Kirche in Quedlinburg Kirche in Quedlinburg: Steinschlag in St. Nikolai

Quedlinburg/MZ - Die Quedlinburger Nikolaikirche darf auf nicht absehbare Zeit nicht mehr von Besuchern betreten werden. Von der Sperrung sind nur die Turmräume mit Eine-Welt-Laden und Café des Gotteshauses unweit des Mathildenbrunnens nicht betroffen. Der Grund ist ein Steinschlag.
"Wir hatten Glück"
Am Sonntagnachmittag ist ein etwa 50 Zentimeter langes Stück einer der Deckenrippen heruntergefallen. Warum es sich plötzlich gelöst hat, dafür gibt es noch keine Erklärung.
„Es geschah wie aus heiterem Himmel“, sagte am Mittwoch Kirchmeister Frank Mente, der für die baulichen Belange in der evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg verantwortlich ist, der MZ. Es sei ein normaler Sonntag gewesen, an dem die Kirche für Besucher offengestanden hat.
„Wir hatten Glück, als der Stein herabfiel, befand sich kein Mensch in dem Bereich“, bekannte der Kirchmeister. Folglich sei niemand verletzt worden. Die Absturzstelle befindet sich im Südschiff der dreischiffigen Kirche. Nur etwa zwei bis drei Meter vom Eingangsportal entfernt ging das Rippenteil nieder. Diese Seitentür ist seit Jahrzehnten der Haupteingang zu St. Nikolai.
Am Montagvormittag wurde dann das Gotteshaus gesperrt. Statiker, Architekt, Vertreter des Steinmetzbetriebes sowie des Landkreises, des Kreiskirchenamtes und der zuständige Pfarrer Martin Gentz hatten sich zuvor den Schaden angeschaut. Aus Sicherheitsgründen dürfen nun das Kirchenschiff und der Hohe Chor der Nikolaikirche nicht mehr betreten werden.
„Das Risiko ist zu groß, als anders zu entscheiden“, erklärte Frank Mente, der ebenfalls am Montagvormittag anwesend war.
Welche Möglichkeiten der Reparatur bestehen, wird in den kommenden Wochen geklärt. „Dazu ist ein Gerüst in der Kirche notwendig“, nennt der Kirchmeister einen Grund, warum erst im Januar und nicht sofort mit den Untersuchungen begonnen werden kann. Was genau zur Sicherung möglich und notwendig sei, werde dann mit der Denkmalschutzbehörde und dem Kirchenbauamt abgestimmt. Frank Mente weiß, dass in anderen Kirchen Netze aufgespannt worden sind. „Dafür ist unsere Decke aber nicht hoch genug“, sagt er. Noch kann er keine Einschätzung geben, wie lange die Nikolaikirche gesperrt bleiben muss. Auch die Kosten sind völlig offen, obwohl es schon einmal einen Steinschlag aus der Rippenkonstruktion gab. Das geschah aufgrund der Hitzeentwicklung beim Brand von 1996. Doch da seien die Kosten nicht einzeln aufgeschlüsselt worden. Frank Mente kann aber schon einigen finanziellen Aufwand benennen. Das Gerüst koste, die Untersuchungen auch, die Reparaturarbeiten, und zuletzt müsse die Decke wieder gemalert werden. Eine Versicherung greife hier leider nicht. Da sei die Kirchengemeinde auf Förderungen und Eigenmittel angewiesen. Besonders bedauerlich findet der Kirchmeister, dass die Sanierung von St. Nikolai wieder einen Rückschlag erhalten hat. In den zurückliegenden Jahren seien die Arbeiten an den Außenmauern und den Türmen gut vorangekommen.
Konzerte müssen verlegt werden
Mit der Sperrung der Kirche muss auch ein Ausweich der Gottesdienste und Veranstaltungen zur Weihnachtszeit gesucht werden. Die wöchentlichen Gottesdienste werden in die Johanniskirche am Rande der Süderstadt verlegt, weiß der Kirchmeister. Dort findet am 15. Dezember, dem dritten Advent, auch der Einführungsgottesdienst von Pfarrer Christoph Carstens statt. Wie die Nikolaikirche kann dieses Quedlinburger Gotteshaus beheizt werden. Schwieriger wird es um Weihnachten, wenn zum Heiligen Abend mehrere Gottesdienste stattfinden. Verlegt werden müssen auch die Konzerte vor Weihnachten.
