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Amtseinführung in Thale Amtseinführung in Thale: Gottesdienst mit Dirigierstab in Petrikirche

Von UWE KRAUS 21.04.2014, 18:33
Franziska Kaus (rechts) trat zum 1. April die Nachfolge von Pastorin Ursula Meckel an.
Franziska Kaus (rechts) trat zum 1. April die Nachfolge von Pastorin Ursula Meckel an. Uwe Kraus Lizenz

THALE/MZ - Ostermontag hatte Heinrich Kaus seinen vierten Geburtstag. Doch seine Mami Franziska drückte weit mehr Hände als ihr Sohn. Denn dieser Tag prägt ihr weiteres Leben. Die 31-Jährige beginnt ihren Entsendungsdienst als Pfarrerin in den Kirchengemeinden Thale, Bad Suderode/Friedrichsbrunn und Warnstedt. Am Ostermontag feierten zahlreiche Besucher mit ihr den Gottesdienst zur ihrer Einführung in der dicht besetzten Petrikirche Thale. Die beiden Söhne Johann und Heinrich erleben dieses Ereignis bewusst mit und helfen Superintendentin Angelika Zädow bei der Segnung.

Nach dem Vikariat werden Theologen von ihren Landeskirchen in eine Pfarrstelle entsendet. Dieser Entsendungsdienst dauert in der Regel 30 Monate. Der Probedienst (Entsendungsdienst) geschieht in einem kirchengesetzlich geregelten öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis. Die Dienstbezeichnung im Probedienst lautet „Pfarrerin“ oder „Pfarrer“ mit dem Zusatz „zur Anstellung“. Pfarrer zur Anstellung sind Geistliche im Sinne der Gesetzes. Pfarrerinnen und Pfarrer zur Anstellung können in jeden ihrer Ausbildung entsprechenden Dienst entsandt werden; sie können insbesondere mit der Versorgung einer Pfarrstelle beauftragt oder in eine ständige Stelle für Pfarrerinnen und Pfarrer zur Anstellung eingewiesen werden.  

Nachfolge von Ursula Meckel

Die Thüringerin Franziska Kaus gilt im Kirchenkreis Halberstadt schon lange nicht mehr als heuriger Hase. Seit Herbst 2011 Vikarin in der Kirchengemeinde Quedlinburg, führte sie die Feedback-Box ein, mit der alle Besucherinnen und Besucher auf Kärtchen Lob, Kritik und Ideen für die Gestaltung von Gottesdiensten los werden können. Unter dem Motto „Die Kirche hat 'nen Hammer!“ lud sie Kinder ins evangelische Kinder- und Jugendzentrum in Quedlinburg ein, als Handwerker ihre „Haltestelle“ zu verschönern und instand zu setzen.

Die junge Frau trat zum 1. April die Nachfolge von Pastorin Ursula Meckel an, die vor wenigen Tagen eine neue Aufgabe im Kirchenkreis Halberstadt übernommen hatte. Meckel freut sich: „Frauen im Talar sind heutzutage keine Seltenheit mehr.“ Mit Seitenblick auf Franziska Kaus und die Superintendentin fügt sie schelmisch an: „Und wir sind hier sogar in der Überzahl.“ Sie übergab einen großen Staffelstab, so wie die neue Pfarrerin in große Fußstapfen tritt. „Die wird Franziska Kaus ausfüllen“, ist sich Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht sicher. Er habe sowohl die Anfänge von Meckel wie Kaus miterleben dürfen. „Wenn Vikarin Kaus bei uns in Quedlinburg gepredigt hat, war die Kirche voll.“

„Auf dem Stab haben alle 23 Gemeindekirchenräte unterschrieben. Sie versichern, dass sie mitlaufen werden,“ so Meckel. Der Stab sei hohl, aber nicht leer, denn bunte Zettel mit guten Wünschen sollen dafür sorgen, dass die Neue auch an trüben Tagen, die es geben werde, gut behütet sei. Die Pastorin sicherte auch ihre eigene Unterstützung zu. „So ein Stückchen Staffel-Stab halte ich noch in den Händen. Sie wisse sehr wohl, wie schwer es sei, jemanden abzulösen, der lange seinen Dienst in Thale versehen habe und noch dazu dort wohnen bleibe.

Generationswechsel

Superintendentin Angelika Zädow verglich mit einem Dirigierstab in der Hand das Pfarrersein auf Probe, die Entsendung, nicht mit einer religiösen Schnupperstunde, sondern mit einem Orchester. „Verschiedene Stimmgruppen mit ihren Stimmführern, jeder hat seinen eigenen Schlüssel, ob Bass oder Tenor, dazu kommt der Konzertmeister.“ So erwarte Franziska Kaus ein Kirchen-Orchester aus Gemeinden und deren Kirchenräten, mit Erwartungen, Erfahrungen und Prägungen.

Ihre erste Predigt als Pfarrerin faszinierte die Gottesdienstbesucher auf ganz eigene Art. Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski sieht im I-Pad, mit dem Franziska Kaus auf die Kanzel stieg, ein Zeichen des Generationswechsels. „Ich hoffe, Sie sind gekommen, um zu bleiben“, sagt er der Pfarrerin und hofft, dass sie eine ebenso gute Ratgeberin wie Ursula Meckel sei. Sie gilt als „Bindeglied zwischen politischer und Kirchen-Gemeinde.“ Kaus versetzte ihre Zuhörer ins Kino und auf die morgendliche Bettkante. „Was wäre, wenn plötzlich alle Probleme weg wären“, stellt sie die Wunder-Frage. Sie erinnert an die Emmaus-Erzählung, in der Jesus Christus, der Auferstandene, zwei Jünger begleitet, die sich auf dem Weg nach Emmaus befinden. Hollywood würde daraus mit viel Geld und Schwulst einen Schinken machen. Doch das Leben schreibe keine Hollywood-Drehbücher. „Ostern hat kein Happy End, es ist der Anfang des Weges.“

Vielleicht steht dahinter auch der ganz persönliche Anfang für Pfarrerin Kaus, die demnächst auch an ihren Arbeitsort nach Thale umzieht. Schon am Ostermontag erhielt sie dazu viele Segenswünsche ihrer Gemeinden, aber auch von Freunden und Amtsbrüdern. Marc Pokoj, der Pfarrer, bei dem sie am Nordhäuser Humboldt-Gymnasium Religionsunterricht hatte und dem sie stets die längsten Klausuren auf den Tisch packte, zählte ebenso dazu wie ihr katholisches Thalenser Pendant Pfarrer Christoph Tretschok.