Harz Harz: Späte Würdigung für Otto Franke
GERNRODE/MZ. - Sechs Straßen im Quedlinburger Ortsteil Gernrode sollen neue Namen bekommen. Darauf einigte sich mehrheitlich der Ortschaftsrat auf seiner jüngsten Sitzung. Der Stadtrat von Quedlinburg muss auf seiner Sitzung Ende September dem Beschlussvorschlag noch zustimmen.
Hintergrund ist, dass mit der Eingemeindung zum Jahresanfang die bisher eigenständige Stadt Gernrode und die Gemeinden Bad Suderode und Rieder Ortsteile der Stadt Quedlinburg sind. Mit der Eingemeindung trat das Problem auf, dass einige Straßennamen mehrfach vorkommen, hieß es aus der Verwaltung. Die Ortschaftsfraktion des Stadtrates hat deshalb einen Vorschlag zum Verfahrensablauf von Straßenumbenennungen in den Ortschaften unterbreitet. Danach sollen in den Ortsteilen die Straßen mit der jeweils geringsten Zahl von Anwohnern umbenannt werden.
Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD) betonte, dass diese Umbenennung der Straßen eine ureigenste Entscheidung der Ortschaftsräte ist. "Wir werden uns als Verwaltung nicht einmischen." Er gab allerdings den Hinweis, die Namen nicht zu lang und zu kompliziert zu gestalten.
Folgende Straßen sollen zum 1. Januar 2012 in Gernrode umbenannt werden: die Bachstraße in Am Bach. Die Bergstraße soll zur Gerostraße werden. Mit dem Zusatz Gernröder wird die bisherige Gartenstraße versehen. An der Mühle soll die Mühlenstraße heißen. Die Schulstraße wird nach dem Willen der Ortschaftsräte in Stephanusstraße umbenannt.
Eine längere Diskussion gab es um die Namensvergabe für die Bahnhofstraße. Auf Antrag von Klaus Mansfeldt, Unabhängige Wählergemeinschaft, wurden Vertreter des Gernröder Kulturvereins in die Entscheidung mit einbezogen. Ursprünglich, so sah es der Beschlussvorschlag vor, sollte die Straße Markgraf Gero heißen. Der Vorschlag des Vereins lautete dagegen Otto-Franke-Straße. "Dies ist eine einmalige Chance, um den berühmten Sohn von Gernrode öffentlich zu würdigen", betonte Sabine Schönbeck, Vorstandsmitglied des Kulturvereins. Ihr Vorstandskollege Karl Rasch gab einen kurzen biographischen Einblick in das Wirken von Otto Franke, der zu den berühmtesten Sinologen gehört und sogar in China verehrt wird. Mehrheitlich stimmten die Ortschaftsräte schließlich zu, die Bahnhofstraße in Otto-Franke-Straße umzubenennen. Nicht durchsetzen konnte sich der Vorschlag die Bahnhofstraße zu teilen und einen Teil in Harzbahnstraße umzubenennen, wie Jürgen Blank von der Wählergemeinschaft vorschlug. Sein Fraktionskollege Mansfeldt warnte vor der Teilung der Straße. "Man sollte sich an historisch gewachsenen Strukturen orientieren." Kritik zum Verfahren gab es von Silvio Mayer (FDP). Er bemängelte, dass kein Ausschuss in Sachen Straßenumbenennungen gegründet wurde.