Quedlinburg Quedlinburg: Letzte Grüfte schon reserviert
Quedlinburg/MZ. - Nur noch sechs Grüfte sind zu vergeben. Doch auch für diese gibt es bereits Interessenten. Der Wiperti- und der auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegene Servatii-Friedhof sind Denkmal und normale Begräbnisstätte zugleich. In einem langen, aber letztlich erfolgreichen Prozess ist es gelungen, die einst auf zwei Ebenen angelegten Grüfte zu erhalten und Spuren der Vernachlässigung und der Beschädigung über die Jahre zu beseitigen. Heute kann auf dem jahrelangen Wirken von Eike Schmalz, ohne das es die Anlagen wahrscheinlich nicht mehr geben würde, aufgebaut werden.
Das evangelische Kirchspiel als Besitzer der Friedhöfe hat eine Firma mit der Bestandsaufnahme der denkmalgeschützten Grüfte auf beiden Seiten, links und rechts der Straße nach Warnstedt, beauftragt. Dies war von der Unteren wie Oberen Denkmalbehörde empfohlen worden, wie Kirchmeister Frank Mente der MZ sagte. Insgesamt gibt es auf beiden Friedhöfen 68 begehbare Grüfte, 13 auf der Servatii-Seite (auch als Brühl-Friedhof bekannt) und 55 in zwei Reihen übereinander auf Wiperti-Seite. Die sechs freien Grüfte befinden sich alle auf diesem Grabfeld.
Gepachtet werden können die Grüfte, die zum Teil auf zwei Etagen angelegt sind, für 40 oder 80 Jahre zum Preis von 2 500 oder 5 000 Euro, wobei sich die Kirche eine Anpassung der Kosten nach 40 Jahren vorbehält. Mit der Pacht verpflichten sich die Nutzer, die Gruft in Ordnung zu bringen und zu erhalten. Dazu gehört, wenn nicht mehr vorhanden, eine Eichentür mit einer Belüftungsöffnung. Eine zweite Stahlgittertür wird zur Sicherheit verlangt. Zudem muss fast in jedem Fall die vordere Sandsteinfront erneuert werden. Ob Urnen oder Särge aufgestellt werden, ist egal, wobei nur doppelwandige Holzsärge zulässig sind.
Neben den neu vergebenen Grüften erhält eine nicht geringe Zahl ehemaliger Quedlinburger die letzten Ruhestätten ihrer Vorfahren, weiß der Kirchmeister, der froh darüber ist. Denn die Kirche könnte die als Denkmale eingestuften Grabkammern allein nicht erhalten. Eine Gruft wird vom Friedhofswärter aber weiter als Museum betreut, wo Fundstücke aus geräumten Grüften oder Begräbnisstellen aufbewahrt werden. Durch eine Gittertür können die Objekte jederzeit angesehen werden. Zum Tag des offenen Denkmals ist die Gruft geöffnet.
Das Kirchspiel hat sich aber auch den Erhalt von Gräbern ehemaliger Pfarrer, insbesondere der Stiftskirche, auch außerhalb der Gruftanlagen, zur Aufgabe gemacht. Dies geschieht dort, wo keine Angehörigen mehr da sind. Große Nachfrage gibt es für die Urnengemeinschaftsgruft auf dem Servatii-Friedhof, weiß der Kirchmeister. Deshalb wurde im vergangenen Jahr entschieden, eine zweite Gruft daneben zu beräumen und für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Auch in diese Grüfte gewähren Eisengittertüren ständige Einblicke. Wer eine Urne mit der Asche eines verstorbenen Angehörigen dort deponiert hat, kann die Gruft auch betreten. Wenn der Friedhofswärter anwesend ist, sei das kein Problem, erklärte Frank Mente. Ansonsten ist das Betreten nach Anmeldung möglich.
Seit vergangenem Jahr kümmert sich Erik Vieweg um die beiden Friedhöfe. Er ist wegen einer Erkrankung des langjährigen Friedhofswärters für zunächst zwei Jahre eingestellt worden. Allein auf diesen beiden Friedhöfen gibt es immense Arbeit, um die Grüfte zu erhalten. Dazu müssen alle Bäume und Büsche über und neben den Anlagen beseitigt werden, damit Wurzelwerk nicht ins Mauerwerk dringt und dieses sprengt. Wichtig ist auch, so der Kirchmeister, dass die Lüftungsschächte freigehalten werden. Dadurch wird in den Grüften ein eigenes Mikroklima erhalten, was Zerstörungen durch Witterungseinflüsse vorbeugt.