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Hilfsangebote in Thale im Harz Hermert folgt auf Osterloh: ASB Altkreis Quedlinburg hat neuen Geschäftsführer

Der ASB-Regionalverband Altkreis Quedlinburg hat einen neuen Geschäftsführer. Wie sein Lebenslauf ist und mit welchen Problemen seine Vorgängerin zunächst zu kämpfen hatte.

Von Kjell Sonnemann 26.07.2024, 12:03
Petra Osterloh gibt den symbolischen Schlüssel weiter an ihren Nachfolger als Geschäftsführer, Michael Hermert.
Petra Osterloh gibt den symbolischen Schlüssel weiter an ihren Nachfolger als Geschäftsführer, Michael Hermert. (Foto: ASB)

Thale/MZ. - „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Es ist ein Verein, der 130 Mitarbeiter hat.“ Frank Hirschelmann spricht vom ASB-Regionalverband Altkreis Quedlinburg, der seinen Sitz in Thale hat und dort unter anderem Rettungsdienst, Suchtberatung und betreutes Wohnen unterhält. Er könne sich die Stadt ohne den Arbeiter-Samariter-Bund nicht vorstellen, sagt Hirschelmann, der stellvertretender Bürgermeister und Mitglied des ASB-Vorstandes ist. Nicht nur ihm liegt es am Herzen, dass die Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation gut für die Zukunft aufgestellt ist.

Darum hat sich der Vorstand für Michael Hermert als neuen Geschäftsführer des Regionalverbands entschieden. Er ist seit diesem Monat im Dienst und trat die Nachfolge von Petra Osterloh an, die sich in den Ruhestand verabschiedet hat – „in den wirklich mehr als wohlverdienten Ruhestand“, bemerkt Vorstandsvorsitzender Heiko Rudloff.

28 Jahre ihres Berufslebens hat Osterloh beim ASB verbracht. Zuvor arbeitete sie in einer Berufsausbildungsstätte für körper- und lernbehinderten Jugendliche in Langenstein, die es nicht mehr gibt. Danach bewarb sie sich beim ASB in Halberstadt, der ihre Berwerbung nach Thale weitergab, weil dort eine Suchtberaterin gesucht wurde. 1996 startete ihre ASB-Karriere, mit der sie die dortige Suchthilfe zum Erfolg führte.

Dunkles Büro in Baracke

Der ASB in Thale hatte damals nur ein Gebäude und eine kleine Baracke, in der Osterloh ein Büro bekam. Dunkel war es, erinnert sie sich: Rettungsdienstfahrzeuge parkten vorm Fenster. Schlimmer aber war, dass kein Kollege mit ihr sprach. Wie sich herausstellte, dachten die Mitarbeiter, sie sei eingestellt worden, um sie auszuhorchen. Nachdem die Besorgnis aus der Welt geschafft war, wurde Petra Osterloh „die“ Ansprechpartnerin, alle wollten ihren Rat.

Auch in der Suchthilfe ging es bergauf. Das Kontaktcafé in Quedlinburg gab es schon. Osterloh erinnert sich, wie die meist arbeitslosen Teilnehmer immer nur am Tisch saßen, rauchten und Kaffee tranken; eigentich nur die Zeit totschlugen. So ist es längst nicht mehr. Außerdem entstand 1999 die „Tagesstätte für seelisch Behinderte infolge Sucht“ in Thale, hier geht es um Tagesstruktur und Auseinandersetzung mit der Sucht.

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„Bei der Suchtberatung“, sagt Osterloh, „geht es in erster Linie ums Zuhören und den Weg zu ebnen, wie es weitergehen kann.“ Damit half sie vielen Betroffenen; ehemalige Klienten schauten sogar bei ihrer Abschiedsfeier vorbei, zu der 70 Mitarbeiter und Weggefährten gekommen waren.

Einsatz zeigte sie auch als Geschäftsführerin. Der Umgang sei nicht immer einfach gewesen, sagt Vorstandsvorsitzender Rudloff, was er durchaus positiv meint. Denn am Ende habe es Lösungen gegeben, die den Verein nach vorne gebracht hätten. „Ich habe eine direkte Art“, erklärt Osterloh. Sie gehörte seit 2015 der Geschäftsführung an, zunächst als Stellvertreterin, ab 2020 als Chefin des Regionalverbands Altkreis Quedlinburg. Dieser Start fiel ausgerechnet in die Corona-Pandemie.

Während dieser befand sich Michael Hermert in der berufsbegleitenden Ausbildung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen beim ASB-Bildungswerk. „Mit viel Online-Unterricht.“ Ende 2021 wurde er Osterlohs Stellvertreter.

Sanitäter im Chefsessel

Die Ausbildung sollte eigentlich Grundlage für eine mögliche berufliche Umorientierung für spätere Arbeitsjahre sein. Hermert ist nämlich Notfallsanitäter, war im ASB-Rettungsdienst unterwegs. In der kräftezehrenden Branche mit langen Schichten ist es nicht unüblich, dass man im fortgeschrittenen Alter aussteigt. Auf 17 Jahre im Rettungsdienst blickt er jetzt zurück – „seit April 2007 bin ich durchgängig hier.“ Zwei Jahre zuvor machte er ein Praktikum bei den Sanitätern, es folgten Lehrgänge und Fortbildungen.

Hermert packte aber auch an, beispielsweise als er mit seinem Vater die Küche im neuen ASB-Gebäude aufbaute, berichtet Osterloh über den gelernten Maurer. Er habe sich für alles interessiert, in der Pandemie Einsatz gezeigt – „so wünscht man sich einen Samariter!“ Mit ihm als Nachfolger und mit der Gewissheit, dass sich der ASB auf seine Mitarbeiter (und 50 Ehrenamtliche) verlassen könne, kann sie den Ruhestand beruhigt genießen. Sie will viel schwimmen und mit ihrem Mann Zeit für die Enkelkinder haben.