Mitteldeutsche Baumschulen in Reinstedt Mitteldeutsche Baumschulen in Reinstedt: München kauft 300 Bäume

Reinstedt - Kerzengerade stehen sie da, ordentlich in Reih und Glied: Die Bäume in den Mitteldeutschen Baumschulen in Reinstedt. Seit Freitag sind es allerdings einige Bäume weniger, denn für 300 von ihnen stand Umzug an. Vom Harz ging es in den Süden Deutschlands, wo sie ab sofort in München weiterwachsen werden.
Es ist das erste Mal, dass die Stadt München in Reinstedt Bäume gekauft hat. „Ein großer Teil der bei uns produzierten Bäume bleibt in den neuen Bundesländern“, erzählt Markus Lohmann, der seit sieben Jahren Betriebsleiter in Reinstedt ist. „Aber wir haben auch schon Bäume nach Bukarest oder Moskau geliefert“, ergänzt er.
So eine Baumlieferung ist dabei komplizierter als gedacht. „Nach Moskau mussten wir die Bäume ohne jegliche Reste von Erde schicken, aus hygienischen Gründen. Damit keine Bakterien oder Ähnliches dabei sind“, erklärt Lohmann. Und auch der Ablauf, bevor es überhaupt zur Lieferung der Bäume kommt, ist nicht so einfach wie erwartet.
Beim aktuellen Verkauf der Bäume nach München gab es eine offizielle Ausschreibung der Stadt, auf die sich Lohmann mit seiner Baumschule beworben hat. Die Bewerbung hat überzeugt, aber sie allein genügte nicht. Erst wurden die Bäume noch von einem Vertreter der Stadtverwaltung persönlich begutachtet. Jeder Baum wurde einzeln angesehen, vermessen und ausgesucht. „Das ist aber normal, das würden andere Städte genauso machen“, so Lohmann.
Die auserwählten 300 Bäume bekamen ein Etikett mit dem Wappen der Stadt München und einer Kennnummer, damit sie später nicht vertauscht werden. Im letzten Schritt wurde jeder Baum vor der Lieferung noch einmal kontrolliert. Viel Aufwand, aber die Qualität muss stimmen. Am Freitag sind die Bäume, verpackt in drei Lkw, dann nach München gereist, wo sie zukünftig in einem Park stehen sollen. Markus Lohmann ist sehr zufrieden mit dem Verkauf. „300 Bäume für eine Parkanlage zu verkaufen, das ist schon relativ viel“, meint er. Trotzdem erscheint die Zahl gering im Vergleich zur Anzahl der Bäume, die insgesamt in der Baumschule produziert werden. Etwa 100.000 Bäume wachsen hier zurzeit auf einer Fläche von rund 50 Hektar. Damit ist die Baumschule größer als der Vatikanstaat.
Aber es wachsen nicht nur viele, sondern auch viele verschiedene Bäume hier. „Um die 500 Arten und Sorten werden es wohl sein“, schätzt Lohmann. Dass so viele unterschiedliche Baumarten produziert werden können, liegt unter anderem an die nahezu perfekten Bodenbedingungen. Quedlinburg sei dadurch früher eine richtige Baumschulregion gewesen, erzählt Lohmann. Mit den Jahren habe sich das aber geändert. Die Mitteldeutschen Baumschulen zählen zu den wenigen Betrieben, die sich gehalten haben. Wenn man mit Markus Lohmann durch die Baumschule spaziert merkt man, wie viel ihm diese bedeutet. „Für mich ist es eine der schönsten Arbeiten hier“, betont er. Vor allem, weil es eine ist, woran er sich noch viele Jahre später erfreuen kann. „Mit 65 fährt man dann durch eine Allee und sieht, wie groß seine eigenen Bäume geworden sind“, sagt Lohmann mit einem Lächeln. Vielleicht entdeckt er in einigen Jahren ja auch bei einem Besuch in München den einen oder anderen Baum, der einmal ganz klein bei ihm angefangen hat. (mz)
