Mittelalter. Über den Goetheweg ging es dann hinauf zum Schloß, wo ein Festkonzert den Abend beschloss. (mz)