Bildungs- und Teilhabepaket im Harz Bildungs- und Teilhabepaket im Harz: Essen kommt vor Nachhilfe

Wernigerode - Mehr als 1,3 Millionen Euro hat die Kommunale Beschäftigungsagentur (Koba) Harz im vergangenen Jahr für Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (But) der Bundesregierung ausgegeben. Das sind rund 53 000 Euro mehr als 2014.
„Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften nimmt ab, aber wir geben mehr Geld für But-Leistungen aus“, sagt Christin Wessel. Die Leiterin des sechsköpfigen But-Teams der Harzer Koba freut sich darüber, dass die Angebote zur finanziellen Unterstützung stärker angenommen werden.
Das Team werbe für diese Förderung, die Familien mit geringem Einkommen - Hartz-IV-Empfänger ebenso wie Empfänger von Sozialhilfe, Kinderzuschlag und Wohngeld - zugute kommen soll: „Wir denken, dass sie noch viel mehr Kinder in Anspruch nehmen könnten“, sagt Wessel.
Nach Aussagen des Bundessozialministeriums haben bedürftige Kinder und Jugendliche „einen Rechtsanspruch aufs Mitmachen - zum Beispiel bei Tagesausflügen und dem Mittagessen in Schule und Kita, bei Musik, Sport und Spiel in Vereinen und Gruppen“.
Im Landkreis Harz ist vor allem die finanzielle Unterstützung für das Mittagessen gefragt; 61 Prozent aller Anträge beziehen sich auf die tägliche warme Mahlzeit in Kita oder Schule, für die die Eltern jeweils einen Euro zahlen müssen. Die übrigen Kosten übernimmt die Koba.
Geld für Klassenfahrten
Dank der Bundesförderung muss auch kein Schüler aus finanziellen Gründen einer mehrtägigen Klassenfahrt fernbleiben: „Der Zuschuss kann bis zur Höchstgrenze der Kosten, die an der Schule festgelegt sind, übernommen werden“, sagt Christin Wessel. Das seien meistens etwa 200 bis 300 Euro.
Seit Anfang des Jahres 2015 wurden 11 244 Anträge auf Unterstützung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket gestellt. Die Bewilligungsquote liegt laut Koba bei 93,8 Prozent. Verschwindend gering allerdings ist mit gerade einmal einem Prozent die Zahl der Anträge auf Lernförderung, die durch das Bildungs- und Teilhabepaket finanziell bezuschusst wird. Dabei gehe es nicht nur um Nachhilfe für versetzungsgefährdete Schüler, betont Christin Wessel. „Es reicht eine 4 mit Tendenz zur 5 in einem Fach.“ Allerdings lässt sich dieses Angebot nur nutzen, wenn nur dadurch das „wesentliche Lernziel“ erreicht werden kann und keine vergleichbaren schulischen Angebote bestehen, betont das Bundessozialministerium.
„Wir geben für das Bildungs- und Teilhabepaket definitiv mehr Geld aus“, sagt die Teamleiterin rückblickend über das Förderprogramm, für das nicht nur bei Elternabenden in Kindertagesstätten und Schulen kräftig geworben wird. Die Koba lege jetzt auch Flyer in Kinderarztpraxen aus.
Auf größeren Sportveranstaltungen werde ohnehin für das Teilhabepaket geworben: „Unser Hauptnetzwerkpartner ist der Kreissportbund“, erklärt Christin Wessel. Ein Clown verteile dann beispielsweise Luftballons mit kleinen Kärtchen, auf denen die Nummer des Beratungstelefons notiert ist. Er soll helfen, Hemmschwellen bei Betroffenen abzubauen: „Der Clown ist so eine Art Türöffner“, sagt die Teamleiterin. „Da steht ja nicht Koba drauf.“ (mz)