Ökogarten: Kinder lernen Mittwoch im Ökogarten Quedlinburg Vogel des Jahres 2020 kennen: Beim Winterbackfest gab es frisches Brot

Quedlinburg - In vielen Haushalten kommt Brot aus dem Supermarkt oder einem Discounter auf den Frühstückstisch. Nachdem es vom Fließband gerollt ist, lag es oft mehrere Tage im Einkaufsregal. Ute Sibinski kann dem nicht viel abgewinnen. „Frisches Brot ist etwas total Sinnliches“, sagt die Rentnerin, die sich ehrenamtlich im Quedlinburger Ökogarten engagiert.

Sie weiß, wovon sie spricht: Seit mehr als 20 Jahren heizt sie regelmäßig den 1998 erbauten Lehmbackofen auf dem Grundstück in der Wipertistraße ein. Zum Winterbackfest am Sonnabend war es wieder einmal so weit: Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, eine Scheibe des traditionell gebackenen Brotes zu probieren.

Bevor die Zähne die Kruste durchbrechen und die verschiedenen Brotsorten ihren Geschmack am Gaumen entfalten können, vergehen mehrere Wochen der Vorbereitung: Bereits 14 Tage vor dem Backen setzt Ute Sibinski den Sauerteig an, damit er genug Zeit zum Reifen bekommt.

Auch am Tag des Backfests ist sie schon früh vor Ort, denn bevor das Brot in den Ofen gegeben werden kann, muss dieser drei Stunden vorheizen. „Der Lehm und die Ziegelsteine speichern die Wärme“, erklärt Sibinski, warum kein Feuer mehr brennt, wenn sie den Brotteig in den Backraum schiebt. Eine weitere Stunde vergeht, dann ist das Brot fertig - gebacken allein mit der Hitze des Lehms.

Als am frühen Nachmittag die ersten Gäste im Ökogarten eintreffen, warten drei Laibe bereits auf hungrige Abnehmer. Dazu reicht Ute Sibinski Avocado- und Tomatenbutter, ebenfalls selbstgemacht, sowie Griebenschmalz.

„Viele essen die Scheiben aber auch einfach so, mit nichts drauf“, stellt die Mitarbeiterin fest. Sie würden stattdessen lieber den Eigengeschmack der Sauerteig- und Dinkelvollkornbrote genießen. „Das ist ein schöner Gegensatz zur heutigen Fastfood-Kultur“, findet Sibinski.

Mit dem Projekt „Vom Korn zum Brot“ können Schulklassen die Funktionsweise des Lehmbackofens kennenlernen. Das Winterbackfest gebe auch denen, die nicht mehr die Schulbank drücken, eine Gelegenheit, den Lehmbackofen in Aktion zu erleben, erläutert Ute Sibinski. „Hier sieht man, wie unsere Altvorderen gebacken haben“, fügt Brita Appelt hinzu.

Der Leiterin des Ökogartens sind viele der zurückliegenden Backfeste im Gedächtnis geblieben - meist war es kälter als die neun Grad Celsius, die das Thermometer diesmal anzeigt. „Wir hatten auch schon minus zehn Grad“, erinnert Appelt, „der Mühlgraben war zugefroren und die Kinder sind gerodelt.“

Völlig unglücklich ist sie zwar nicht über Sonnenschein und blauen Himmel, die schon wenige Minuten nach dem offiziellen Festbeginn Dutzende Gäste in den Ökogarten locken. Jedoch hätten das warme Wetter und der seltene Niederschlag auch ihre Kehrseite: „Die Trockenheit macht uns sehr zu schaffen. Die Bäume sind nicht nur im Brühl überfordert.“

Mit dem Winterbackfest startet der Ökogarten in die neue Saison und die Winterferien und will ein Signal senden, dass es auch im Winter Natur zu erleben gibt. „Die Maulwürfe sind schon aktiv, verschiedene Vögel auch, und die Hasel blüht“, zählt Brita Appelt auf. Bei einer Entdeckertour können Kinder beispielsweise am Mittwoch ab 10 Uhr den Vogel des Jahres 2020 kennenlernen.

Zu entdecken gibt es am Stand von Brita Appelt am Samstag auch etwas: nämlich die Gebäck-Spezialität Poffertjes. Die Idee für die münzgroßen Buchweizen-Pfannkuchen mit Puderzucker hat die Ökogarten-Leiterin aus einem Schweden-Urlaub mitgebracht. „Diesen Geschmack wollte ich gern auch den Besuchern zugutekommen lassen“, lächelt sie.

Das Ferienprogramm des Ökogartens finden Interessierte im Netz unter www.oekogarten-quedlinburg.de. (mz)