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Industrie- und Handelskammer Magdeburg  Industrie- und Handelskammer Magdeburg : Betriebe suchen Nachfolger im Landkreis Harz

Von Detlef Horenburg 19.01.2016, 19:18
Nicole Tondera (M.) hat bereits zum 1. Januar 2016 die Harzer Likörfabrik von der bisherigen Eigentümerin Helga Rolle (r.) übernommen.
Nicole Tondera (M.) hat bereits zum 1. Januar 2016 die Harzer Likörfabrik von der bisherigen Eigentümerin Helga Rolle (r.) übernommen. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg - Immer mehr kleine und mittelständische Betriebe im Landkreis Harz suchen verzweifelt nach einem Nachfolger. Dies bestätigte Ralf Grimpe, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Wernigerode der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg. Insgesamt hat die IHK rund 51.000 Mitgliedsbetriebe - vom Einzelunternehmer bis hin zum großen Arbeitgeber.

Im Bereich der Harzer IHK-Geschäftsstelle, also zwischen Wernigerode, Halberstadt, Quedlinburg und dem Altkreis Aschersleben-Staßfurt, gibt es rund 12.000 Mitgliedsunternehmen. Wie viele davon momentan einen Unternehmensnachfolger suchen, dies könne nicht genau beziffert werden. „Darüber gibt es leider keine statistischen Erhebungen, auch nicht darüber, wie viele Chefs bereits das Rentenalter erreicht haben“, sagte Grimpe. Dazu gebe es nämlich keine Meldepflicht bei der IHK.

Aber es könnten durchaus schon 30 oder 40 Unternehmen und mehr sein, schätze er. Viele Unternehmer hätten Anfang der 1990er-Jahre mit Mitte 40 ihren Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Sie würden sich also bald in den Ruhestand verabschieden wollen. „Viele möchten, dass ihr Lebenswerk fortgeführt und nicht zu Geld gemacht wird“, sagte Gimpe. Sie wollen, dass ihr Unternehmen in der Region bleibt und hier Arbeitsplätze gesichert werden.

Kleinbetriebe suchen diskret

Dass keine konkreten Daten zur Suche eines Firmennachfolgers vorliegen, hänge auch mit der kleinteiligen Wirtschaft in der Region zusammen. Besonders kleinere Unternehmen mit etwa zehn Mitarbeitern könnten, wenn sie „öffentlich“ nach Nachfolger suchen, Probleme mit ihrer Bank oder gar mit potenziellen Kunden bekommen. Auch könnte so „mancher Konkurrent“ ein Übernahmegeschäft wittern, meinte der IHK-Geschäftsstellenleiter. Deshalb beschränken sich solche „Suche und Gesuche“ auf persönliche Kontakte in der Wernigeröder Geschäftsstelle. Dort gebe es Beratung, könnten mögliche Verbindungen geknüpft werden. Auch existieren Internetplattformen, wie „Nexxt Change“, wo diskret der Wunsch nach einer Unternehmensnachfolge, -kauf oder -verkauf eingegeben werden kann.

Das Thema Unternehmensnachfolge ist von großer Bedeutung. Je nachdem, ob eine Nachfolge durch ein Familienmitglied, einem Mitarbeiter oder durch einen externen Käufer ansteht, gestalten sich die Planung und Umsetzung von Fall zu Fall anders. Eine wichtige Rolle spielen Punkte wie Schenkung, Kauf, Pacht, Beteiligung, Wertermittlungsverfahren, Testament und Haftung.

In der IHK Magdeburg stehen folgende Ansprechpartner für Fragen rund um die Betriebsübergabe und -übernahme zur Verfügung: Matthias Zieler, Tel.: 0391/6 26 82 77, [email protected], Erik Stephan, Tel.: 0391/5 69 31 98, [email protected]

Besonders betroffen sind in der Region von der Suche eines geeigneten Nachfolgers kleine und mittlere Handwerksbetriebe sowie Geschäfte des Einzelhandels. Schwerpunkt liege hier bei Pensionen und Gaststätten, besonders im Oberharz. Hier wirke die demografische Entwicklung besonders nach - viele junge Menschen wanderten nach der Wende ab. „Aber eigentlich geht die Nachfolgersuche querbeet durch alle Bereiche“, betonte Grimpe.

Planungshorizont von drei bis fünf Jahren

So wie in Gernrode in der Harzer Likörfabrik. Dort habe Inhaberin Helga Rolle schon seit 2014 nach einem Nachfolger gesucht. Und gefunden. Seit Jahresanfang hat Nicole Tondera aus Dardesheim den Traditionsbetrieb als Eigentümerin und Geschäftsführerin der künftigen Harzer Likör Manufaktur übernommen. „Ich kenne das Unternehmen, es ist eine solide und überschaubare Firma“, sagte die 42-Jährige. Sie habe das Gernröder Unternehmen mit den fünf Angestellten bisher als Steuerfachwirtin betreut. Nun stehe ihr noch Helga Rolle als Beraterin für eine gewisse Zeit zur Seite.

Die Lösung der Unternehmensnachfolge muss frühzeitig und langfristig vorbereitet werden, rät IHK-Geschäftsstellenleiter Grimpe. Je nach Einzelfall sei ein Planungshorizont von mindestens drei bis fünf Jahren zu empfehlen. „Die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Unternehmensnachfolge beeinflusst ganz wesentlich die nachhaltige Fortsetzung des Erfolgs eines Unternehmens“, weiß er aus Erfahrung. So habe beispielsweise in einem Wernigeröder Metallbaubetrieb der Firmenchef eine technische Führungskraft über zwei Jahre als künftigen Chef gezielt vorbereitet. Die IHK unterstützt, um Defizite in der Unternehmensführung zu beseitigen.

Weiter Informationen zum Thema gibt es hier.