„Harz und Kyffhäuser - Sagen & Legenden“ Übersetzer vermittelt Geschichte kurz und knackig
Mario Junkes schrieb ein 160-seitiges Buch, das jetzt erscheint.
Harzgerode - „Ich widme mein Leben dem Wort, bei Tag als Sprachmittler, des Nachts als Künstler“, stellt sich Mario Junkes vor. Nach seiner Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten arbeitet er auf dem internationalen Parkett, legte die Prüfung zum Übersetzer für Englisch ab und widmet sich seit 2012 zunehmend eigenen Schreibprojekten - in Deutsch wie Englisch.
1972 in Trier geboren, fragt er sich in seinem ersten Buch aus dem Regionalia-Verlag: „Wie kam eigentlich der Heilige Rock nach Trier?“ Mario Junkes lädt in seine Heimatstadt ein: „Erleben Sie Antike, Mittelalter und Neuzeit mit Augen, Herzen und Seele des Einheimischen.“
Fast quer durch Deutschland führt es ihn nun in die Region zwischen Harz und Kyffhäuser. Auf feinstem Schleipen-Papier aus heimischer Produktion breitet der Autor nicht nur massive Geschichte, sondern auch reichhaltige Geschichten aus. „Harz und Kyffhäuser - Sagen & Legenden“ nennt er sein 160-seitiges Werk, das dieser Tage in die Buchhandlungen kommt.
Das Vorwort lässt sagenhafte Sprachgewalt erwarten, Junkes blickt dort sehr tief in die Historie und Mystik, lässt die Geburt des Harzes erleben, schaut in den Supermarkt, zu Juri Gagarin, zu Luther, alten Lokomotiven und auf die Mauer, die den Harz einst vermauerte.
Nach diesem Prolog geht es angenehm kurz und knackig zur Sagen- und Legendensache, an einigen Stellen hätte man sich fast mehr Opulenz und Breite gewünscht. Hilfreich für den Harzgast, ob analog oder nur als Leser, wirkt die in sepiabraun wie die Druckseiten gehaltene Karte, die dem Leser sagt, wo was spielt. Wobei die Beschriftung überdenkenswert scheint.
Von Wiershausen im Westen bis nach Mansfeld zieht sich die Orte der Erzählungen
23 Mal der Brocken, 14 Mal der Kyffhäuser, quasi der kleine Harz-Bruder, finden sich in der Sagenauswahl, die immer wieder von Literatur zwischen Goethe, Heine, Ricarda Huch und Novalis unterbrochen wird. Die seit über eintausend Jahren von Mund zu Mund, von Dorf zu Stadt und von Tag zu Tag weitergegebenen Legenden ordnet der Autor nach den Protagonisten: Hexen und Teufel, Bergleute und Räuber, Zwerge, Jungfrauen und Gespenster.
Von Wiershausen im Westen bis nach Mansfeld, vom Huy bis hinter Kelbra zieht sich das Erzählgebiet, wobei das Gebiet rund um Quedlinburg bei der Auswahl recht gut wegkommt. Erfreulich, dass der Autor nicht immer nur auf die Standard-Sagen abstellt, sondern durchaus nicht so gebräuchliche Überlieferungen als Erzählbasis nutzt.
Eine Nixe steigt aus einem Kunstteich bei Harzgerode, über die Selke gibt es einen Mägdesprung, der Teufel taucht im Straßberger Schacht auf und der Quedel darf ebenso wenig in der augenfreundlich gestalteten Sammlung fehlen wie der Bart von Barbarossa und Gero, der in mondhellen Nächten aus seinem Grab steigt.
Mario Junkes hat mit Freude Neuerzählenswertes gesammelt und im Gewand seiner eigenen schönen Sprache zu neuem Leben erweckt. Wer sich dazu noch seinem Quellenverzeichnis widmet, der taucht möglicherweise noch tiefer ein in die Welt von Zwergen, von Räubern, Kirchen, dem Teufel und weißen Frauen. (mz)