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Amtswechsel in der Polizei in Quedlinburg Amtswechsel in der Polizei in Quedlinburg: Dreifache Mutter lenkt Polizei in der Welterbestadt

Von Andreas Bürkner 19.10.2014, 11:47
Das Revierkommissariat Quedlinburg wird seit dem 6. Oktober von Kriminalhauptkommissarin Nadine Sünnemann geleitet.
Das Revierkommissariat Quedlinburg wird seit dem 6. Oktober von Kriminalhauptkommissarin Nadine Sünnemann geleitet. Chris wohlfeld Lizenz

Quedlinburg - „Ich habe den Wechsel noch keinen Tag bereut“, betont Kriminalhauptkommissarin Nadine Sünnemann. Seit zwei Wochen ist die 38-Jährige neue Leiterin des Polizei-Revierkommissariats in Quedlinburg. „Natürlich muss ich noch vieles in der Region kennenlernen“, sagt sie, „aber die Aufnahme war trotz der aktuellen Verunsicherung sehr freundlich.“

„Ich habe ein gefestigtes und gut organisiertes Team vorgefunden“, ist sie ihren Vorgängern dankbar. Zuletzt war Polizeirat Burckhard Vossler vier Jahre Chef der Polizeidienststelle in der Welterbestadt, der nun im Halberstädter Polizeirevier Harz als Leiter für zentrale Aufgaben arbeitet.

Konstruktives Lösen von Problemen

Nadine Sünnemann weiß jedoch, dass die derzeitigen Strukturveränderungen der Polizei in Sachsen-Anhalt bei den Beamten nicht immer auf Gegenliebe stoßen und manche Diskussion aufkommen lassen. „Ich möchte die Probleme aber konstruktiv lösen“, bietet sie an und verweist auf ihre jahrelange Erfahrung als Vorgesetzte in anderen Bereichen.

Als Chefin des Quedlinburger Revierkommissariats trägt die hübsche Frau nicht nur die Verantwortung für die Polizei in der Stadt, sondern auch für einen großen Teil des Altkreises Quedlinburg. „Wichtigste Aufgabe ist derzeit die Einrichtung der Streifenkreise“, erklärte die neue Leiterin. Während der Standort Harzgerode als Anlaufstelle für die Streifenbesatzungen erhalten bleibt, bereiten sich die Beamten aus Thale derzeit auf den Umzug nach Quedlinburg vor. „Zum Monatsende werden die Türen in der Rudolf-Breitscheid-Straße 10 geschlossen, dann sind nur noch zwei Regionalbereichsbeamte als Ansprechpartner in der Stadt“, erläutert die junge Kriminalhauptkommissarin. Die in Aspenstedt aufgewachsene Mutter von drei Kindern zwischen drei und elf Jahren erlernte nicht nur das ABC, sondern auch das interessante Brettspiel im Schachdorf Ströbeck von der Pike auf. „Meinen Mann kann ich noch schlagen“, sagt sie mit einem Schmunzeln, wohl wissend, dass dessen Kenntnisse im strategischen Duell der Figuren auf 64 Feldern deutlich geringer sind. „Leider wird aber kaum noch Schach gespielt“, bedauert sie allerdings. Nadine Sünnemann, die mit einem Polizisten verheiratet ist, der beim Landeskriminalamt (LKA) in Magdeburg arbeitet, wohnt inzwischen in Halberstadt. Sie hat nach dem Abitur im Eike-von-Repgow-Gymnasium Halberstadt erfolgreich eine Ausbildung für den gehobenen Dienst in der Polizei-Fachhochschule Sachsen-Anhalt in Aschersleben absolviert. 1998 begann die Kommissarin als Gruppenleiterin des zentralen Einsatzdienstes ihren aktiven Polizeilaufbahn im Harz. Seitdem wirkte sie in verschiedenen Fachbereichen, vor allem aber bei der Kriminalpolizei in Wernigerode und Halberstadt mit. Bevor sie nach Quedlinburg berufen wurde, war sie die Leiterin des Kriminaldienstes für den Altkreis Halberstadt. „Das ist eine sehr interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit, die ich gern gemacht habe“, sagt sie. Allerdings bleibe eine Tätigkeit gerade im Bereich „Mord, Totschlag und Sexualdelikte nicht ohne Folgen. Manche Fälle, wie der Mord am Harzgeröder Unternehmer Felix Bürger oder die Tötung einer Jugendlichen im Ascherslebener Neubaugebiet, beide sind bis heute nicht aufgeklärt, belasten sie noch immer. „Das kann man nicht so einfach verdrängen“, erklärt sie, „zumal die Täter vermutlich noch immer frei herumlaufen.“

Märchen und Krimis als Entspannungsprogramm

In der durch die Arbeit knapp bemessenen Freizeit fordert die Familie ihren Tribut, inklusive der Hündin „Mira“, die tagsüber aber von den Eltern betreut wird. „Wenn doch etwas Zeit für mich bleibt, greife ich gern zu einem Buch“, erzählt sie. Neben Märchen, „die ich abends den Kindern vorlesen muss“, schmökert sie eher in ausgewählten Krimis, beispielsweise von Henning Mankell und seinem Kommissar Kurt Wallander, oder in Biografien über interessante Menschen. Sünnemann: „Solche, wie über Boris Becker oder Dieter Bohlen, gehören definitiv nicht dazu.“

Ebenso wählerisch sei sie beim Fernsehprogramm, ergänzt sie. „Mal schaue ich eine Reportage und gelegentlich auch einen Krimi, bevorzugt aus dem Norden Europas.“ Das sei eine ganz andere Machart als deutsche Filme. Eines aber schließt sie kategorisch aus: „Amerikanische Filme und Serien sind überhaupt nicht meine Sache.“

Die neue Aufgabe hat übrigens auch zu einer neuen Erkenntnis ihrer dreijährige Tochter geführt. Sie kannte ihre Mutter bisher nur Zivil, der üblichen Kleidung der Kriminalisten. Doch als Nadine Sünnemann für den ersten Arbeitstag in Quedlinburg plötzlich schon daheim eine Uniform trug, fragte die Dreijährige ganz erstaunt: „Bist du bei der Polizei?“ (mz)