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Mit 18 Jahren in die Kommunalpolitik Das ist der jüngste Stadtrat im Altkreis Quedlinburg: Er will der Jugend eine Stimme geben

Mit seinen 18 Jahren ist Elias Käfer aus Harzgerode der jüngste Stadtrat weit und breit. Für Die Linke ist er in das Gremium eingezogen. Warum er kandidiert hat und wofür er steht.

Von Susanne Thon 18.07.2024, 09:55
 Elias Käfer wurde in den Stadtrat gewählt. Der 18-Jährige ist das jüngste Mitglied und will sich unter anderem für die Jugend einsetzen.
Elias Käfer wurde in den Stadtrat gewählt. Der 18-Jährige ist das jüngste Mitglied und will sich unter anderem für die Jugend einsetzen. (Foto: Susanne Thon)

Harzgerode/MZ. - Die erste Sitzung? „Sie war recht trocken“, sagt Elias Käfer. Nur der Antrag der CDU beschäftigt ihn noch: Sie hatte angeregt, den Stadtentwicklungsausschuss nicht wieder zu besetzen. In der kommenden Sitzung soll es darum gehen. Brisante Themen standen keine auf der Tagesordnung. Der Harzgeröder Stadtrat, zu dem er jetzt gehört, musste sich nach der Kommunalwahl erst mal aufstellen. Käfer ist 18 Jahre alt, hat gerade sein Abitur gemacht, und ist als jüngster Kandidat überhaupt für Die Linke eingezogen. „Die Jugend braucht hier eine Stimme“ sagt er. Mit 18 Jahren ist er aber nicht nur der jüngste Stadtrat in Harzgerode, sondern auch im Altkreis Quedlinburg. Der Zweitjüngste ist Bengt Wurm, Jahrgang 2003. Er sitzt für die SPD im Quedlinburger Stadtrat.

„Klar, im Hinterkopf habe ich das schon: Ich bin der Jüngste. Werde ich auch ernst genommen? …“, räumt er ein. Gedanken, die, wie er sagt, sein Selbstvertrauen gerade vielleicht noch ein bisschen hemmten, „aber das wird mit der Zeit schon kommen“. Denn am Ende sei gehe es ja nicht ums Alter, sondern um Fakten, sagt er.

Anfang des Jahres war eine andere Partei an ihn herangetreten: Ob er sich nicht vorstellen können bei der Stadtratswahl anzutreten, wurde er gefragt. Tatsächlich hatte er bis zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet zu kandidieren. Dabei war er damals schon drei Monate bei den Linken. Käfer ließ der Gedanke fortan nicht mehr los, kontaktierte den Kreisvorstand. „Ich hatte da prinzipiell Bock drauf“, sagt er.

„Ich finde die Linkspolitik schon seit einigen Jahren sehr gut“, die Sozial- und die Familienpolitik, sagt Käfer. Ausschlaggebender Punkt, in die Partei einzutreten war ein Praktikum beim Bundestagsabgeordneten Ates Gürpinar im vergangenen Jahr.

Käfer und seine Praktika: Schon einmal hatte sich eines als wegweisend erwiesen: Und zwar das in der Harzgeröder Stadtverwaltung vor zwei Jahren. Eine Woche schaute er dem Bürgermeister bei der Arbeit über die Schulter, die zweite durfte er in die Bauverwaltung reinschnuppern. „Das war nicht verkehrt. Denn ab da wusste ich: Das will ich auch machen“, sagt er. Und das wird er machen. In Brandenburg. Im September beginnt sein duales Studium in Wildau bei Königs Wusterhausen; dualer Ausbildungspartner ist die Stadt Potsdam. Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. Und weitere drei wird er dort arbeiten – dazu hat er sich verpflichtet. „Mein Plan ist aber, mittelfristig, wieder zurückzukommen“, sagt Käfer. Und das will er in den kommenden Jahren auch zwischendurch, so oft es geht – „und natürlich zu den Sitzungen“. Harzgerode ist für Käfer Heimat. „Ich bin hier aufgewachsen, mit Freunden und Vereinen“, sagt der begeisterte Floorballer. Geboren wurde er in Leipzig, wo seine Familie noch bis 2012 zu Hause war. „Aber hier ist es besser.“

Was nicht heißt, dass es nichts gibt, was verbessert werden könnte. Dass es keinen Jugendclub gibt, stößt ihm auf. „Die Jugend braucht einen Rückzugsort. Ohne funktioniert’s nicht“, das mache kein schönes Stadtbild, wenn die Jugendlichen ständig am Schlossberg oder Busbahnhof rumhingen. Auch die Senioren sollten mehr ins städtische Leben eingebunden werden, findet der junge Stadtrat, vielleicht mit einer Art Begegnungsstätte. Und auch das Thema Windkraft treibt ihn um: „Ich finde ja, wenn Windkraft kommen sollte, muss jeder davon profitieren.“

Auf die nächsten fünf Jahre im Stadtrat freut er sich jedenfalls. „Ich bin gespannt und hoffe, ich kann auch etwas erreichen, und wenn es nur ein paar Denkanstöße sind“, sagt Käfer.