"Quedlinburger Phänomen" "Quedlinburger Phänomen": Regenwasser fließt über Gehwege ab

Quedlinburg - Baufachbereichsleiter Thomas Malnati nennt es „ein Quedlinburger Phänomen“: „Ich war schon in einigen Städte in der Bauverwaltung tätig, aber so etwas wie in Quedlinburg habe ich noch nicht gesehen.“
„Der Kontakt zu den Bürgern ist uns wichtig“, sagt Baufachbereichsleiter Thomas Malnati. Im persönlichen Gespräch könne vieles besser geklärt werden. Deshalb stehe bei der Problematik Regenwasserableitung der Bauhof beratend zur Verfügung. Dort gebe es Informationen, in welchem Rahmen eine Regenwasserrinne im Gehweg gestaltet werden und wo der Bauhof Hilfestellung geben könne. Im Bauhof steht Kerstin Held bereit, Informationen zu geben: Telefon 90 58 52 oder E-Mail kerstin.held@
Er bezieht sich darauf, dass in vielen Straßen das Regenwasser einfach so über den Gehweg abfließen kann. Er verweist als extremes Beispiel auf ein Grundstück, bei dem das Regenwasser nicht im Vorgarten versickert, was normal wäre, sondern mit einem Rohr auf den Fußweg geleitet wird: „Das ist schon kurios. Vor allem aber verstößt es gegen die gesetzliche Regelungen und sorgt dafür, dass das Gehwegpflaster nach und nach ausgespült wird.“
Grundstückseigentümer sind in der Pflicht
Doch nach den gesetzlichen Vorgaben muss das Regenwasser über eine Dachrinne, ein Fallrohr und dann über den Fußweg in einer Rinne abgeleitet werden, damit das Pflaster nicht beschädigt wird. „Da der Gehweg zumeist Stadteigentum ist, hat der Verursacher, der Grundstückseigentümer, für einen ordentlichen Abfluss zu sorgen, so dass keine Schäden auftreten“, erklärt Thomas Malnati.
Um dies in Quedlinburg durchzusetzen, ist der Bauhof nach und nach dabei, wo es Mängel aus Sicht der Stadt gibt, die Grundstückseigentümer entsprechend anzuschreiben, aufzuklären und aufzufordern, diese zu beseitigen. „Eigentlich ist es nicht Aufgabe des Bauhofs, sondern der Bauverwaltung. Doch ich bin angesichts der dünnen Personaldecke dankbar, dass sich Frau Held das Thema auf den Tisch gezogen hat“, sagt der Baufachbereichsleiter. „Eine erste größere Aktion haben wir im Neuen Weg durchgeführt, weil dort vor mehreren Grundstücken das Regenwasser einfach ohne Rinne vom Fallrohr auf das Pflaster strömte“, erklärt Kerstin Held, die Leiterin des Bauhofs.
Pflaster ist bereits beschädigt
Das Pflaster sei dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden. „Nicht alle haben Verständnis, doch die meisten Grundstückseigentümer, die wir angesprochen haben, sind ihrer Pflicht nachgekommen, nachdem wir es erklärt haben und Hilfe angeboten hatten“, sagt die Bauhof-Chefin. Die Hilfe bezieht sich auf die Anpassung des Pflasters, wenn durch den Einbau einer Naturstein- oder einer Pflasterrinne ein ordnungsgemäßer Abfluss gewährleistet wird.
Die auf die Grundstückseigentümer zukommenden Kosten bei einer Abflussrinne beziffert Thomas Malnati nach vorsichtigen Schätzungen auf 300 bis 500 Euro. Da die Situation bei den Grundstücken sehr verschieden sei, könne dies „wirklich nur ein Richtwert sein“.
Schritt für Schritt
Einen genauen Überblick, wo noch Handlungsbedarf besteht, hat der Bauhof nicht. „Wir versuchen schrittweise vorzugehen, mehr schaffen wir personell nicht. Bei Straßenkontrollen wird nun nicht nur auf den Zustand zum Beispiel der Fußwege geachtet, sondern auch auf die Regenwasserableitung“, erläutert Kerstin Held. Thomas Malnati sieht auch die Chance für eine Studentenarbeit, nach der vom Bauhof dann die Veränderungen zur Regenwasserableitung veranlasst werden können.
Der Baufachbereichsleiter bezeichnet als günstigste Variante der Regenwasserableitung, die direkte Einleitung vom Fallrohr in den Regenwasserkanal in der Erde. Dies sei in den sanierten Straßen und Plätzen im Zentrum der Welterbestadt geschehen, zuletzt bei der Sanierung des Marktplatzes und der Zugangsstraßen. Auch im Neuen Weg fänden sich solche Lösungen. Da gebe es dann auch keine Probleme im Winter, wenn es zu Eisbildung am Ablauf auf dem Gehweg kommen könne.
„Natürlich müssen die Schächte ab und an gereinigt werden, wenn sich dort Laub absetzt“, erklärt er. Nicht umsonst gebe es an den Rohren Revisionsschächte, um sie säubern zu können. (mz)