Harz Harz: Wasserpest ist keine gefährliche Krankheit
THALE/MZ. - Wenn es bei einem Blick durchs Mikroskop die Zellen einer Wasserpest zu entdecken gibt, dann könnte der Name möglicherweise zu Angstausbrüchen führen - denkt man an die Horrorgeschichten über die verheerende und meist tödliche Krankheit im Mittelalter. Doch Lisa und Danai, die beiden Grundschülerinnen aus Thale, schienen sich beim Erkunden des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums beim Tag der offenen Tür im Biologiekabinett keiner Gefahr bewusst. Bisher hatten sie ja noch keinen Geschichtsunterricht, bei dem sie so etwas hätten erfahren können. Auch Carolin und Johanna aus der achten Klasse, die sie an den modernen Arbeitsgeräten betreuten, blieben ganz gelassen.
Schulleiterin Sabine Hesse hatte zuvor zur offiziellen Eröffnung in der Aula, mit Gedichten und Klaviermusik bereichert, auf die Bedeutung der Sprachen an ihrer Einrichtung hingewiesen: "Als Europa-Gymnasium legen wir nicht nur Wert auf intensive Kontakte zu vielen Partnern in verschiedenen Ländern des Kontinents, sondern setzen auch auf eine verstärkte Sprachqualifikation". Darüber hinaus würden viele bewährte Schul-Projekte den Heranwachsenden auch die Chance geben, individuelle Interessen noch intensiver zu pflegen.
Ältere Schüler sind Partner
Mit der Öffnung des Hauses auf den Thalenser Höhen ging es vor allem aber um eine Präsentation für Schüler der vierten Klassen aus der Region, welche möglicherweise ab Herbst an das Gymnasium wechseln könnten. Glück hatten dabei diejenigen, deren Eltern sich dank eigener Schulzeit in dem für Außenstehende verwirrenden Labyrinth von Fluren und Treppen auskannten und zielgerichtet die gesuchten Räume ansteuern konnten. "Binnen weniger Wochen kennen sich aber auch die Neuen aus", versicherten aus eigener Erfahrung die älteren Schüler, welche sich als Partner für die Tour durch die Fachkabinette anboten. Dadurch konnte einerseits manch Wissenswertes entdeckt und angeschaut werden.
Viel interessanter schien es aber, das eine oder andere selbst ausprobieren zu können oder knifflige Knobelaufgaben zu lösen. Manchmal reichte es auch schon, als stiller Beobachter den Proben von Theatergruppe und Chor zu lauschen oder nur "spanisch zu verstehen", wie bei der Märchenaufführung des Rotkäppchens in dieser Sprache. Auch das Puppenspiel der Ethik-Schüler, in dem sie sich mit Fragen von Tierethik und moralischem Handeln auseinander setzten, fand Anklang bei jung und alt.
Kunst und Geschichte
Die Verbindung von Kunst und Geschichte der Antike stellten einige Schülerinnen der neunten Klasse her. "Wir wollen Frisuren wie im alten Rom zaubern", waren Tina und Sarah gerade dabei, mit moderner Technik ihrer Mitschülerin Luisa das Aussehen einer von Abbildungen aus jener Zeit bekannten Schönheit zu verpassen.
Nicht minder anziehend sind zu solchen Anlässen die technischen Basteleien der Robotiker, auch als "Lego-AG" bezeichnet, oder die Chemie- und Physikräume, wo es schon mal richtig krachen und zischen darf. "Und jetzt ist es sogar rot", entdeckten die drei Freunde Charles, Luis und Dean, dass verschiedene Stoffe - in die Flamme eines Bunsenbrenners gehalten - völlig unterschiedliche Farben erzeugen können.
Doch das "Warum?" werden sie wohl erst erfahren, wenn sie dort als künftige Gymnasiasten die Schulbank drücken und an anderen Projekten teilnehmen können. "Die Erforschung des Argonner Waldes in der Nähe von Verdun", wo sich im Ersten Weltkrieg Franzosen und Deutsche einen Stellungskrieg geliefert hatten, "ist Teil des Geschichtskurses", erklärten Florian und Christopher aus Klasse zwölf. "Es dient nicht nur dem Ergründen der damaligen Ereignisse, sondern wird auch zur Völkerverständigung genutzt", verwies Geschichtslehrerin Birgit Reichert auf Begegnungen mit den Bewohnern. "Jüngere Schüler fanden heraus", ergänzte Kollege Niels Möckel, "dass auch Wilhelm Müller und Otto Richter aus Treseburg einst in Frankreich fielen." Inzwischen seien die Friedhöfe und Gräber ausfindig gemacht und fotografiert worden.
Lisa und Danai erfuhren unterdessen, dass die Wasserpest - wissenschaftlich: Elodea - keine Krankheit, sondern eine Pflanze ist, die in Seen und Teichen, aber auch Aquarien wächst und vor allem Sauerstoff produziert. Mit dieser neu gewonnenen Erkenntnis konnten Lisa und Danai beruhigt und in Vorfreude auf den Start in einen neuen Lebensabschnitt im kommenden Herbst den Heimweg antreten.