Tierquälerei am Harz Tierquälerei am Harz: Wer hetzt Pferde in Wegeleben?

Wegeleben/MZ - Auch Tage nach der Tierjagd auf zwei Weiden der Wegeleber Pferdezüchterfamilie Kramer können sich die Betroffenen noch nicht beruhigen. „Die Tiere sind davon noch immer sehr verstört“, beschreibt Julia Kramer die Situation. Sie fragt sich immer wieder: „Wer vergreift sich bloß derart an den harmlosen Tieren?“
Insgesamt 16 Pferde standen auf den zwei nur rund 50 Meter auseinander liegenden, frei zugänglichen Koppeln zwischen Wegeleben und Adersleben. Bisher Unbekannte trieben die Vierbeiner heraus, nachdem der Strom des so genannten Schlagzaunes abgeschaltet wurde.
„Wir bekamen den Hinweis, dass unsere Tiere direkt an der Straße stehen“, erinnert sich die 25-jährige, selbstständige Pferdewirtin an den Anruf am Morgen. „Sofort sind wir los und mussten feststellen, dass die Pferde über einen Kilometer weit verteilt und völlig verstört waren“, berichtet Julia Kramer. „Das war ein zielgerichteter Angriff“, ergänzt ihr Vater Hans-Joachim Kramer. Normalerweise würden Pferde zusammenbleiben, weil sie Herdentiere sind. „Das haben sie das ganze Jahr über gezeigt, als sie zusammen mit den Fohlen auf der Weide standen.“
Zwei verletzte Tiere
Bei zwei Stuten bluteten die rechten Hinterbeine. Mit welchen Gerätschaften die Verletzungen zugefügt wurden, lasse sich nicht genau nachvollziehen, erklärt Hans-Joachim Kramer wegen der längeren Dauer zwischen Angriff und Auffinden. Eines stehe aber fest: „Beim Auseinandertreiben der Tiere sind die Verletzungen nicht entstanden.“
Inzwischen stehen alle Tiere im Stall, wie im Herbst etwa ab Oktober üblich. „Nur das gute Wetter und das herbstfrische Gras führte in diesem Jahr zur Verlängerung der Weidezeit“, sagt Julia Kramer, während sie der dreijährigen Haflinger-Stute „Die Kann’s“ Salbe auf die getackerte Schnittwunde reibt. „Wenn keine Infektion eintritt, sollte sie wieder ganz gesund werden“, hofft die Frau eines Landwirts. Schließlich gehöre die Stute zu den hoffnungsvollen Talenten für Wettbewerbe.
Ähnliches wünsche sie sich auch für „Editha“, eine Hannoveraner-Stute. „Es könnte ein Angriff mit einem angespitzten Rohr gewesen sein“, mutmaßt ihr Vater über die Wunde am Oberschenkel des Hinterbeins, die genäht wurde. An Spekulationen über die Täter wollen sich Kramers kaum beteiligen. Es könnte einerseits ein Serientäter sein, der schon fünf Tage zuvor im Bördekreis ein Pferd in einem Stall am Kopf verletzte.
Warnschuss gegen Familie?
Eine andere Möglichkeit wäre ein Racheakt eines Neiders aus der Region. Oder sollte es gar ein Warnschuss gegen die Familie sein, weil der Vater Hans-Joachim Kramer derzeit als Zeuge an einem Prozess gegen den Polizisten Herbert G. (59) wegen Tierquälerei beteiligt ist? Letzterer hatte sein Hobby Pferdezucht in Danstedt derart vernachlässigt, dass seine Tiere beschlagnahmt werden mussten und der Hof gesperrt wurde.
„Wir haben auch einige der verwahrlosten Pferde bei uns aufgenommen“, erzählt Hans-Joachim Kramer. Was den Verdacht auf einen Revancheakt verstärkt, ist ein tiefer Kratzer, der ihm während einer der Verhandlungen vor dem Gericht in Wernigerode an seinem Fahrzeug zugefügt wurde.
Hinweise nimmt die Polizei unter Telefon 03941 - 67 41 93 und jede andere Dienststelle entgegen.