Special Olympics Special Olympics: Betreuer mit Gänsehaut

halberstadt/MZ - Lukas Froese wird zu den über 200 Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung gehören, die am 25. September erstmals bei den ersten Offenen Sportspiele der Förderschulen für Geistigbehinderte ganz Sachsen-Anhalts an den Start gehen. Kurz vor Meldeschluss am Freitag haben bereits zwölf der 40 Förderschulen des Landes ihr Kommen zugesagt. Diese Premiere unter dem Motto „Gemeinsam stark“ hat für Frank Diesener, Förderschulrektor und Vorstandsvorsitzender von Special Olympics Sachsen-Anhalt, eine besondere Bedeutung. „Erstmals seit Gründung des Landesverbandes vor einem Jahr ist es gelungen, die landesweiten Sportspiele zu organisieren.“ Schirmherr und Innenminister Holger Stahlknecht hat sein Kommen zur Eröffnung angekündigt.
Special Olympics Deutschland (SOD) unter der Schirmherrschaft von Daniela Schadt, Lebensgefährtin des aktuellen Bundespräsidenten, ist die deutsche Organisation der weltweit größten, vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell anerkannten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Im Jahr 1968 von Eunice Kennedy-Shriver, einer Schwester von US-Präsident John F. Kennedy, ins Leben gerufen, ist Special Olympics heute mit nahezu vier Millionen Athleten in 170 Ländern vertreten. Zu Special Olympics Deutschland gehören heute mehr als 40 000 Athleten, die in 14 Landesverbänden organisiert sind. Berlin und Brandenburg bilden einen gemeinsamen Landesverband, in dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern befinden sich entsprechende Strukturen im Aufbau. Ein Landesverband gründete sich in Sachsen-Anhalt im September 2013.
Ab 2015 sollen landesweite Wettkämpfe der Mitarbeiter aus den Werkstätten für geistigbehinderte Menschen folgen. Gestartet werde in Halberstadt in den Sportarten Fußball, Leichtathletik, Floorball und Tischtennis. Eine Erweiterung des Spektrums sei geplant.
Schon heute vertreten geistigbehinderte Sportler aus Sachsen-Anhalt in den Sportarten Reiten, Rollerskaten, Kanu und Bowling das Land bis hin zu Weltspielen. Lukas Froese, Schüler der Werkstufe an der Halberstädter Reinhard-Lakomy-Schule gehört zu den heimischen Hoffnungsträgern. Seine Mutter brachte ihn vor drei Jahren zur Trainingsgruppe von Ditmar Schwalenberg beim VfB Germania. Unterdessen ist er längst vom Nur-Mitmachen zum Leistungsträger geworden. Dreimal in der Woche trainiert er, dazu kommt eine Ausdauereinheit.
20 Jugendliche im Freiwilligen Sozialen Jahr
Die 400-Meter-Distanz liebt der Athlet besonders. Unterdessen trägt er den Titel des Deutschen Meisters in seiner Klasse. Vier Jahre ist es her, dass die integrative Sportgruppe bei den Halberstädter Germania-Leichtathleten aus der Taufe gehoben wurde. „Unterdessen ist es eine Bereicherung für beide Seite. Geistigbehinderte und Autisten aus Langenstein zählen ebenso zur Gruppe wie unsere ganz normalen Sportler. Wir waren völlig überrascht, wie schnell bei den Sportlern deutliche Leistungs- und Persönlichkeitsentwicklungen zu erleben waren.“ Das zu erleben, verursache selbst bei gestandenen Betreuern eine Gänsehaut.
„Das bewirkt auch eine Bewusstseinsänderung bei Helfern und Betreuern.“ So werde der Landesverband der Sportjugend im Zuge eines Praxistags insgesamt 20 Jugendliche im Freiwilligen Sozialen Jahr am 25. September in Halberstadt in die Betreuung der Aktiven und die Schiedsrichterarbeit einbeziehen.
Der Vizepräsident des Landesverbandes für Behinderten- und Rehasport, der Halberstädter Detlef Eckert, unterstützt den Landesverband der Special Olympics bei dern Vorbereitungen der ersten landesweiten Sportspiele der Förderschulen für Geistigbehinderte. „Bisher blieb das große Feld der Geistigbehinderten im Sport ziemlich unbestellt. Sie regelmäßig im Verein Sport treiben zu lassen, halten wir für sehr wichtig. Und wo fängt man da an - in den Schulen!“
Teuerer als normale Wettbewerbe
Ditmar Schwalenberg vom VfB Germania weiß, dass Wettkämpfe für Geistigbehinderte teuerer sind als normale Wettbewerbe. „Der Betreuungsschlüssel ist anders, so dass wir mit einem größeren Stab anreisen.“ Da freut es ihn ebenso wie Detlef Eckert und Special Olympics Sachsen-Anhalt.
Vorstandsvorsitzenden Frank Diesener freut sich, dass die Halberstädter Sparkassen-Stiftung, die Sportjugend Harz und Lotto Sachsen-Anhalt die landesweit ersten Offenen Sportspiele der Förderschulen für Geistigbehinderte unterstützen. Die 5 000 Euro seien gut angelegtes Geld, betont Lotto-Sprecherin Astrid Wessler. „Gemeinsam Sport zu treiben, ist wichtig. Wir sind nicht im Boot, weil das gerade mal chic ist, sondern sind davon überzeugt, dass es wichtig ist zu vermitteln, es ist gut, dabei zu sein. Der Spaß an der Bewegung steht für die Schüler im Vordergrund.“ Detlef Eckert und Frank Diesener unterstreichen, es gehe nicht vorrangig um ein „Event“, sondern um regelmäßige sportliche Betätigung. Detlef Eckert sieht dabei in allen Schulformen noch einen deutlichen Nachholbedarf.
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