Harz Harz: Führerschein schon mit sieben
Ilsenburg/MZ. - Was sich etwas kurios anhört, ist seit drei Jahren der Renner im Ilsetal. Lennart und Juliane aus dem Landkreis Uelzen sind "Wiederholer". Nicht, dass sie im Vorjahr die Eselführerscheinprüfung nicht geschafft hätten. Sie sind mit ihren Eltern in den niedersächsischen "Zeugnisferien" in den Ostharz gereist, weil es der Familie hier gut gefällt. "Aber es gibt durchaus Kinder, die ihre Eltern drängen, bei uns im Waldhotel ,Am Ilsestein' mal wieder einzukehren. Schließlich gilt unser Führerschein nur zwei Jahre", meint schmunzelnd Hotel-Inhaberin Constanze Kersten, die hier mit ihrem Partner Frank Doepelheuer eine besondere Attraktion anbietet. "Ich denke, Mitte Februar wird der eintausendste Eselführerschein ausgestellt."
Doch dies sei keineswegs nur ein Angebot für Kinder, erklärt Steffen Schulz, der mit seinem Chef Frank Doepelheuer den Hut für das touristische Angebot auf hat. "Kürzlich haben 40 Krankenschwestern und Ärzte aus dem Harzklinikum eine Eselwanderung durch das schöne Ilsetal gebucht und obendrein eine Esel-Prüfung in Theorie und Praxis abgelegt." Einige der Gäste spürten in den vergangenen Monaten schon, dass es keineswegs ein Gag ist, was da stattfindet. "Ein paar der Fragen haben schon einige Teilnehmer etwas ins Schwitzen gebracht, aber das kennt man ja von anderen Führerscheinen."
Eigentlich ist Schulz, den am Sonnabend seine Tochter Christiane bei der Tour durch das winterliche Ilsetal begleitete, Hotel-Hausmeister. Aber unterdessen hat er als qualifizierter Eselführer schon manche Tour begleitet. Je nach Wetter und Tagesplanung der Gäste werden dabei zwei bis acht Kilometer zurückgelegt. Doch vor dem Ritt kommt die Stallarbeit.
Gut beaufsichtigt, striegeln diesmal die Kinder die Esel. Sind Kinder mit von der Partie, führen und reiten sie die beiden bayrische Hausesel Max und Moritz, die unterdessen im achten Lebensjahr stehen und bis zu 40 Jahre alt werden können, wie Christiane Schulz berichtet. "Und damit älter als Pferde." Für Erwachsenen-Touren steht außerdem ein Großesel im Stall. Momo, Lotti sowie die beiden Hengste Max und Moritz, die aus Bayreuth stammen, haben in der Eselstation "Am Ilsestein" ihr Zuhause gefunden.
Im Winter in einem Stall, bei wärmeren Temperaturen trifft der Gast sie auf einer sommerfrischen Wiese gleich am Hotel. So mancher Passant und unwissender Hotelgast wundert sich dann schon, dass mitten im Harzwald plötzlich ein lautstarkes "Iah, Iah" erklingt." Doch Lennart und Juliane wussten am Samstag, worauf sie achten müssen. Steffen Schulz erklärte ihnen zur Auffrischung noch einmal, was die Esel so gerne fressen. "Das ist ja fast das gleiche Futter wie bei Kaninchen", stellt die Mutti der beiden fest.
Dass die Esel auf Hufen laufen, das wussten die Kinder natürlich, die an der Eselführung durch das Ilsetal teilnahmen. "Achtet auf die Hufe", mahnt Steffen Schulz. Gemeinsam mit den Mädchen und Jungen schaut er nach, ob sich keines der Tiere ein Steinchen oder etwas anderes eingetreten hat. Unter seiner Anleitung reinigen alle mit dem Auskratzer die Hufe. Wegen des schönen, aber etwas winterlichen Wetters blieben die Packtaschen von Max und Moritz diesmal leer. Gewöhnlich werden darin, je nach Gruppe, Picknick-Pakete und etwas Kräuter in flüssiger Form verstaut. Den Weg zurück habe man aber immer wieder gefunden.
Die Frage, ob einer der Esel schon mal mitten im Wald störrisch stehen geblieben ist und sich nicht weiter bewegen ließ, beantwortet Steffen Schulz salomonisch. "Wie die Menschen haben Esel auch nicht immer die gleiche Tagesform."
Waldhotel "Am Ilsestein" Ilsetal 9, 38871 Ilsenburg / Harz, Tel. 039452 / 95 20, E-Mail: [email protected]