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Pilot Alexander Meier Hubschrauberstaffel der Landesbereitschaftspolizei Magdeburg: Vermisste suchen, Kriminelle verfolgen

Von Susanne Thon 22.07.2018, 08:57
Alexander Meier aus Quedlinburg ist Pilot und arbeitet bei der Hubschrauberstaffel der Landesbereitschaftspolizei.
Alexander Meier aus Quedlinburg ist Pilot und arbeitet bei der Hubschrauberstaffel der Landesbereitschaftspolizei. Gehrmann

Magdeburg - Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat dem Land ihren Stempel aufgedrückt. Aus der Luft betrachtet, wird das Ausmaß deutlich. „Da sieht man überall die schwarzen Flecken“, sagt Alexander Meyer, kurz: Alex. In Fliegerkreisen duzt man sich.

Einer von sechs Piloten der Polizeihubschrauberstaffel

Ganze Felder und Waldstücke - abgebrannt. Die Flammen hätten noch den einen oder anderen Hektar mehr vernichtet, wären er und seine Kollegen nicht im Einsatz gewesen. Der 34-jährige Quedlinburger ist einer von sechs Piloten der Polizeihubschrauberstaffel, die auf dem Flugplatz in Magdeburg stationiert ist.

Die fliegenden Polizisten helfen bei der Suche nach Vermissten, bei der Verfolgung von Straftätern, sie dokumentieren Unfallstellen aus der Luft. „Wir fliegen aber keine Streife“, erklärt Alex. Man sei Dienstleister, werde - etwa von den Revieren - zur Unterstützung herangezogen.

So auch am vorletzten Sonnabend, als das Polizeirevier Harz Hilfe anforderte. Etwa 20 Minuten dauert der Flug von der Landeshauptstadt nach Halberstadt.

Suche nach vermisster Frau bei Schwanebeck

Nachdem am Morgen eine Frau bei Schwanebeck ums Leben gekommen ist - sie war mit voller Wucht gegen einen Baum gefahren -, geht bei Königerode ein Überholmanöver schief, drei Autos sind beteiligt, ein 19-Jähriger wird schwer verletzt.

Noch während aus dem Hubschrauber Bilder gemacht werden, fängt es nebenan auf dem Feld an zu brennen. Die Besatzung meldet den Brand. Es wird nicht der letzte an diesem Tag sein, der sie beschäftigt. Ballenstedt. Ströbeck. Gommern. „Das war extrem. So hatte ich das noch nie. Vier Brände auf einem Flug“, sagt Alex.

Er ist seit 15 Jahren bei der Polizei. Den Grundstein für seine Pilotenkarriere legt er an der Fachhochschule in Aschersleben. Sein technisches Interesse - ein Maschinenbaustudium wäre wohl die Alternative gewesen - tut er da schon kund, überlegt, wie sich das eine mit dem anderen verbinden ließe, hört von der Hubschrauberstaffel, schiebt den Gedanken aber beiseite.

Studium an der Luftfahrtschule der Bundespolizei bei Bonn

Er scheint zu unwahrscheinlich. Dann winkt das Schicksal mit einer Ausschreibung: Piloten werden gesucht. Alex bewirbt sich, übersteht das Auswahlverfahren, das um einiges härter ist als das für den gehobenen Dienst, und lässt sich nach dem Studium an der Luftfahrtschule der Bundespolizei bei Bonn zum Hubschrauberpiloten ausbilden.

„Die Ausbildung war nicht ohne“, sagt er. Anderthalb Jahre dauert sie, dann hat er seine Pilotenlizenz in der Tasche. Es ist der Einstieg in die Fliegerei. „Um fertig zu werden, braucht man ungefähr fünf Jahre“, konstatiert Alex, der inzwischen Ausbildungsleiter ist und damit ausgebildete Piloten fortbilden kann.

Sie benötigen für alles gesonderte Berechtigungen: für die verschiedenen Hubschraubertypen, für Nachtflüge, die Einsätze mit Spezialeinheiten, die auf den Kufen mitfliegen, sich abseilen, fürs Feuerlöschen … Situationen, die regelmäßig geübt werden, damit im Ernstfall alles funktioniert.

Wasser aus Kiesgrube  bei Hoym gegen Großbrand bei Reinstedt

Der Ernstfall tritt zwischen Reinstedt und Aschersleben ein, als eine Feuerwalze die Ernte auf 100 Hektar plattmacht. Alex ist auf dem Flug Co-Pilot, sein Kollege Andreas steuert die Maschine, hinter ihnen gurtet sich Yvonne an.

Sie ist Systemoperatorin, bedient als solche die Technik - Video- und Nachtsichttechnik, Wärmebildkamera. Jetzt gibt sie das Zeichen, auf das hin der Pilot das Wasser, das er in der Kiesgrube bei Hoym aufgenommen hat, abwerfen kann.

Am Hubschrauber hängt ein „Bambi Bucket“, ein Löschwasserbehälter. Fassungsvermögen: 500 Liter. Mehrere Tausend Liter ergießen sich über die Brandstelle. Die böigen Winde, die herrschen, machen der Hubschrauberbesatzung weniger aus als den Einsatzkräften am Boden.

„Sicht und Wolkenhöhe sind wichtig“, erklärt Alex. 800 Meter sollte man gucken und 300 Meter hoch fliegen können. Hängen schon in Magdeburg die Wolken tief, werden die Verhältnisse im Harz gewiss nicht besser sein. Geplante Flüge ließen sich verschieben, aber wenn es um Menschenleben geht, bei widrigen Bedingungen oder auf Höhe von Stromleitungen geflogen werden muss - das verlangt den Piloten einiges ab.

Im Notfall wird auch bei sehr schlechtem Wetter geflogen

Es sind Einsätze, die nicht an der Tagesordnung sind, die im Kopf bleiben, wie auch der nach dem Erdrutsch in Nachterstedt - für Alex einer der ersten Einsätze überhaupt - oder der beim G20-Gipfel in Hamburg.

Mehrere Hubschrauber der Länderpolizeien und der Bundespolizei waren zur Überwachung in der Luft. Vom Flugaufkommen her sei das gigantisch gewesen, „so was vergisst man nicht so schnell“, erinnert er sich.

Was nicht heißt, dass man da nicht noch einen draufsetzen könnte. Einen Traum hat er nämlich, erzählt vom „Polarstern“, einem Forschungsschiff mit Hubschrauberhangar an Bord, das gerade erst zu einer Expedition in die Arktis aufgebrochen ist.

Aufklärungsmissionen über Eis zu fliegen - das wäre eine Herausforderung und „würde den Horizont erweitern“, vom fliegerischen Erlebnis ganz zu schweigen.