Posaune und «Engelsstimmen»
HAUSNEINDORF/MZ. - "Für uns ist es ein ganz großes Geschenk, dass die Orgelsanierung vollendet werden konnte", freut sich Hausneindorfs Pfarrerin Gudrun Schlegel: Das einstige Vorführinstrument des Hausneindorfer Orgelbauers Ernst Röver, das in den vergangenen Jahren zwar hatte gespielt werden können, aber dabei mal brummte, mal heulte, mal ganze Töne "verschluckte", kann nun dank eines letzten Restaurierungsabschnittes wieder seine ganze Klangschönheit zeigen. Das soll am 21. August mit einem Orgelfest gefeiert werden.
Ursprünglich wurde das Instrument mit rund 1 500 Pfeifen durch den in Hausneindorf ansässigen Orgelbauer Adolf Reubke gebaut. Ernst Röver, der 1884 in den Ort kam und die Reubkesche Werkstatt übernahm, baute die Orgel um - und da sie das Vorführinstrument seiner Werkstatt war, immer wieder Neuerungen ein. 1914 wurde sie letztmalig verändert.
Als Ende der 1980er Jahre Sanierungsarbeiten in der Hausneindorfer Kirche begannen, wurde die Orgel im Februar 1989 komplett ausgebaut und in einer Scheune eingelagert. 1995 begann die Halberstädter Firma Hüfken, das Instrument Stück für Stück wieder zurück in die evangelische Kirche zu bringen und wieder aufzubauen. Über zwei Jahre erstreckten sich die Arbeiten - dann war das Geld alle. "Es waren noch nicht alle Pfeifen angeschlossen und auch einige schwierige Arbeiten waren noch offen", erzählt Gudrun Schlegel.
Weil immer wieder Spenden gesammelt und Fördergelder beantragt und auch Konzerte durchgeführt worden waren, konnte die Firma Hildebrandt aus Halle im Jahr 2002 weitere Reparaturarbeiten durchführen und das Prospekt aufarbeiten. Doch das Hauptproblem war von Mal zu Mal herausgeschoben worden: Das war der Spieltisch, der zuletzt 1914 "angefasst" worden war. "Ein ganz kompliziertes Ding", verweist die Pfarrerin auf die mehr als 200 Bleiröhrchen, die vom Spieltisch zu den Pfeifen führen und abgemacht werden mussten, weil Membranen porös waren.
Doch die Kirchengemeinde blieb "dran"; dabei wurde auch weiterhin für eine restaurierte Orgel gespendet und die Musiker, die hier Konzerte gaben, bestätigten den Hausneindorfern, dass eine Restaurierung dieses wertvollen Instrumentes sich wirklich lohnen würde. Und dank der Fördergelder aus dem Orgelfonds der Landeskirche und des Kirchenkreises Halberstadt, einer Zuwendung der Sparkasse Quedlinburg und vieler, vieler Spenden war es nun in diesem Jahr möglich, den letzten, knapp 14 000 Euro umfassenden Restaurierungsabschnitt zu starten.
Die schwierige Arbeit der Generalüberholung des Spieltisches und der Instandsetzung der 16-Fuß-Posaune - mit mehr als vier Metern die längste Pfeife - übernahm Martin Lodahl aus Dingelstedt, der in den vergangenen Jahren bereits die Wartung der Orgel und kleinere Reparaturen durchgeführt hatte. Er hat nach Einschätzung des Orgelsachverständigen der Kirchenprovinz Sachsen, Dietmar Damm, eine "außerordentlich sorgfältige Instandsetzung des historischen Spieltisches und eine sehr gelungene Arbeit an der Posaune 16'" vorgenommen.
"Das Besondere an dieser Orgel ist, dass sie sehr leicht spielt und dass man auch die zarten, die romantischen Register spielen kann", freut sich Gudrun Schlegel, dass nun wieder die gesamte Vielfalt von kraftvollen Tönen bis hin zu den "Engelsstimmen" erklingt. Und dass Martin Lodahl mit den Arbeiten auch "Feinheiten" wie beispielsweise die kleinen Porzellanschilder am Pedalwerk, die durch einen Porzellanmaler restauriert wurden, und die Installation einer Beleuchtung im Blick hatte.