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Rotkäppchen-Mumm Rotkäppchen-Mumm: Das Ende bringt ein Viertel

Von Gerd Stöckel 05.12.2014, 08:15
Lange stand es leer, nun gibt es Überlegungen, dass das Schützenhaus an der Vogelwiese in ein Ärztehaus verwandelt werden könnte.
Lange stand es leer, nun gibt es Überlegungen, dass das Schützenhaus an der Vogelwiese in ein Ärztehaus verwandelt werden könnte. Torsten Biel Lizenz

naumburg - Mit dem vor der Tür liegenden Eis und Schnee gehen die Bagger und Betonmischer in der Region wohl bald in die Winterpause. Doch hinter den Kulissen wird mal mehr, mal weniger öffentlich über diverse Pläne diskutiert. Mal sind es nur lose Ideen, mal schon ganz konkrete Projekte. Zu einigen nahm Oberbürgermeister Bernward Küper nun im Hauptausschuss des Gemeinderates Stellung. Darüber und zu weiteren „Baustellen“ hier eine Übersicht.

Schützenhaus: Lange schon steht es leer. Nur ein neues Dach hat es erhalten, damit es nicht weiter hineinregnet. Nun aber könnte das Schützenhaus an der Vogelwiese auch eine Zukunft bekommen. Wie Stadtkämmerer Diethard Opel auf Anfrage von Stadträtin Simone Rauschenbach (CDU) bestätigte, wird derzeit ein Optionsvertrag vorbereitet, den die Stadt als Eigentümerin mit einem Investor demnächst unterzeichnen möchte. Der Interessent, ein aus dem Gesundheitswesen stammender Jenaer, wollte sich gestern im Gespräch mit unserer Zeitung aber noch nicht zu seinen Plänen äußern. Dafür sei es noch viel zu früh. Gleichwohl war schon zuvor durchgesickert, dass über ein Ärztehaus an der Vogelwiese nachgedacht wird. Ob es für dieses genügend Nutzer gibt, bleibt für den Investor noch abzuklären. Der Optionsvertrag gäbe ihm die Möglichkeit, das Vorhaben zu prüfen und von dem Kauf wieder zurückzutreten zu können. Wie aus dem Rathaus zu erfahren war, gehen mit dem in Vorbereitung befindlichen Vertrag diverse denkmalpflegerische Auflagen einher. Ein „Abreißen des halben Schützenhauses“ werde so verhindert. Interessiert zeigte sich auch Lars Frohn, Geschäftsführer des Burgenland-Klinikums, an der Idee eines Ärztehauses. Er sei für Gespräche mit einem Interessenten sehr offen, meinte er gegenüber unserer Zeitung.

Othmarsweg: Die Sanierung der „Pfütze“, wie der Othmarsweg im Naumburger Volksmund heißt, ist im Rathaus schon lange geplant. Auch Fördermittel wurden dazu bereits akquiriert. Dass die Arbeiten noch immer nicht begonnen haben, liegt an einem Bau-Projekt für Betreutes Wohnen, das die Awo auf einer benachbarten Brachfläche plante. „Wir haben bisher Rücksicht genommen und angeboten, mit unseren Tiefbaumaßnahmen zu warten. Nun aber zeichnet sich ab, dass das Projekt verschoben oder gar nicht realisiert wird. Deswegen legen wir nun mit unseren Arbeiten los“, erklärte Bernward Küper am Mittwoch den Stadträten. Wie weiter zu erfahren war, sind noch Absprachen mit dem Abwasserzweckverband aufgrund der Kanalarbeiten notwendig. Sicher ist, dass ein altstadtgerechtes Pflaster verbaut werden soll. Dass die Awo ihr Projekt in naher Zukunft am Othmarsweg nicht angeht, bestätigte gestern auch deren Landesverband auf Anfrage unserer Zeitung. Gründe dafür wurden nicht genannt.

Ehemalige JVA: Wie steht es um den Verkauf des ehemaligen JVA-Geländes am Salztor? Diese Frage stellte Stadtrat Daniel Sturm (CDU) am Mittwochabend dem Oberbürgermeister. Hintergrund dessen, wie Sturm später gegenüber unserer Zeitung verriet, ist sein Wissen um zwei Investoren, die sich mit verschiedenen Konzepten um das Gesamtgrundstück bewerben. OB Küper jedoch gab an, dass sich das Land, dem die Immobilie gehört, in jüngst erfolgten Gesprächen bedeckt gab. „Zum Stand der Verhandlungen mit Interessenten haben wir nichts erfahren. Wohl aber, dass das Land nun doch wieder Bereitschaft zeigt, das Objekt auch in Teilen zu verkaufen. Das war ja zuletzt nicht der Fall.“ In diesem Zusammenhang wurde laut Küper zudem gesagt, dass das Land unter Umständen das Schwurgerichtsgebäude zu 25 Prozent des Verkehrswertes verkaufen würde, wenn dieses danach öffentlich genutzt wird.

Landesweingut: Auf Nachfrage von Stadtrat Günther Weiße (Freie Wähler) nahm OB Küper auch zu den Überlegungen eines Neubaus oder Umzugs des Landesweingutes (wir berichteten) Stellung. Die dabei aufgeworfene Idee eines Neubaus im Köppelberg bezeichnete Küper unter Kopfschütteln als „abenteuerlich“. Aus Sicht des Denkmalschutzes sei ein moderner Bau in einem solch historischen Umfeld, der „Keimzelle des Weinbaus“, vor allem in Bezug auf den Welterbe-Antrag undenkbar. Die Idee eines Umzugs des Landesweingutes auf das Gelände der Stiftung Schulpforta bezeichnete Küper als „nicht schlecht“ und als „eine Frage des Entwurfes“. Keine Fortschritte gebe es hingegen bei den Plänen des Landesweingutes, eine Vinothek neben dem Naumburger Dom einzurichten. Statt dies im Haus Domplatz 20 zu tun, werde vom Landesweingut nun die Idee verfolgt, einen Pavillon zu errichten. „Dieser müsste von der Wertigkeit natürlich auch dem Dom entsprechen“, so Küper. Ein erster Entwurf, den der OB in die Hand bekam, habe aber den Eindruck erweckt, dass da „nur ’ne Kiste“ geplant ist. Eine Einigung und damit Realisierung scheint derzeit in weiter Ferne.

Sportlerheim Hallescher Anger: Am Halleschen Anger soll das bestehende, durch das Rekordhochwasser 2013 schwer in Mitleidenschaft gezogene Vereinsheim abgerissen und dafür ein neuer Multifunktionsbau, vornehmlich für den Naumburger Fußballnachwuchs, gebaut werden. Soll.

Denn noch immer warten sowohl die Stadtverwaltung als auch die am Anger beheimatete Naumburger SV 05 auf die entsprechenden Fördermittel aus Magdeburg. Diese seien so gut wie bewilligt, ist dazu seit vielen Wochen aus dem Rathaus zu erfahren. Doch Vollzug kann noch immer nicht gemeldet werden. „Die letzten Aussagen waren etwas verwirrend, wir wissen momentan nicht, an welchem letzten Schräubchen die Zusage noch hängt“, meinte Oberbürgermeister Küper. Er wolle sich nun aber nochmals persönlich und mit Nachdruck dem Problem annehmen.

Auf Kosten von knapp eine Million Euro wird der hochwassersichere Ersatzneubau, der Spieler- und Schiedsrichterkabinen, Sanitäranlagen und einen Veranstaltungsraum beherbergen soll, kalkuliert. Die Stadt hofft auf eine 100-prozentige Förderung durch das Land im Zuge der Hochwasserhilfe. In diesem Zusammenhang sollen auch der Ersatzneubau für die Feuerwehr am Gänsegries sowie die Sanierung der Stützmauer am Gelände des Rudervereins (Klingenberg) erfolgen. Doch auch dafür stehen Fördermittel noch aus.

Kulturinsel am Reußenplatz: Während in der Bevölkerung in puncto Bibliotheks- und Archivneubau am Reußenplatz ein Für und Wider zu hören ist, stimmten zwei Ausschüsse des Naumburger Gemeinderates jüngst einheitlich für die Fortführung des Projektes. Bevor nun aber der Gemeinderat als Ganzes die Verwaltung beauftragt, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, geht die Sozialliberale Fraktion in einer Pressemitteilung auf Konfrontationskurs. „Mit der Kulturinsel würden falsche Prioritäten gesetzt werden. Naumburg hat zu viele Baustellen, nicht nur die Dauerbrenner Reichskrone oder Schwurgerichtsgebäude, sondern auch laufende Bauvorhaben wie die Jägerkaserne und die Drei Schwanen, für die bis heute kein schlüssiges Nutzungskonzept vorliegen“, argumentiert Stadtrat Andreas Sander (SPD).

Sein Fraktionskollege Uwe Droese pflichtet ihm bei: „Wir haben uns nochmals intensiv mit dem Projekt aus Haushaltssicht beschäftigt. Das wirft viele Fragen auf. Letztlich verbleibt eine gute Million, die Naumburg jährlich als Eigenmittel mit Hilfe von Fördermitteln in Bauvorhaben stecken kann“, erklärt Droese. „Wenn wir davon ausgehen, dass wir diese Million auch die nächsten Jahre weiterhin zur Verfügung haben – was nicht sicher ist -, so liegt eine Realisierung der Kulturinsel noch in weiter Ferne. Die Jahre 2015 bis 2017 sind wir noch vollends mit der Kurpromenade und dem Bahnhof in Bad Kösen beschäftigt. Dabei ist es aber wichtig zu sagen, dass der 2. und 3. Bauabschnitt der Kurpromenade noch gar nicht berücksichtigt wurde.“ Die Kulturinsel sei deshalb erst in den Jahren 2019 bis 2022 realistisch. „Aufgrund der jetzigen Baukostensteigerungen können wir dann von etwa 30 Prozent Mehrkosten ausgehen“, erklärt Droese weiter. Dann wäre man bei über 14 Millionen Euro. Andreas Sander sprach zudem an, dass eine Entscheidung für die Kulturinsel auch eine Entscheidung gegen das Theater und weitere Projekte sei.

Spannende Zeiten in Naumburg.