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Drei tolle Tage mit Spaß, Abschied und Feuerwerk

Von ANDREAS BÜRKNER 20.07.2009, 16:19

WEDDERSLEBEN/MZ. - Ähnliches traf auf Enrico Hampel zu, der seit 30 Jahren dabei ist. Doch zur Tour in den frühen Morgenstunden ließ sich nur ein Teil der Einwohner blicken - trotz Pauke, Trommeln und Trillerpfeifen, mit denen die knapp 30 mehr oder weniger jungen Leute am Sonntag die Dorfstraßen unsicher machten. Gleichzeitig wurden vor allem Eier, aber auch Schinken, Speck oder Hochprozentiges gesammelt.

"Mit sechs habe ich das erste Mal mitgemacht", erinnerte sich Mente, den alle nur "Ente" rufen. Kaum älter war Hampel, als er bei den Clowns einstieg, einer alten Tradition, welche auf der Sage von der Teufelsmauer beruht und schon kurz nach der Gründung des inzwischen 200 Jahre alten Vereins Erwähnung fand. "Eiertante, Huhn und Teufel müssen deshalb immer dabei sein", erklärte der Chef der Truppe, Wolfram Hampel, zugleich der gehörnte Bösewicht mit Schwanz. "Wir haben uns sogar mit einem Hufeisen auf dem Mythenweg in der Karl-Marx-Straße in Thale verewigt", plauderte er von der teuflischen Einweihung "im Ortsteil von Weddersleben".

Auch der Nachwuchs für ihn wächst schon langsam heran; ob die jungen Teufel allerdings geklont oder eher geclownt wurden, konnte nicht geklärt werden. Obwohl immer wieder der Dauerspruch "los, wir haben keine Zeit" erklang, blieb trotzdem genügend Luft für alte Bilder. Seit langer Zeit führen die Clowns im Zug ein selbst gebasteltes Unikat zu einem aktuellen Thema mit, in diesem Jahr war es Enrico Hampel als Litfaßsäule. "Zum Abschied haben wir Fotos seit 1958 aufgetrieben", sagte er und musste sich oft genug vor neugierigen Betrachtern drehen.

Drei Tage lang herrschte im ansonsten beschaulichen Dorf reger Trubel, der schon am Freitag bei der Party mit "Tänzchentee" mit dichtem Gedränge auf der Tanzfläche begann und zum großen Feuerwerk am Samstagabend oder dem Konzert der Gernröder Spielleute weitere Höhepunkt erlebte.

Bei einem nicht ganz ernsten Fußballduell zwischen den Clowns und den Stecklenberger Frauen stand der Spaß um Vordergrund, das Ergebnis war eigentlich zweitrangig. Doch Insider zumindest wollten ein 9:4 nach Elfmeterschießen gesehen haben.

Ernst wurde es allerdings, als die Wettkämpfe um die Titel begannen, immerhin gingen die neuen Majestäten als Jubiläumssieger im 200. Jahr in die Analen ein, weshalb es deutlich mehr Bewerber als üblich gab. Erst fast eine Stunde später als geplant konnten endlich die Sieger geehrt werden, auch weil manche Entscheidung im Stechen ermittelt werden musste.

Neben Schützenkönig Matthias Franke bekommen auch Schlumpschütze Wolfram Hampel, Tamara Hohley als "Beste Ballwerferin", Jungschütze Patrik Franke sowie der Volkskönig Matthias Schulz einen Ehrenplatz in der Ahnengalerie. Der Vereinsvorsitzende Andreas Hohley indes durfte sich mit der schweren, gut hundert Jahre alten Schützenkette schmücken.

Beim Pokalschießen der befreundeten Vereine düpierte Sabine Meinert aus Stecklenberg die versammelte Männerkonkurrenz, während sich der Neinstedter Peter Engelhart den Gästepokal sicherte. Weil die fünf Originalfahnen verschwunden sind, wurde zum Jubiläum zudem eine weitere neue gestiftet, welche dem Zug hinter Schützenhauptmann Oliver Weber auf weißem Ross und den Thalenser Musikanten folgte, um die Sieger heimzubringen.

An der ersten Station erfolgte gleich eine Doppelehrung. Immerhin verhalf Patrik als Junior dem Hause von Schützenkönig Matthias Franke als bester Jungschütze zur zweiten Schützenscheibe. "Schon das und noch dazu zum Jubiläum, das ist etwas ganz besonderes", freute sich der Senior, während sich "Ente" und Enrico mit etwa Wehmut an so manches Erlebnis "aus zusammen 70 Jahren" und die letzte Runde mit den Clowns erinnerten.