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Unterwegs im Sternenstädtchen

Von UWE KRAUS 30.11.2008, 19:22

QUEDLINBURG/MZ. - Quedlinburg. Die Enttäuschung hielt sich bei Cornelia und Heinz Forwergk in Grenzen. "Eigentlich wollten wir zum Advent in den Höfen, aber die Sterne am Schloss begeistern uns auch," gesteht das Ehepaar aus der Nähe von Neumünster, das den Gewölbekeller Weiße besichtigt, wo es auch Quartier genommen hatte. In Quedlinburg gäbe es immer etwas zu entdecken, wissen sie aus eigener Erfahrung, sind beide doch bereits das dritte Mal in der Stadt zu Gast.

Rund um den Schlossberg öffneten am Wochenende nicht nur Geschäfte und Ateliers ihre Türen für Besucher der Adventsstadt, sondern auch zahlreiche Anwohner schmückten und beleuchteten ihre Häuser, um ein vorweihnachtliches Flair zu verbreiten. Die Gäste der Stadt, aber auch zahlreiche Quedlinburger bummelten zwischen Gildschaft und Schlossberg, durchstöberten die mit viel Liebe entstandenen Basteleien und ließen sich wie im "Samocca" und der rustikalen Taverne von "Dies & Das" auf eine kleine Stärkung einladen.

Tanja Heinze aus Gernrode bat im "Dies & Das" Kinder zum Basteln. Sie bemalte mit ihnen Baumbehang aus Salzteig und arbeitete an kleinen Gestecken, während sich nebenan im Stroh ein Kätzchen und einige Meerschweinchen streicheln ließen. Stefan Hubert hofft, dass sich das Marketing für die Schloss-Sterne noch etwas entwickelt, "damit noch mehr Gäste mit ihren Besuchen in Quedlinburg auf den 1. Advent springen". Er freut sich, dass mit Knut Batzer von der "Destilia quitilinga" ein kräftiger Unterstützer auf dem Wipertihof sitzt, der sich gut in die Organisation mit eingebracht hat. Schließlich erlebe man so "eine viel heimeligere Stadt, kann sich in Ruhe mal hinsetzen und durch die Werkstätten der Künstler streifen".

Über Besucher freute sich auch Papierdesignerin Katrin Ruhnau in ihrem Atelier. Sie hat das Projekt vor vier Jahren mit aus der Taufe gehoben. "Wir waren damals eine ziemlich verrückte Truppe. Hier im Haus haben wir gesessen und beraten. Kerstin Müller war dabei und der ehemalige Stadtmarketing-Chef Hans-Jürgen Furcht. Unsere Ideen haben Früchte getragen. Wir sind immer so 14 bis 17 Stationen, mal kommen neue hinzu, mal setzt jemand aus."

Mit der Schmuckgestalterin Nicole Bolze, die ihren Laden am Stieg auch öffnete, ist Katrin Ruhnau sich einig: "Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu Advent in den Höfen, sondern als Entlastung und Bereicherung." Mit ihrer Praktikantin Carmen Kluthmann hat die Papiergestalterin genügend kleine Kunstwerke für die "Sterne am Schloss" gefertigt, die viel Anklang finden. Kaum sei Ostern vorbei gewesen, ging es an die Weihnachtssterne, Künstler-Adventskalender und Designer-Glückwunschkarten. Im "Til Tal" - Atelier für Seidenmalerei gab es dann Tücher, Kissen und Krawatten aus handbemalter Seide zu bestaunen. Absolute Hingucker waren dabei ein in Seidenmalerei gehülltes Hochzeitsalbum und das Gästebuch für die Reichenstraße 38, dessen Seidenbemalung sich empfindsam an dort gefundene Fliesen anlehnt.

Entlang der Sternenstraße reihte sich ein interessantes Angebot ans nächste. Ob Schmökern oder Schmuck, Harzer Naturküche oder Basteln in der Galerie "Weißer Engel", die Gäste freuten sich, ungestört und doch gut begleitet durch die Schlossumgebung streifen zu können.

Irmgard Laros aus dem Örtchen Abentheuer im Hunsrück kommt jedes Jahr nach Quedlinburg und hält ein flammendes Plädoyer für die Stadt, die weit über den Advent hinaus attraktiv und besuchenswert sei. "Ich kenne viele Leute, die nur nach Südtirol und Gran Canaria fahren. Ich sage ihnen immer wieder, schaut in den Osten, da liegen so viele Wurzeln deutscher Geschichte." Advent in Quedlinburg habe sie bei ihrem ersten Besuch kurz nach der Wende so an ihre Kindheit erinnert, "als es noch keine Doppelglasfenster gab und Eisblumen am Fenster erblühten".