Vorhaben im Harz Vorhaben im Harz: Streit um altes Badehaus in Alexisbad

alexisbad/MZ - In der Anmeldung für das Förderprogramm „Kleine Städte und Gemeinden“ ist es Punkt vier: „Wiederbelebung des Kurparkes Alexisbad“. Kosten: 30 000 Euro, gefördert aus dem Programm. „Wiederbelebung? Das ist makaber“, erregt sich Horst Schöne. Hier gehe es um „die weitere Zerstörung von historischer Substanz“, sagt Schöne, der in Alexisbad zu Hause, Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins und Ortsbürgermeister von Harzgerode ist. Verberge sich doch hinter der Maßnahme der Abriss des alten Badehauses. Schöne ist für die Bewahrung historischer Substanz. „Das ist das Pfund, mit dem wir wuchern können. Wir haben sonst nicht mehr viel in Alexisbad.“ Könne man es nicht gleich nutzen, könne man das Gebäude aber erhalten.
Wohnen im Badehaus
Als Teil des historischen Bad-Ensembles 1810 errichtet, war das über die Jahrhunderte auch baulich veränderte und vom Hochwasser 1994 betroffene Badehaus zuletzt für Wohnungen genutzt worden.
Der Abriss des Badehauses ist mit der Kurpark-Maßnahme verbunden, sagt Sabine Haberkorn vom städtischen Bauamt. Sie und Bürgermeister Jürgen Bentzius sehen das Projekt als eine Chance, die Freifläche zu gestalten. „Wir sehen es als Funke für Alexisbad, dass sich hier etwas bewegt“, unterstreicht Sabine Haberkorn.
Gebäude passt nicht ins Konzept
Das Projekt hat eine längere Vorgeschichte: „Städtebaulich haben wir Alexisbad seit Jahren im Blick. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, die vorhandenen Quellen wiederzubeleben. Ein wichtiger Bereich dabei ist der Kurpark“, sagt Sabine Haberkorn. „Wir haben hier in der Vergangenheit immer mal Anlauf genommen.“ Im Jahr 2012 habe die Harzquell Bewirtschaftungs GmbH, zu der das Morada-Hotel, einstige Kurpark-Flächen, die alte Post und eben das Badehaus gehören, einen Abrissantrag für das Badehaus gestellt, weil sie das Gebäude nicht in ihr Konzept einbinden könne.
Das bestätigt Lars Zimmermann, Chef des Morada-Hotels. Vor zehn Jahren, als die Auslastung des Hotels noch 90 Prozent betrug, hatten angehende Architekten und Ingenieure das Logierhaus unter die Lupe genommen. Die Kosten für eine Sanierung wurden mit 2,7 Millionen Euro beziffert, mit Ausstattung auf das Doppelte. Der Aufwand für das Badehaus dürfte ähnlich hoch sein, sagt Lars Zimmermann. Doch heute betrage die Auslastung des Hotels 60 Prozent. Die zwischenzeitlich - im Jahr 2005 - sanierte ehemalige Post, deren Umbau am Ende fast das Doppelte der veranschlagten Summe gekostet habe, sei nun vielleicht an 40 von 365 Tagen belegt.
Freiraum durch Abriss
Historisches „muss auch nachhaltig erhaltbar sein“, sagt Lars Zimmermann. „Wir können das Badehaus nicht nachhaltig belegen. Es funktioniert nicht.“ Ein Abriss würde Freiraum schaffen - für eine Baumallee, vielleicht für einen kleinen Pavillon, für Möglichkeiten, Außenveranstaltungen zu gestalten. Lars Zimmermann kann sich hier vieles vorstellen. „Wir müssen die Region lebendig machen“, sagt er. „Wir möchten den Ortskern so gestalten, dass man sagt, hier möchte ich Urlaub machen, hier halte ich an.“
Das möchte auch die Stadt. Sie hatte schon 2012 in der Anhörung zum Abrissantrag erklärt, dass sie einem Abbruch zustimmen könnte. „Wir haben gesagt, wir sind nicht in der Lage, einen Erhalt zu unterstützen“, sagt Sabine Haberkorn. Zudem sah die Stadt den Denkmalbereich unter anderem durch die in den 1970er Jahren errichtete heutige Hotelanlage und den Abriss des Kurhauses bereits beeinträchtigt. Und die Stadt sehe den Verfall. Dem Ortsbild, sagt Sabine Haberkorn, sei mehr gedient, wenn der Kurpark gestaltet und ein Abriss des Badehauses als „Kompromiss“ in Kauf genommen werde. „Die Stadt hat sich für den Weg positioniert, einen Abriss zugunsten der Gestaltung des Kurparks zu befürworten.“ Wie diese Gestaltung aussehen könnte, zeigt eine im vergangenen Jahr erarbeitete, durch Harzquell finanzierte Entwurfsstudie. Ein Quedlinburger Büro hat Gestaltungsvarianten vorgeschlagen, wie der ehemalige Parkcharakter wiederentstehen kann und zugleich die Nutzungsinteressen des Hoteliers berücksichtigt werden könnten. „Wir haben das auch auf dem politischen Weg begleitet“, sagt Jürgen Bentzius und verweist auf die Einbeziehung von Ortschafts- und Stadtrat.
Entscheidung über Abbruchantrag
Im Februar dieses Jahres gab es noch einmal einen Termin bei der Oberen Denkmalschutzbehörde. Bei diesem haben die Stadt und Harzquell ihre Vorstellungen dargelegt, was auf der Fläche entstehen könnte. Die Behörde will nun über den Abbruchantrag entscheiden, sagt Sabine Haberkorn. Mit dem neuen „Kleine-Städte-und-Gemeinden“-Vorhaben soll auf die Entwurfsstudie aufgebaut, unter anderem die Planung fortgeführt und geprüft werden, welche Fördertöpfe für eine Neugestaltung des Kurparks angezapft werden könnten. „Das ist einer der wichtigsten Bereiche in Alexisbad. Er kann dadurch nur aufgewertet werden“, sagt Sabine Haberkorn.
Horst Schöne sieht das anders. „Die historische Bedeutung des Zentrumsbereiches von Alexisbad ist vorrangig zu beachten.“ Er verweist darauf, dass Alexisbad direkt die Geschichte Anhalts verkörpere und „nicht noch mehr platt gemacht“ werden dürfe. Das Badehaus sei „ein wichtiges Kulturgut“, das „unbedingt“ zu erhalten sei.
Der Ortschaftsrat Harzgerode teilt diese Auffassung nicht. Er hat sich bereits im vergangenen Jahr für einen Abriss und eine Kurpark-Gestaltung ausgesprochen und diese Auffassung jetzt noch einmal bekräftigt.

