Auszeichnung von Naumburger Tageblatt/MZ Überall und mittendrin - Schleberodaerin Karin Reglich erhält diesjährigen Wenzelspreis
Karin Reglich wird in diesem Jahr mit dem Wenzelspreis unserer Zeitung geehrt. Die Tierärztin aus Schleberoda engagiert sich in vielen Bereichen - sowohl kommunalpolitisch als auch für die Dorfgemeinschaft. Der Preis wird ihr am Sonntag in ihrem Heimatort überreicht.
Schleberoda - Gemeinderat Freyburg. Sie ist dabei. Verbandsgemeinderat Unstruttal. Sie ist dabei. Kreistag. Ahnen Sie es schon? Sie ist zudem Gründungsmitglied des Heimatvereins Schleberoda, Vorsitzende des Fördervereins Welterbe an Saale und Unstrut, aktiv im Förderverein der Johann-Georgen-Kirche Schleberoda, engagiert im Tierschutz, als Wanderwegwartin in Freyburg und in der Bürgerinitiative gegen die geplante Stromtrasse durch die Saale-Unstrut-Region.
Beruf und Ehrenamt unter einen Hut bekommen
Karin Reglich bringt sich seit Jahren in zahlreiche Bereiche ehrenamtlich ein. Es gibt viele Gründe, die 58-Jährige mit dem diesjährigen Wenzelspreis unserer Zeitung zum „Schleberodaer Kultur-Menü“ am Sonntag in ihrem Heimatort auszuzeichnen. Ihr Geheimnis, wie sie all ihre verschiedenen Ehrenämter unter einen Hut bekommt, ist kein geheimes. „Als selbstständige Tierärztin kann ich mir die Freiheit nehmen, mich zu engagieren. Und beides ist mir auch wichtig. Jeden Tag ist etwas mit Ehrenamt. Telefonate, Termine, E-Mails. Man muss da Augen und Ohren offenhalten“, erzählt sie, um allerdings in einem Atemzug auf ihre vielen Mitstreiter hinzuweisen, ohne die Projekte und Erfolge wie die Silber-Medaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ nicht möglich gewesen wären.
Dass sie in mehreren kommunalpolitischen Gremien vertreten ist, sehe sie als Vorteil für das Wirken in ihrem Heimatdorf und in der Region. Dadurch kann sie auf zahlreiche Kontakte zurückgreifen und weiß, wie Politik und Verwaltung so ticken. „Mir gehen die Ideen nie aus, ich habe große Freude daran, etwas zu tun, und habe das große Glück, fantastische Mitstreiter zu haben. Wenn ich alleine bin oder keinen von meiner Idee überzeugen kann, kann ich gar nichts“, unterstreicht Karin Reglich, die sich deshalb vor allem als Netzwerkerin betrachtet.
Doch in all den Jahren gab es nicht nur Erfolge. Auch Enttäuschungen und Rückschläge galt es, einzustecken, hinter sich zu lassen. „Das kostet Kraft und Zeit, führt zu Frust. Aber man sollte immer einen Plan B bereithalten, und es ist wichtig, dass die Leute bei der Stange bleiben“, betont Karin Reglich, gibt damit auch anderen Vereinen, Initiativen und Ehrenamtlichen einen Rat mit auf dem Weg. Offen übt sie Kritik an der überbordenden Bürokratie. Viel Geduld sei oftmals vonnöten, um Resultate zu sehen. Es gebe immer kleinere Spielräume für Erfolgserlebnisse, bemerkt sie.
Familie seit mehreren Jahrhunderten in Schleberoda ansässig
In Naumburg geboren, wuchs Karin Reglich in Schleberoda auf, wo ihre Familie schon seit mehreren Jahrhunderten ansässig ist. Der Hof vereint das private Zuhause und die Praxis, in der die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen als Veterinärmedizinerin tätig ist. Nach dem Abschluss der zehnten Klasse absolvierte sie eine Berufsausbildung mit Abitur zur Zootechnikerin/Mechanisatorin in Halle. Nach der Wende nahm sie ein Studium der Veterinärmedizin in Leipzig auf - und promovierte. Im Zuge ihrer Doktorarbeit widmete sie sich dem Thema Salmonellen und betrieb Grundlagenforschung.
Nach einer Anstellung in einer Gemeinschaftspraxis auf dem Land machte sie sich 2001 schließlich selbstständig. „Schon als Kind hatte ich ein enges Verhältnis zu Tieren“, blickt Karin Reglich zurück. Dies und der Umstand, dass ihre beiden Söhne die Landesschule Pforta besuchten, führte zu einer speziellen Initiative mit dem Pförtnerbund. Über einen Zeitraum von zwei Jahren konnten viele Exponate der Historischen Pfortenser Lehrsammlung durch den halleschen Präparator Christoph Alexander Dose aufgearbeitet werden. Dafür wurden Spenden gesammelt, Patenschaften vergeben. Sie selbst entschied sich für ein ganz besonderes Präparat: das Schnabeltier. „Das sieht man in keinem Zoo“, sagt Karin Reglich.
Nach all den Jahren so aktiv, will sich die Schleberodaerin künftig von der einen oder anderen Aufgabe lösen. „Man muss einfach auch lernen, dass es ohne einen funktioniert. Ich hoffe, dass das Engagement von Jüngeren weitergeführt und das Geschaffene erhalten wird. Aber letztlich kann man Dorfgemeinschaft nicht verordnen.“