1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Naumburg
  6. >
  7. Typisierung in Possenhain: „Wir schaffen es diesmal!“ - Wie eine Hilfsaktion schwerkranken Familienvater unterstützt

EIL

Typisierung in Possenhain „Wir schaffen es diesmal!“ - Wie eine Hilfsaktion schwerkranken Familienvater unterstützt

David Mengel leidet unter schwerer Aplastischer Anämie. Der in Possenhain tätige Familienvater ist über Nacht aus seinem bisherigem Leben gerissen worden. Für ihn findet am 18. November eine Typisierungsaktion in Possenhain statt. Wie ihn außerdem geholfen werden kann.

Von Andreas Löffler Aktualisiert: 07.11.2023, 10:19
Der gebürtige Zeitzer David Mengel, der in Possenhain arbeitet, lebt mit den Kindern Luca (8) und Sophia (3) und seiner Partnerin Franziska mittlerweile in Gera.
Der gebürtige Zeitzer David Mengel, der in Possenhain arbeitet, lebt mit den Kindern Luca (8) und Sophia (3) und seiner Partnerin Franziska mittlerweile in Gera. (Foto: privat)

Possenhain/Jena. - Das Schicksal des kleinen Tristan Treuse, für den es jüngst in Tauhardt einen Benefizlauf mit riesiger Resonanz gab, bewegt die Region. Wie letztlich ein jeder von uns buchstäblich von jetzt auf gleich aus allen scheinbaren Gewissheiten und komplett aus seinem bisherigen Leben gerissen werden kann: Das müssen seit fünf Wochen auch der in einem Possenhainer Dachdeckerbetrieb tätige gebürtige Zeitzer David Mengel und seine Familie auf leidvolle Weise erfahren.

Bei dem 34-Jährigen war, nachdem sich an seinem Körper über Nacht überall blaue Flecken gebildet hatten, eine schwere Aplastische Anämie (SAA) diagnostiziert worden - eine lebensbedrohliche Erkrankung, der die behandelnden Ärzte im Jenaer Uniklinikum mit einer Chemotherapie sowie anschließender Stammzell-Transplantation beizukommen hoffen. Problem: Bis daran zu denken ist, muss David Mengel, der zu allem Unglück auch an einer schweren Lungenentzündung mit Pilzbefall laboriert, stabil und wieder fieberfrei sein - und überdies ein „genetischer Zwilling“ für eine Stammzellspende gefunden werden.

Breiter Unterstützerkreis hat sich gebildet - Gernstedterin als Koordinatorin

Angesichts dieser dramatischen Entwicklung hat sich in den zurückliegenden Tagen via Social Media auch für David Mengel, Partnerin Franziska und die beiden Kinder Luca (8) und Sophia (3) ein breiter Unterstützerkreis gebildet, welcher von Corinna Cyliax koordiniert wird. Die Gernstedterin hatte 2019 ihren Mann Christian an eine ähnlich heimtückische Krankheit verloren und bringt sich mit ihrem Erfahrungsschatz und weitgespannten Netzwerk hinsichtlich des bedrückenden Themas ein.

„Mein neuer Partner ist Davids bester Kumpel. Ich bin froh, dass David nach anfänglichem Zögern den Mut hatte, unsere Hilfe anzunehmen: Mit unserem Gang in die Öffentlichkeit wollen wir jetzt ebenfalls die ganze Region mobilisieren, dem jungen Mann zu helfen. Und das ist auf ganz konkrete Weise möglich“, sagt Corinna Cyliax. Zum einen gelte es, sofort und unverzüglich möglichst viele Menschen mit Blutgruppe 0 negativ zu finden und zu einer Blutspende für Mengel zu bewegen. „Jeden Tag müssen David 1,5 Liter Blutkonserven verabreicht werden, damit es überhaupt weitergeht. Weil die Vorräte wegen insgesamt stark gesunkener Blutspendebereitschaft rasch zur Neige gehen, hat uns das Uniklinikum um Mithilfe gebeten“, so Cyliax, die erst am Samstag die Kontaktdaten von 60 weiteren geeigneten, zur Blutspende bereiten Freiwilligen gen Jena übermittelte.

Ich bin froh, dass David nach anfänglichem Zögern den Mut hatte, unsere Hilfe anzunehmen: Mit unserem Gang in die Öffentlichkeit wollen wir jetzt ebenfalls die ganze Region mobilisieren, dem jungen Mann zu helfen.

Corinna Cyliax, Koordinatorin der Hilfsaktion

Corinna Cyliax , Koordinatorin
Corinna Cyliax , Koordinatorin
(Foto: privat)

Zudem wird am Sonnabend, 18. November, zwischen 9 und 16 Uhr im Dachdeckerbetrieb von Andreas Wiebicke in Possenhain, in dem der junge Familienvater angestellt ist, eine großangelegte Typisierungsaktion stattfinden, um einen passenden Stammzellspender für David (und/oder andere Erkrankte) zu finden. „Wer sich nicht bereits hat typisieren lassen und somit in der weltweiten Spenderdatei registriert ist, möge an dem genannten Samstag bitte unbedingt nach Possenhain kommen“, wirbt Corinna Cyliax, die auch das enorme Engagement von Firmenchef Andreas Wiebicke würdigt. „Er hat sofort vorgeschlagen, dass wir das Ganze direkt am Unternehmenssitz aufziehen sollen, da dort ein großer Saal zur Verfügung steht“, berichtet sie.

Zudem werde es für alle Gekommenen, die sich per Wattestäbchen aus dem Rachenraum eine Speichel-, sprich DNA-Probe für die Typisierung abnehmen lassen, als Dankeschön einen Imbiss sowie Getränke geben. Sogar eine Spiel- und Bastelecke für auf ihre Eltern wartende Kinder wird eingerichtet und eine Rockband für musikalische Umrahmung sorgen.

„Trotz der dramatischen Lage gehen wir die Dinge positiv und mit Zuversicht an: Ich will nicht nur, dass es dieser junge Mensch schafft - nein, mehr noch: Ich sage voller Überzeugung: Wir schaffen es diesmal!“, bekundet Corinna Cyliax und verweist auf bereits viele großartige Gesten der Unterstützung: „Werbung Trautmann in Bad Kösen hat in einer Nachtschicht Banner für alle Wiebicke-Baustellen gefertigt, um den Hilfsaufruf möglichst breit zu streuen.“

Auch Blutspenden helfen

David Mengel und Familie kann auf zwei Wegen geholfen werden: Erwachsene, mindestens 18 Jahre alt, die die Blutgruppe 0 negativ haben und zur Blutspende bereit sind, wenden sich bitte telefonisch unter 0160/94 67 15 26 an Corinna Cyliax, die Koordinatorin des Unterstützerkreises, die Ihre Kontaktdaten an das Jenaer Uniklinikum weiterleiten wird. Wer weiter weg wohnt - Angebote gab es etwa schon aus Ulm -, kann sich in der nächstgelegen Uniklinik Blut „abzapfen“ lassen zugunsten von David Mengel in Jena. Die Konserve wird dann per Blutkurier an den Bestimmungsort gebracht.

Ebenfalls 18 Jahre ist das Mindestalter, um sich als Stammzellspender typisieren zu lassen. Wer noch nicht durch entsprechende Organisationen wie etwa DKMS oder DSD in der weltweiten Spenderdatei registriert ist, hat am 18. November von 9 bis 16 Uhr in Possenhain Nr. 21 die Gelegenheit dazu.