Feuerwehr Ditfurt Feuerwehr Ditfurt: Mit 60 mehr Zeit für den Verband

Ditfurt - Vor einem Jahr hat sich Helmut Müller von der Spitze der Ditfurter Feuerwehr zurückgezogen, nicht aber aus der Verantwortung für den Brandschutz. Als Vorsitzender des lokalen Feuerwehrverbandes kümmert er sich nun verstärkter um die Gewinnung von Nachwuchskräften.
Eigentlich hätte der inzwischen 60-Jährige beste Chancen für eine vierte Amtsperiode von sechs Jahren gehabt - und seine Kameraden hätten ihn sicher auch gewählt. Doch er wollte nicht mehr.
Die Gründe dafür liegen vor allem wegen unüberbrückbarer Ansichten außerhalb von Ditfurt. „Ich war mit der Entwicklung der Wehren innerhalb der Verbandsgemeinde Vorharz unzufrieden“, erklärt Müller. Deshalb habe er bereits 2013 seinen Rückzug angekündigt, falls sich nichts verbessere. Doch auf seine umfangreichen Erfahrungen, er gehörte beispielsweise von 1974 bis zur Auflösung 1990 zur Berufsfeuerwehr des VEB Saat- und Pflanzgut Quedlinburg, wollte niemand zurückgreifen. „Von den Verantwortlichen wurde nicht einmal ein Gespräch mit mir gesucht“, musste er bedauernd feststellen.
Harter Kämpfer für die Sache
Vor 50 Jahren, im Februar 1965, hatte der als harter Kämpfer für die Sache der Wehren bekannte Hauptbrandmeister seine Laufbahn in der Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ gestartet. Schnell übernahm der 1971 in die Gruppe der Aktiven in der Ditfurter Wehr aufgenommene junge Mann Verantwortung in verschiedenen Positionen, bis er 1996 schließlich zum Wehrleiter aufstieg.
Unter seiner Führung hat sich die Ditfurter Feuerwehr zu einer der größten in der Region gemausert, „und das in einem Dorf“. So wurde das neue Gerätehaus in der Harslebener Straße gebaut und der Fahrzeugbestand modernisiert. „In Spitzenzeiten waren wir 46 Aktive“, erzählt er stolz, auch wenn das neue Löschfahrzeug bereits 1994 kam.
Mit seinem Stellvertreter Otto Harnack hatte er auch die „Fahrt ins Blaue“ zur Teamfestigung eingeführt. „Rund 4 700 Kilometer waren wir unterwegs“, bilanzierte Müller zum Abschied. Seine Nachfolge in Ditfurt legte Müller 2014 in die Hände von Jüngeren. Zum Ortswehrleiter wurde sein vorheriger Stellvertreter Aiko Engelbrecht ernannt, Steven Giese wählten die Kameraden zu dessen Stellvertreter.
Möglichst keinen vergessen
Sechs Jahre vor seinem zweiten Amt hatte Helmut Müller bereits im Juli 1990 den Vorsitz vom „Feuerwehrverband des Kreises Quedlinburg“ übernommen. Diesen hat er noch jetzt inne, auch wenn im Namen nun ,Altkreis Quedlinburg’ steht, weil sich die Mitglieder bewusst gegen einen Zusammenschluss innerhalb des Landkreises Harz entschieden.
„Sich ehrenamtlich gleichzeitig um 120 Wehren kümmern, das geht nicht“, begründet er die Absage. „Zudem wollten wir die hohe Qualität erhalten, die wir mit starken Mitstreitern, wie Werner Steiner, Cornelia Wiedenbein (beide Quedlinburg), Rolf Kosock (Neinstedt), Hans Hempel (Weddersleben) oder Wilfried Hellmich, der für 20 Jahre Jugendwart in Ditfurt und im Verband war und 2014 leider viel zu früh verstarb, über lange Zeit aufgebaut hatten.“
Müller will beim Aufzählen möglichst keinen vergessen und nennt auch Jüngere, wie Mario Korsowski (Harzgerode), Susanne Stephan, Holger Kohl (beide Ballenstedt) oder Lars Deutel (Güntersberge), aus den Reihen des Verbandsvorstandes. Im Mittelpunkt stehe der Zusammenhalt der Brandschützer, auch der Senioren und Frauen, die Traditionspflege und der Erhalt alter Technik. Helmut Müller: „Für den Nachwuchs werden verschiedene Lager und Wettbewerbe organisiert sowie Ausbildungsunterlagen erstellt.“
Kürzlich pensioniert
Dafür bekommt er künftig noch mehr Zeit. Er wurde kürzlich mit dem 60. Geburtstag pensioniert. „Ich stehe aber allen mit meiner Erfahrung als Partner zur Verfügung“, bietet er an. Weil bei den Feuerwehren das Ehrenamt angesichts gestiegener Einsatzzahlen bei immer weniger Leuten deutlich mehr Aufwand erfordere, „ist allerdings das Interesse am früher beliebten „Löschangriff nass“ deutlich gesunken.“ Früher habe Ditfurt die Meisterschaften und Pokalwettbewerbe dominiert.
Auch wenn er stolz auf seine Auszeichnungen, wie das „Deutsche Feuerwehrkreuz 1999“ in Gold, der höchsten Ehrung des Bundesverbandes, oder das „Ehrenzeichen in Gold 2009“ und den „Ehrenstern in Silber 2014“ des Landes Sachsen-Anhalt ist, viel wichtiger war es ihm immer, bessere Bedingungen für die Kameraden zu schaffen: „Ich brenne für die Sache - das ist mein Leben.“ (mz)
