Mauerfall am Schweigenberg
FREYBURG. - Die Mauern im Schweigenberg bei Freyburg sind in den vergangenen Tagen an vielen Stellen eingestürzt. Auch an andere Weinterrassen der Region sind die Stützmauern mit der Schneeschmelze ins Rutschen geraten. Bis zum Wochenende war im Amt für Landwirtschaft in Weißenfels der Einsturz von 600 Quadratmetern gemeldet. Inzwischen kamen weitere hinzu. Frank Weigel, der zuständige Mitarbeiter, schätzt, dass in der Mitte des Winters bereits der Schadensumfang des Vorjahres erreicht ist. Damals waren 1000 Quadratmeter eingestürzt. Waren da vor allem Winzer in Höhnstedt am Süßen See betroffen, hat die Einsturzwelle nun das Zentrum des Weinbaugebietes erreicht.
Bilderbuchansicht nahm Schaden
Betroffen ist auch der Klingerweinberg in Großjena, wo laut Weigel 80 Quadratmeter eingestürzt sind. Im Schweigenberg schätzt Weigel die Schäden auf inzwischen 500 Quadratmeter. Dort sind auch zwei Mauern unter dem Schlösschen abgerutscht, der Bilderbuch-Kulisse, die viele Prospekte und Bildbände zur Toskana des Nordens ziert. Die betroffenen Terrassen werden vom in Roßbach ansässigen Weingut Sauer / Wartemberg bewirtschaftet. Maria Wartemberg, Professorin an der Universität Jena, und ihr Mann, mit demselben akademischen Grad die Woche über in Gießen tätig, haben die ersten Flächen am Schweigen 2003 erworben, später zugekauft, aufgerebt und inzwischen zwei der drei Weinbergshäuser ihres Berges saniert. Die Erneuerung des dritten, ohnehin eine Herausforderung, wie Maria Wartemberg meint, wird nun warten müssen. "Wir wissen im Augenblick nicht, wie wir das bewältigen", meint sie angesichts des Ausmaßes der Schäden.
Niederschlag beschleunigt Einsturz
Die Kosten zur Instandsetzung eines Quadratmeters Stützmauer werden auf 500 Euro veranschlagt. Im Schweigenberg, einer der steileren Lagen, liegen sie laut Weigel bei 600 Euro und höher. Das Land fördert die Sanierung der Weinbergsmauern mit 60 Prozent. 2010 sind dafür laut Weigel 102 000 Euro in die Region geflossen. Angesichts der umfangreichen Schäden, die für dieses Jahr erwartet werden, bemühe man sich um zusätzliche Fördermittel.
Auch am Weinberg von Klaus Scheiding am Schweigen sind dieser Tage 16 Quadratmeter Mauer eingefallen. Zudem ist ein Teil der Treppe hangabwärts gerutscht. "Wenn ich da nicht vor einiger Zeit eine Zufahrt angelegt hätte, käme ich jetzt nur über eine Leiter ins Weinbergshaus, sagt der Freyburger. Scheiding hat in der Mauer am Fuß seines Weinberges Steine mit der Jahreszahl 1787 ausgemacht. Das Alter vieler Mauern gilt denn auch als eine der Ursachen für die vermehrten Einstürze. Hinzu kommt laut Frank Weigel die Feuchtigkeit im Boden. Schon im vorigen Jahr hatte es überdurchschnittlich viel geregnet, und nun kam das Schmelzwasser hinzu. Die Feuchtigkeit lässt den Boden hinterm Mauerwerk aufquellen. Die Packlagen, die als Drainage dienen, haben sich über Jahrzehnte mit Erde versetzt, so dass Wasser nicht abfließen kann. Auch der Kalkstein, auf die die Mauern gebaut worden sind, ist vielfach bröselig geworden. Kommentar Seite 8