Von Querfurt nach Memleben Von Querfurt nach Memleben: Parkplatz-Störche sind umgezogen

Querfurt - Die beiden Parkplatz-Störche Frieda und Lostinchen haben ein neues Zuhause, zumindest vorübergehend. Vier Tage lang hatten sie sich ausgerechnet das Areal vor dem Querfurter Hagebaumarkt als Domizil ausgesucht und dort für Aufsehen gesorgt. Nun fliegen sie rund um Memleben im Burgenlandkreis. Der dortige Erlebnistierpark hat die beiden Jungstörche am Samstagmorgen eingefangen, wie Geschäftsführer Uwe Gehrmann sagt. Da sie extrem auf den Menschen geprägt sind, sei die Aktion völlig problemlos verlaufen. Auch in den Tagen zuvor hatten sich die Tiere weder von Menschen noch vom Autoverkehr auf dem Parkplatz abschrecken lassen.
Memleben, ein Storchendorf
Am Teich des Erlebnistierparks, einem rund zehn mal 15 Meter großen Biotop in der Anlage, seien sie wieder freigelassen worden, so Gehrmann. Ihr weiteres Schicksal könnten die Tiere dort selbst bestimmen: „Wenn sie fliegen, fliegen sie. Wenn sie bleiben, bleiben sie.“ Man habe den Tieren helfen wollen, sagt der Parkeigentümer, „hier sind sie besser aufgehoben als am Baumarkt“. Sie seien schon ziemlich abgemagert gewesen und dann über das Wochenende mit Küken gefüttert worden. „Jetzt fliegen sie hier drin ihre Runden“, so der Geschäftsführer - und darüber hinaus. Auch an der Unstrut seien die Tiere schon gewesen. Memleben sei ein Storchendorf, in dem es mitten im Ort auch ein Nest gibt. Das Nahrungsangebot sei also da. Und vielleicht, so Gehrmann, schließen sich Frieda und Lostinchen im nächsten Jahr den Memlebener Störchen an.
Ursprünglich waren die beiden Jungstörche - von Unbekannten unfachmännisch per Hand aufgezogen und so auf den Menschen geprägt - am 21. September vom Storchenhof Loburg ausgewildert worden, damit sie sich auf den Weg gen Süden machen. Rund 100 Kilometer weit kamen sie, bis Querfurt. Ein Grund dafür, dass sie sich dort auch nicht vergrämen ließen, war offenbar auch die Tatsache, dass sie von Kunden gefüttert wurden.
Die Naturschutzbehörde des Kreises und der Storchenhof hatten zunächst das Wochenende abwarten wollen. Die Störche seien da noch sehr mobil gewesen, hieß es. Vermutlich, erklärte der Kreis nun, habe sich der Zustand aber verschlechtert - ohne körperliche Beeinträchtigung ließen sich die Tiere sonst der Erfahrung nach kaum einfangen. „Der Abfang war somit aus Gründen des Tierschutzes gerechtfertigt“, so ein Sprecher.
Rückkehr in natürliches Verhalten
Kurzzeitig war am Dienstag dennoch fraglich, ob die Tiere in Memleben bleiben dürfen. „Da sie Freiflug haben, können sie erstmal dort bleiben“, sagte der Geschäftsführer des Storchenhofes Loburg, Michael Kaatz, schließlich. Ziel sei ja, dass die Störche aus einer Handaufzucht wieder in ihr natürliches Verhalten zurückkehren - diese Chance gebe es mit den Unstrut-Wiesen. Die Tiere, das erklärte auch der Landkreis, sollten aber nicht zusätzlich gefüttert werden. „Vielleicht kriegen sie noch einmal einen Zugschub“, so Kaatz. Unabhängig davon gebe es auch immer wieder Tiere, die in Sachsen-Anhalt überwintern, fünf bis sechs.
Sollte sich der Zustand von Frieda und Lostinchen verschlechtern, so dass sie wieder gefüttert werden müssen, wird laut Landkreis geprüft, ob eine zwischenzeitliche Haltung in Loburg „die bessere Alternative ist, um eine Auswilderung noch zu ermöglichen“. (mz)
