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Halberstädter Würstchen Halberstädter Würstchen: Ratschlag von damals: Planieren und neu bauen

Von UWE KRAUS 25.03.2010, 17:33

HALBERSTADT/MZ. - Seine Kinder Silke Erdmann-Nitsch (41) und Stefan Nitsch (44), beide geschäftsführende Gesellschafter, wollen nun Mut und Kompetenz für Neuerungen im Vertrieb, in der Marketingstrategie, in der Produktentwicklung und Qualitätssicherung beweisen.

Ulrich Nitsch erinnerte Donnerstag an seinen ersten Medien-Auftritt nach der Privatisierung des Traditionsbetriebes vor 18 Jahren. "Ich habe mir noch mal den Kaufvertrag mit der Treuhand angeschaut. Ich muss damals in sehr guter Stimmung gewesen sein, den so zu unterzeichnen. Damals habe ich versprochen, in fünf oder zehn Jahren zu sagen, was die Übernahme gekostet hat. Es hat etwas länger gedauert. 36,7 Millionen Euro habe ich hier investiert." Er habe das, was Firmengründer Ferdinand Heine einst aufgebaut hat, wieder zusammengeführt. Dazu zählt die Übernahme der Gründervilla und der Umbau zum Hotel "Villa Heine". Der Senior erklärte, er habe es nie bedauert, hier investiert zu haben. Doch es gab Höhen und Tiefen. So habe das Unternehmen seit drei Jahren kein Geld mehr verdient und es gab Kurzarbeit. "Doch unser Unternehmen steht auf gesunden Beinen. Wir sind unabhängig von den Banken und führen als echtes Familienunternehmen mit unserem Kapital die Firma."

Heute seien 250 Mitarbeiter im gesamten Unternehmen tätig. Mit Ulrich Nitsch verabschiedete sich auch der Sprecher der Unternehmensleitung Karlheinz Krone (70) aus der Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik. Als er kurz vor der Wende aus der Chefetage des Kombinates als Betriebsleiter nach Halberstadt kam, war es für ihn "ein Stück Fleischerehre" den VEB ordentlich zu führen.

Plötzlich wurde 1990 aus dem Betriebsdirektor der Geschäftsführer, der seine Produkte auf dem Westmarkt anbieten sollte und auf die Suche nach potenten Käufern für das traditionsreiche, aber nicht sonderlich moderne Unternehmen geschickt wurde. "30 Interessenten saßen bei mir am Tisch. 29 von ihnen gaben mir den guten Rat, die Planierraupe zu bestellen und neu zu bauen. Dann wären Betrieb und Tradition zusammen weg gewesen."

Krone musste schnell lernen, dass allein schmackhafte Produkte keine Handelskette überzeugen. "Wir mussten die Braut schöner machen. So entstanden neue Etiketten und Verpackungen." Ulrich Nitsch entschied sich bewusst dafür, nicht auf der grünen Wiese neu zu bauen. Noch dazu, nachdem sein Sohn Stefan in einer Studienarbeit die Unverwechselbarkeit des Halberstädter Buchenrauches untersucht hatte.

Silke Erdmann-Nitsch versprach, dass sich die neue Führungsriege nicht ausruhen werde, sondern besser werden will. Sie ziele darauf, den Sprung von der regionalen Ostmarke, wo nur zehn Prozent der Menschen Halberstädter nicht kennen, auf den Westmarkt zu schaffen. Dabei ist als Galionsfigur der Werber Deutschlands bekanntester Auswanderer Konny Reimann das neue Gesicht der Halberstädter Würstchen. Der Neu-Texaner und sein Werbespruch "Alles was Mann gern ist" sorgt seit der ANUGA im Herbst 2009 in Köln dafür, "dass man nun auch in Worms weiß, dass unsere Würstchen etwas ganz besonderes sind". Kräftig, einzigartig und ehrlich, so wie ein echter Mann sein will, so präsentiere man die Produkte. "Doch wir lassen auch die Frauen nicht außen vor. Die lassen sich von Männerprodukten doch nicht abschrecken", ergänzte die Sprecherin der Geschäftsführung.

Mit kernigen Sprüchen wolle Halberstädter bewusst polarisieren. Ziel sei es, "Frauen neugierig zu machen und Männer zu euphorisieren", kündigte die Berliner Werbeagentur an, die nun den Harzer Würstchen ein neues Image geben möchte. Uwe Böhrnsen, der soeben für das Unternehmen verpflichtete Gesamtvertriebsleiter, brachte das Ziel auf den Punkt: "Wir wollen unsere drei stärksten Produkte in allen Regalen Deutschlands sehen." Dazu müssen "Stolz, Liebe und Leidenschaft von allen Mitarbeitern gelebt werden."