Neue Ausstellung im Schloss Ballenstedt Diese überraschenden Fotos machen Jugendliche, wenn sie im Harz unterwegs sind
Mit einem Fotoprojekt zeigen Jugendliche aus Ballenstedt, was sie unter Vergänglichkeit verstehen. Ihre Bilder kommen jetzt ins Filmmuseum im Schloss der Harz-Stadt.

Ballenstedt/MZ. - Ein paar 12- bis 15-Jährige stehen am Ufer der Bode und sehen, was Vergänglichkeit bedeutet: Das Wasser fließt an ihnen vorbei, sie können es nicht aufhalten. Die Mädchen und Jungen machen Fotos, die diesen Moment festhalten. Auch an anderen, zum Teil sehr besonderen Orten werden sie auf der Suche nach der Vergänglichkeit fündig.
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Was sie entdeckt haben, zeigen sie jetzt im Filmmuseum in Ballenstedt: „Augenblick mal... den Moment genießen“ steht auf dem Plakat für ihre Fotoausstellung. Sie ist der Abschluss eines besonderen Projektes, an dem sie seit Sommer 2024 mit der damaligen Ballenstedter Gemeindepädagogin Julia Arndt und dem Schloss- und Schlossparkverein mit Unterstützung des Vereins Heimatbewegen gearbeitet haben.
Fotoprojekt in Ballenstedt zeigt auch die schönen Seiten des Vergänglichen
„Es geht darum, den Menschen ein bisschen die Angst davor zu nehmen, dass Sachen vergehen“, sagt Emma. „Es vergehen ja nicht nur gute Sachen, sondern auch schlechte. Auch wenn's bei den guten gefühlt schneller geht. Es ist wichtig, darüber zu reden, dass wenn eine Sache vergangen ist, eine neue anfängt und Vergänglichkeit nicht immer was Schlechtes ist“, erklärt die 14-Jährige.
„Wir hatten uns keinen festen Rahmen gesetzt. Wir wollten den Kindern das Thema Vergänglichkeit näherbringen und ihnen Möglichkeiten geben, Fragen zu stellen und das in Fotos zu verarbeiten“, sagt Arndt. „Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen.“
Zu lernen, den Augenblick zu schätzen, ist dabei ein Aspekt gewesen. „Dass wir manchmal einen besonderen Moment haben, und der wird vergehen, ob wir das wollen oder nicht. Wir können ihn nicht festhalten“, sagte Arndt zu Beginn des Projektes, in dem mit der Kamera gearbeitet, aber auch viele Gespräche geführt wurden.


Im Ballenstedter Nicolaistift durften die Jugendlichen Bewohner porträtieren. „Das war nicht einfach. Die alten Menschen haben in etwa genauso viele Hemmungen, Fotos von sich zu machen, wie pubertierende Kinder. Das war ganz spannend zu sehen, wie ein vorgehaltener Spiegel, obwohl mehrere Generationen dazwischen liegen“, erinnert sich Arndt. Am Ende habe es doch geklappt. Mancher Bewohner rede heute noch von dem Nachmittag.
Jugendliche in Ballenstedt fragen: Wann ist man alt genug zum Sterben?
Vergänglichkeit bedeutet auch Tod, und so gab es einen Einblick in die Arbeit eines Bestatters. Thomas Thieß in Thale erklärte der Gruppe, welche Beerdigungsformen es gibt und was alles dazu gehört. Die Kinder und Jugendlichen durften sich das Bestattungsinstitut ansehen,Fragen stellen und sogar einen einfachen Holzsarg nach ihren Vorstellungen bemalen.
Aber wann ist man alt genug zum Sterben? Darüber redeten die Kinder und Jugendlichen mit Kristin Gloger, Koordinatorin beim ambulanten Hospizdienst Hoffnung in Ballenstedt, der schwerstkranke Menschen und deren Familien begleitet. „Da haben wir auch ganz wenig Fotos gemacht. Wir hätten Zeit gehabt, aber die Kinder haben viel geredet“, sagt Arndt.

„Es hat super viel Spaß gemacht“, sagt der 15-jährige Miro über das Projekt. „Es tut weh, was loszulassen, aber irgendwo ist es auch wieder gut, loszulassen, wenn etwas vergänglich ist. Zum Glück hat alles irgendwo ein Ende.“
Die Ausstellung ist ab Sonntag, 30. März, im Filmmuseum im Nordflügel des Ballenstedter Schlosses zu sehen. Sie wird an diesem Tag um 15 Uhr eröffnet.