Quedlinburg Quedlinburg: Ein Faschingskonzert im Sitzungssaal
QUEDLINBURG/MZ. - Anna-Maria Wilke aus Ballenstedt ist aufgeregt. Sie ist am Samstag Pippi Langstrumpf und hält eine silbern blitzende Querflöte in der Hand. Die Elfjährige ist Schülerin der Kreismusikschule Harz, Bereich Quedlinburg, und nimmt zum dritten Mal am jährlichen Faschingskonzert teil.
Erneut in Ausweichräumen
Leider muss das Konzert zum wiederholten Mal in Ausweichräumen stattfinden, weil der Umbau des Carl-Ritter-Bildungshauses noch nicht abgeschlossen ist. Und so tummeln sich am Sonnabend im Sitzungssaal des Landkreises kleine Ritter, Bienen, Feen, spanische Flamencotänzerinnen, etliche Pippi Langstrümpfe und sogar ein Papageno, besetzen schnell noch einen Stuhl für Mutti, sortieren die Noten oder machen eine letzte Stimmübung am Klavier. Längst nicht alle Interessierten finden Platz im Raum, dicht gedrängt stehen sie an der offenen Tür und hören das Versprechen des Bereichsleiters Rüdiger Herrmann, im nächsten Jahr garantiert die Aula des neu gestalteten Carl-Ritter-Hauses für die traditionelle Veranstaltung der Musikschule nutzen zu können.
Das Gitarrenensemble eröffnet das Konzert, welches vielen Kindern die Möglichkeit gibt, den Eltern und Großeltern ihr Können zu zeigen. Alle geben ihr Bestes, keiner lässt sich aus der Fassung bringen, wenn doch mal ein Ton daneben geht. Die zierliche Samantha Zeus ist die erste Solistin, sie spielt ihren Walzer am Klavier und nimmt mit formvollendeter Verbeugung den Beifall entgegen. Ein niedliches Pippi Langstrümpfchen alias Clara Schaeper spielt Beethoven auf der Blockflöte, und der kleine Held mit gegürtetem Schwert Carl Friedrich Herrmann spielt zusammen mit seiner Klavierlehrerin den "Wochenend-Blues".
Fast alle Instrumente vertreten
Kurzweilig und ohne Pause geht es zügig von Titel zu Titel, die Kinder spielen auch Violine, Violoncello, Akkordeon, Keyboard, Oboe, Klarinette, Querflöte, Trompete und Fagottino, fast alle Instrumente sind vertreten. Jasmin Taeger und Paul Ruhnau versetzen das Publikum bei ihren jeweiligen Akkordeon-Vorträgen mit Walzer und Polka in Tanzlaune, und die beiden Sängerinnen Annemarie Schulze und Ann-Kristin Miltzow bringen gar Musical-Feeling in den sonst so ehrwürdigen Sitzungssaal. Die Mädchen spielen und singen zwei Szenen aus "Die Hexen von Oz" leichtfüßig und überzeugend, man sieht ihnen den Spaß an der Sache an. Therese Roßner spielt auf der Querflöte die berühmte Melodie aus der Oper "Martha" mit warmen weichen Tönen, und beim Titel "The wind that shakes the Barley" mit Katharina Schwindack, Blockflöte, und Pauline Paternoga, Violine, geht es irisch flott und ein wenig exotisch anmutend zur Sache.
Endlich hat auch Anna-Maria ihren Auftritt. Mit der Querflötengruppe spielt sie am Ende des Konzertes aus dem Titanic-Film den Titel "My heart will go on". Aber eigentlich ist es noch nicht zu Ende, auch wenn all die tüchtigen kleinen und größeren Musiker nach vorn gebeten werden und ein Präsent für ihre Mühe erhalten.
Spaß bei "Schulmeisterkantate"
Ganz zum Schluss wartet noch ein besonderer Spaß auf das geneigte Publikum: Es kann einer historischen Schulstunde beim Meister Telemann zusehen und zuhören. Da der Komponist Georg Philipp Telemann selbst eine Zeit lang als Musiklehrer gearbeitet hat und die Mühsal dieser Tätigkeit aus eigener Erfahrung kannte, schuf er die "Schulmeisterkantate". Am Samstag führt das Collegium Musicum Quedlinburg die Kantate unter der Leitung von Martin Orth am Klavier auf und sorgt mit den beteiligten Violinisten, dem "Schulmeister Telemann" alias Dr. Klaus Rieche und einigen vorlauten, aber wunderbar singenden "Schülern" für einen vergnüglichen Schlusspunkt. Der herzliche Beifall gilt am Ende Schülern und Lehrern, die gemeinsam und mit großem Engagement wieder einmal ein gelungenes Faschingskonzert dargeboten haben.