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Generalversammlung der Winzervereinigung Freyburg „Klimatische Wechselbäder“ verursachen Minus

Genossenschaft verzeichnet Rückgang bei Absatz und Umsatz. Internethandel legt zu. Veranstaltungssegment entwickelt sich positiv.

31.08.2021, 09:44
Ein durchwachsenes Fazit zieht die Winzervereinigung für das vergangene Wirtschaftsjahr.
Ein durchwachsenes Fazit zieht die Winzervereinigung für das vergangene Wirtschaftsjahr. (Foto: Torsten Biel)

Freyburg - Es war eine besondere Generalversammlung, zu welcher der Vorstand und der Aufsichtsrat die Mitglieder der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eingeladen hatten. Corona zwang zum Umdenken. So wurde der traditionell im Winter angesetzte Termin auf den Sommer gelegt. Zudem tagte in der über 75-jährigen Geschichte der Genossenschaft die Generalversammlung am Sonnabend in Freyburg erstmals unter freiem Himmel. Das große Schleppdach der eigenen Traubenannahme bot unter Wahrung der hygienischen Vorgaben genügend Platz für rund 80 Mitglieder. Abgerechnet wurde das Wirtschaftsjahr 2019/2020, wie aus einer von der Genossenschaft veröffentlichten Pressemitteilung hervorgeht.

Corona ist aber nicht die einzige Herausforderung, mit der sich Weinbauern in Mitteldeutschland derzeit auseinandersetzen müssen. „Unsere jahrzehntelang bewährten Wettermuster geraten aus den Fugen. Extrem trockene Sommer, heftigste Niederschläge und schwere Fröste stürzen uns immer wieder in klimatische und wirtschaftliche Wechselbäder“, beschreibt Geschäftsführer Hans Albrecht Zieger die aktuelle Situation. So kamen zur Lese 2019 gerade einmal 1,8 Millionen Liter Most in die Keller. Das sind lediglich 60 Prozent des Durchschnittsertrags. 2020 waren es dann nur noch 1,6 Millionen Liter. Eine Menge, die wahrscheinlich auch bei der diesjährigen Ernte gerade so erreicht werden wird. Das hinterlässt deutliche Spuren beim Absatz, der ein Minus von 9,2 Prozent verzeichnet, und beim Umsatz von minus 8,7 Prozent, wie die Winzervereinigung informiert. Besonders im Lebensmitteleinzelhandel (Supermärkte und Lebensmittelketten) konnte die Nachfrage nicht gedeckt werden. Dort fiel der Umsatz um fast 13 Prozent zurück.

Zugelegt haben stattdessen die eigenen Vertriebskanäle über die Weingalerie (plus 3,2 Prozent) und die noch junge Eventsparte (plus 5,6 Prozent), die vor allem mit Veranstaltungen im Freyburger „Anisium“ aktiv ist. Zudem hat die Pandemie den Internethandel spürbar angetrieben, der sich nahezu verdoppelt. Insgesamt summieren sich die Geschäfte „ab Hof“ auf fast 1,7 Millionen Euro und machen derzeit ein Sechstel des Gesamtumsatzes aus. Das stimme optimistisch, kommentiert Zieger diese Entwicklung, obwohl viele Weinfeste ausgefallen sind und auch das diesjährige Freyburger Winzerfest nicht stattfinden wird. Zudem musste der Herzogliche Weinberg, den die Genossenschaft seit über einem Jahr in Freyburg bewirtschaftet, die meisten Zeit verschlossen bleiben.

Unsere jahrzehntelang bewährten Wettermuster geraten aus den Fugen. Extrem trockene Sommer, heftigste Niederschläge und schwere Fröste stürzen uns immer wieder in klimatische und wirtschaftliche Wechselbäder.

Geschäftsführer Hans Albrecht Zieger

Der weitere Ausbau geeigneter Vermarktungsstrukturen stehe deshalb ganz oben auf der Aufgaben-Liste der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut, benennt Aufsichtsrats-Vorsitzender Andreas Silbersack einen Schwerpunkt kommender Jahre. Ein weiterer wird vom Klimawandel diktiert und betrifft ein dringend benötigtes Bewässerungskonzept für das Anbaugebiet Saale-Unstrut. Hier setze man auf politische Unterstützung seitens der neuen Landesregierung.

Veränderte klimatische Bedingungen werden sich auch in der Bepflanzung der Weinanlagen widerspiegeln müssen. So gewinnen neue Rebsorten weiter an Boden. Sie können sich oft besser auf trockene, heiße Perioden einstellen und sind zudem widerstandsfähiger gegen Pilzbefall. Das verringert deutlich den Einsatz von Schutzmitteln und ebnet weiter den Weg für nachhaltigen Weinbau. Zieger: „Pionierarbeit wird da in der Thüringer Lage Weimarer Poetenweg geleistet, wo gegenwärtig eine große Fläche auf zertifizierten Bio-Anbau umgestellt wird.“

Die Generalversammlung hat Thilo Wille erneut in den Vorstand gewählt. Im Aufsichtsrat rückt Michael Erfurt für Olaf Jäger nach, der nicht mehr kandidierte. Als Vorsitzender dieses Kontrollorgans wurde Andreas Silbersack bestätigt. Gegenwärtig zählt die Genossenschaft 364 Mitglieder, die 383 Hektar Rebfläche bewirtschaften. (ag)

Informationen im Internet unter www.winzervereinigung-freyburg.de