Feuerstein-Arena Feuerstein-Arena in Schierke: Nach Umbau steht das ehemalige Natureisstadion nun ganzjährig zur Verfügung

Schierke - Peter Gaffert kommt ins Schwärmen: Noch vor der offiziellen Eröffnung der Schierker Feuerstein-Arena hat der Oberbürgermeister von Wernigerode dort die ersten Runden auf Schlittschuhen gedreht - und lächelt. Ein Millionenprojekt ist abgeschlossen, am Freitagnachmittag wird das Stadion für Besucher geöffnet.
Das ehemalige Natureisstadion - ein denkmalgeschütztes Ensemble - wurde in den vergangenen zwei Jahren zu einer multifunktionalen und damit ganzjährig nutzbaren Veranstaltungsarena umgebaut. „Ich bin überzeugt, dass die Entscheidung richtig war“, sagt Gaffert (parteilos) angesichts der heftigen Diskussionen im Wernigeröder Stadtrat und der knappen Abstimmungsergebnisse zugunsten der Arena.
„Das war ein Projekt, das unglaublich polarisiert hat“, so der Oberbürgermeister. Diese Spaltung habe sich bis fast bis zum Schluss durchgezogen und sei erst in den letzten zwei, drei Monaten gekippt. Da freue man sich über „positive Facebook-Einträge“, wenn man zuvor über Jahre gescholten worden sei. 8,9 Millionen Euro wurden in das Vorhaben investiert, davon 5,5 Millionen Euro als Fördermittel aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ des Landes.
Neue Eisarena in Schierke wird offiziell eröffnet
Das war zuletzt jedoch auf Distanz gegangen, nachdem der Landesrechnungshof die Stadt wegen nicht nachvollziehbarer Mehrkosten in Millionenhöhe, mutmaßlichen Planungsmängeln und einer zweifelhaften Verwendung von Fördermitteln gerügt hatte. Am Ende musste im städtischen Haushalt eine halbe Million Euro umgeschichtet werden, um die Finanzierung der Arena zu sichern.
Im Winter Eislaufen, Eisdisco, Eishockey oder Eisstockschießen – im Sommer Musik, Theater, Kindererlebnis und Familienaktionen - das ist das Konzept der Schierker Feuerstein-Arena, die am 15. Dezember um 16.30 Uhr mit einem Showprogramm eröffnet wird.
Bis zum Sonntag wird gefeiert, unter anderem mit 180 Pinguin-Figuren von Lichtkünstler Jörn Hanitzsch, die zum Takt der Musik leuchten. Das erste Eishockeyspiel in der Arena bestreiten am Samstag ab 17 Uhr der ESV Schierke und die Eisbären Berlin.
Das Stadion, das bis zu 4.900 Besuchern Platz bietet, steht an der Kalten Bode. „Hier ist der kälteste Punkt in Schierke“, sagt Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU). Die Arena sei für den Ort, der vom Tourismus lebt, enorm wichtig. Zugleich werde damit eine Tradition wiederbelebt.
1911 wurde in dem Eisstadion zum ersten Mal Schlittschuh gelaufen, im Sommer wurde die Fläche zum Tennisspielen genutzt. Urlaub machten damals in Schierke der Hochadel und Großindustrielle, so dass der Ort auch „St. Moritz des Nordens“ genannt wurde. Von der einstigen Pracht ist allerdings nichts mehr geblieben; zuletzt „fungierte der Ort fast ausschließlich als Parkplatz für die Brockentouristen“, sagt Gaffert.
Am Samstag beginnt die erste Wintersaison mit viel Show
Der Niedergang begann mit der deutschen Teilung 1961, als die Brockenbahn geschlossen wurde. An die Zeiten der Trennung erinnert sich auch der in Hannover aufgewachsene Architekt der Arena, Lars Krückeberg. „In einem Ort, der tabu war, entsteht wieder etwas“, sagt er. Es sei ihm und seinen Kollegen vom Architekturbüro Graft darum gegangen, „mehr als nur ein Natureisstadion zu ertüchtigen“. Krückeberg versteht das Projekt als Teil eines großen Ganzen.
Auffällig ist es allemal: Die filigrane Dachkonstruktion - manche Oberharzer nennen sie schon „Kartoffelchip“ - spannt sich mit rund 2 400 Quadratmetern Glasfasermembran über die Multifunktionsarena und liegt dabei an nur zwei Gebäudepunkten auf.
Das Dach gibt jederzeit den Blick auf die Hänge des Oberharzes und den Schierker Himmel frei. Dadurch wird die Natur ringsum optisch mit dem historischen Wettkampfturm und der Natursteinterrasse aus Harzer Granit verbunden. „Wenn man im Oberharz baut, dann muss man ihn auch erlebbar machen“, sagt Krückeberg. (mz)