Unwetter in Quedlinburg Unwetter in Quedlinburg: Nach den Regenfluten beginnt das Aufräumen

quedlinburg - Nach den starken Regenfällen am späten Sonntagabend mit zahlreichen überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern in Quedlinburg haben am Montag die Aufräumungsarbeiten begonnen. So säuberten etwa auf dem Marktplatz Mitarbeiter des städtischen Bauhofs die verstopften Gullys. Am Wiperti-Kreisel ist durch den Regen ein Mauer eingestürzt. Das Gebiet inklusive eines Teils der Mühlenstraße wurde abgesperrt, der Auto- und Fußgängerverkehr sind jedoch kaum beeinträchtigt. Eigentümer Wohnungswirtschaft kümmert sich derzeit um die Aufnahme und Beseitigung des Schadens.
Der Weltuntergang begann Sonntagabend, kurz vor dem Tatort: Innerhalb weniger Minuten setzte ein Wolkenbruch Dutzende Straßenzüge in Quedlinburg unter Wasser. Die Kanalisation war nicht in der Lage, die Wassermassen so schnell abzuleiten, wie sie vom Himmel kamen. Laut Deutschem Wetterdienst fielen innerhalb einer Stunde mehr als 50 Liter je Quadratmeter, dies entspricht fast der gesamten durchschnittlichen Menge im Monat Juni in der Welterbestadt. Eine private Messstation unter der Altenburg registrierte sogar über 80 Liter zwischen Sonntag und Montag.
In der Folge stand etwa im Klopstockweg das Wasser bis zu einem halben Meter hoch, obwohl dort erst nach dem Wolkenbruch im Juli die Einläufe der Kanalisation saniert worden waren. Die Regenmengen fluteten mehrere Keller sowie Firmengelände. Zwischen Bergstraße und Kurzer Straße hatte sich ein See gebildet, der von den Mauern der Walzengießerei bis zu den gegenüberliegenden Häusern reichte. Fußwege, Grünflächen und die Straßen waren verschwunden. In aller Eile schafften Nachbarn Pumpen herbei.
Trotz Warnungen von Anwohnern ignorierten zahlreiche Autofahrer die Untiefen - und steuerten ihr Gefährt ins Verderben. Sobald Wasser angesogen wurde, waren Motorschäden die Folge. Allein die Inhaber eines Kfz-Werkstatt im Klopstockweg schoben innerhalb einer knappen Stunde drei liegengebliebene Fahrzeuge wieder aufs Trockene. Gleichzeitig sorgten die Bugwellen durchfahrender Autos dafür, dass Wasser in die Kellerfenster schwappte - und Anwohner noch mehr in Rage versetzte.
Die Feuerwehr war währenddessen mit der Vielzahl der Einsätze - im gesamten Landkreis waren es 192, in Quedlinburg 107 - völlig überfordert. Die Wasserstandsmeldung aus dem Klopstockweg ging kurz nach 20 Uhr in der Rettungsleitstelle ein: „Wissen wir, die Feuerwehr hat eine Liste und arbeitet die jetzt ab“, lautete die Antwort. Es dauerte über eine Stunde, bis eine Wehr vor Ort war. Zwischenzeitlich hatten bereits Anwohner damit begonnen, die Gullys von Laub und Ästen zu säubern, so dass der Wasserstand beim Eintreffen der Feuerwehr bereits sank.
Auf dem Marktplatz stand das Wasser kniehoch - und sickerte sogar ins Rathaus. Dort schöpften der Oberbürgermeister Frank Ruch, sein Stellvertreter Wolfgang Scheller und Ordnungsamts-Chef Bernd Reuschel eigenhändig Wasser. „Die größten Probleme mit den Fluten hatten wir im Stadtzentrum und im Wohngebiet Drachenloch“, sagt Ruch der MZ. Betroffen waren aber auch Kitas, Schulen und das Krematorium. Er war bis gegen Mitternacht unterwegs. „Da waren noch etwa 50 Einsätze abzuarbeiten“, sagt Ruch. Die Feuerwehr war mit 46 Feuerwehrleuten und neun Fahrzeugen unterwegs, das Technische Hilfswerk unterstützte mit drei Fahrzeugen und 14 Einsatzkräften. Auch der Bauhof war von Anfang an mit im Einsatz.
An 17 der 107 Einsatzorte konnten die Überschwemmungs-Probleme ohne die Hilfe der Feuerwehr in Eigenregie gelöst werden, berichtet Ruch. „Es war für mich sehr beeindruckend, dass die Bürger sehr besonnen waren und Verständnis hatten, dass die Feuerwehr nicht überall sein konnte.“ Bis etwa 3.30 Uhr waren die Wehren aus Quedlinburg und Gernrode im Einsatz.
