Stiftung Kloster Pforta feiert großen Erfolg Pforte holt das Kulturerbe-Siegel
EU-Kommission würdigt das Wirken der Zisterzienser. Was bedeutet das für das einstige Kloster und das Land?
Schulpforte. - In Schulpforte hatte man schon eine leise Vorahnung, doch nun ist es offiziell: Das einstige Zisterzienserkloster und die es umgebende, von den Mönchen des im Mittelalter bedeutenden Ordens geschaffene Landschaft mit ihren Flussläufen, Deichen, Bauten und Weinbergen erhält das Europäische Kulturerbesiegel. Die Entscheidung hat jetzt die EU-Kommission getroffen und an gestrigen Donnerstag bekannt gegeben. Damit würdigt sie ein Projekt namens „Cisterscapes“, das 17 Stätten zisterziensischen Schaffens in fünf europäischen Ländern darstellt und bewirbt.
Den Antrag für das Siegel hatte der Landkreis Bamberg als Teil der Klosterlandschaft Ebrach stellvertretend für alle Zisterzienserorte, so auch Schulpforte, 2019 bei der Kommission eingereicht. Feierlich verliehen werden soll das Siegel am 17. April in Antwerpen. Die EU-Kommission misst dem Netzwerk der Zisterzienser einen „historischen paneuropäischen Charakter“ bei. Sie leisteten wichtige Beiträge zur Kultur und Technologie im Mittelalter, heißt es.
Bei der Stiftung Schulpforta ist die Freude groß. „Die Siegelverleihung stellt die Bedeutsamkeit des Schaffens der Zisterzienser in Europa heraus. Für Sachsen-Anhalt bringt sie zudem eine Einzigartigkeit, denn neben dem Welterbetitel für den Naumburger Dom gibt es mit dem Kulturerbesiegel nun eine europäische Dimension. Gewissermaßen Welterbetitel 2.0“, so Prokurator Arndt Gerber in einer Stellungnahme gegenüber Tageblatt/MZ. Er wird am 17. April an der Siegelverleihung in Antwerpen teilnehmen.
Tatsächlich können Stiftung, Landkreis und Stadt nun auf ein Alleinstellungsmerkmal verweisen, was ihnen mit dem ersten Anlauf für den Welterbetitel versagt geblieben war und der bekanntlich erst verliehen wurde, als sich die Antragsteller auf den Naumburger Dom beschränkten. „Die Vorarbeit wurde damals gemacht. Es ist jetzt ihre logische Fortsetzung“, meint Gerber.
In Schulpforte ist man sich sicher, dass das Kulturerbesiegel weitreichende positive Effekte haben wird, insbesondere durch einen Aufschwung des Kultur-Tourismus, der wiederum dem einstigen Klosterareal und dessen Verquickung mit den anderen zisterziensischen Orten in Europa eine größere Bedeutung verleiht. Greifbar wird das bereits durch einen sechs Kilometer langen Rundwanderweg und die Einbettung in den „Europäischen Wanderweg der Zisterzienser“, der alle 17 Stätten des einstigen Mönchsordens in Europa miteinander verbindet, des Weiteren ein Landschaftsmodell im Gotischen Haus.
Geplant ist nun die Anlage eines „Meistergartens“ auf zunächst 2.000 Quadratmetern, später einem Hektar Fläche. Wichtigster „Spieler“: der Borsdorfer Apfel, der von Mönchen der Abtei Pforte gezüchtet worden war. Er gilt als eine der bedeutendsten Apfelsorten des Mittelalters.