Unwetter Helfer aus Quedlinburg leisten im Ahrtal 9.000 Stunden
Technisches Hilfswerk Quedlinburg ist nach der Flutkatastrophe vier Wochen durchgehend im Einsatz gewesen - mit vier Schwerpunkten.

Quedlinburg/MZ - Sie haben unterspülte Gebäude abgestützt, Fahrzeuge geborgen, bei den Aufräumarbeiten geholfen. Sie haben Einsatztechnik instandgehalten und repariert, die Standsicherheit von Gebäuden und Brücken überwacht und den Materialbereitstellungsplatz am Bereitstellungsraum in Nürburg geführt.
Nach den heftigen Unwettern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz und der folgenden Flutkatastrophe ist das Technische Hilfswerk Quedlinburg in den vergangenen vier Wochen durchgehend im Ahrtal im Einsatz gewesen. Dabei haben rund 40 Ehrenamtliche des Ortsverbandes insgesamt knapp 9.000 Einsatzstunden geleistet, erklärte Tobias Heine, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit beim THW Quedlinburg. Jetzt sind die Frauen und Männer aus dem Einsatzgebiet zurückgekehrt.
Einsatzttechnik muss in Schuss gehalten werden
Vor Ort gab es für die Quedlinburger vier Einsatzschwerpunkte, berichtete Heine. So sorgte ein Teil der Quedlinburger dafür, dass Einsatztechnik für das THW und andere Hilfsorganisationen einsatzbereit blieb, reparierte beispielsweise Kettensägen und Pumpen, aber auch Radlader und Einsatzfahrzeuge. Andere Helfer überwachten mit dem Einsatzstellensicherungssystem, kurz ESS, beschädigte Berghänge, akut einsturzgefährdete Häuser oder wichtige Brücken während der Aufräumarbeiten auf ihre Standsicherheit. „Einem Einsturz gehen kleine Bewegungen voraus, die das System erfassen und somit die Fluthelfer frühzeitig warnen kann“, erläuterte Tobias Heine.
Ein weiterer Teil der Helfer stützte unterspülte Gebäude mit dem Abstützsystem Holz oder anderen Maßnahmen ab, um sie wieder begehbar zu machen. Je nach Bedarf halfen sie den Anwohnern bei den Aufräumarbeiten, entfernten den extrem fest gewordenen getrockneten Schlamm mit schwerem Gerät. Sie bargen Fahrzeuge, demontierten defekte Heizungsanlagen und unterstützten beim Entrümpeln.
Material musste ausreichend vorhanden sein
„Diese Arbeiten gelingen nur, wenn durchgehend ausreichend Material, wie etwa Bauholz, Wasser, Schutzkleidung und Paletten, bereitgehalten wird“, so Heine. Die Führung und Koordinierung des Materialbereitstellungsplatzes übernahmen ebenfalls Ehrenamtliche aus Quedlinburg. Dieser Platz sei Teil des Bereitstellungsraumes am Nürburgring - sozusagen das Basislager aller Einsatzkräfte in der Region. Dort füllen sie ihre Vorräte auf, schlafen und verpflegen sich.
Nach der Flutkatastrophe vor Ort „zu helfen, ist nicht nur unsere Aufgabe, sondern uns ein inniges Bedürfnis, eine Verpflichtung gegenüber uns selbst“, fasst es eine Kameradin des Quedlinburger THW zusammen. Ein anderer Kamerad sagt: „Aus der Verzweiflung in den Augen der Betroffenen wird Hoffnung und Dankbarkeit.“

Danken möchten aber auch die Quedlinburger Helfer selbst, sagt Tobias Heine: ihren Familien und Freunden für den Rückhalt während des Einsatzes. „Diese mussten auf Mama oder Papa, Partner, Tochter oder Sohn verzichten“, so der THW-Sprecher, der hinzufügt: „Ein besonderer Dank muss den Arbeitgebern ausgesprochen werden, die auf die Arbeitskraft der Ehrenamtlichen während dieser Zeit verzichten mussten.“
Infrastruktur muss wieder instand gesetzt werden
Die Arbeiten zur akuten Gefahrenabwehr kämen im gesamten Einsatzgebiet langsam zum Ende, der Einsatzschwerpunkt des THW verlagere sich nun weiter zur Instandsetzung der Infrastruktur, wie die Trinkwasserversorgung, der Behelfsbrückenbau oder die Notstromversorgung. Aufgrund der Schäden werde der Einsatz des THW noch länger nötig sein, sagt Tobias Heine. „Hierbei ist es sehr wahrscheinlich, dass die Quedlinburger über die zentralen Koordinierungsstrukturen des THW wieder angefordert werden. „Katastrophen wie diese zeigen uns, wie wichtig eine funktionierende und hilfsbereite Gesellschaft ist, in der man sich auch auf andere verlassen kann und Hilfe bekommt, wenn man sie wirklich braucht“, sagt der THW-Sprecher. Die meisten Hilfsorganisationen seien ehrenamtlich tätig, Unterstützung werde immer gebraucht.
Interessierte, die beim Technischen Hilfswerk Ortsverband Quedlinburg mitarbeiten möchten, können sich wenden an Franziska Kalbitz, E-Mail [email protected] oder Telefon 0162/4 91 68 62.