Henglein in Klosterhäseler Henglein in Klosterhäseler: Mehr Pizza, weniger Klöße

Klosterhäseler - Henglein aus Klosterhäseler ist einer der bekanntesten Arbeitgeber in der Region. Über die aktuellen Herausforderungen, vor allem dazu, wie sich die Pandemie auf das Unternehmen auswirkt, sprach Holger Behrens mit Betriebsleiter Ralf Röhrborn.
Wie kommt der Betrieb durch die Pandemie?
Ralf Röhrborn: Ich denke, wir haben von Anfang an gut auf diese reagiert. Nicht nur, dass wir ein solide aufgestelltes Hygienekonzept haben, sondern auch flexibel auf die sich ständig verändernden Bedingungen reagieren können - schließlich stellen wir Frischware her. Und bei 560 Beschäftigten ist dafür zu sorgen, dass kein Hotspot entsteht. Im Betrieb sind ständig Schnelltests möglich, weiterhin gibt es an zwei Tagen in der Woche die Möglichkeit, einen aussagekräftigeren PCR-Test auf unsere Kosten vorzunehmen. Mittags durch ein Jenaer Labor durchgeführt, haben wir schon am Abend belastbare Werte. Im Betriebsalltag gelten selbstverständlich strenge Hygiene- und Abstandsregeln.
Dazu gehören das Tragen von FFP2-Masken während der gesamten Arbeitszeit und ein Schichtwechsel, bei dem es nicht zum Kontakt zwischen zwei Schichten kommt. Damit wollen wir im Ernstfall eine Infizierung schnell nachverfolgen können.
Henglein hat sich vor allem als Kloßteighersteller einen Namen gemacht. Doch sie produzieren ja weit mehr...
Hier hat ein deutlicher Trend eingesetzt, dem wir voll umfänglich Rechnung tragen. Mittlerweile sind unsere Pizzateige ganz klar die Nummer eins - vom üblichen über den amerikanischen bis hin zum Vollkornteig. Die Pizzateige haben über die Zeit die Blätterteige und Hefeklöße als Kundenlieblinge verdrängt.
Wie wirkt sich die Lage auf den Absatz der Produkte aus?
Mit 20 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zu den Zeiten davor hat sie uns eher in die Hände gespielt. Das liegt auch daran, dass viele Kunden erst sehr wenig und nun gar nicht mehr Restaurants besuchen können und stattdessen mehr Speisen zu Hause zubereitet werden. Viele Menschen besinnen sich dabei auch wieder darauf, Mahlzeiten komplett und auf herkömmliche Art und Weise zu fertigen. Das heißt auch, beispielsweise nicht die Tiefkühl-Pizza zu kaufen, sondern eine komplett selbst zu kreieren. Da passt natürlich unser Teig-Angebot. Umgekehrt mussten wir der gewachsenen Nachfrage auch jeden Tag gerecht werden, was einen großen logistischen Aufwand bedeutet. Von Klosterhäseler aus beliefern wir beispielsweise den ganzen Osten der Republik. Produkte von hier und aus dem Stammbetrieb in Wassermungau finden Sie aber auch überall in der EU, der Schweiz und in England. Die Teige aus Klosterhäseler werden speziell in Italien und Polen besonders stark nachgefragt. Die Vorweihnachtszeit war insgesamt eine große Herausforderung, denn nicht nur die Kloßteige mussten ganz klassisch in größeren Mengen produziert werden, sondern eben auch die anderen. Wir haben das gestemmt, konnten und können ganz flexibel auf die Wünsche der Händler reagieren. Was im Prinzip heute bis zwölf Uhr bestellt wird, können wir am übernächsten Tag liefern.
Was heißt das für den Betriebsablauf?
Auf der einen Seite arbeiten wir durchweg im Dreischichtsystem, auf der anderen wissen wir, dass die uns beliefernden Mühlenwerke in Mitteldeutschland ganz genau und flexibel nach unseren Vorgaben Mehl produzieren können. Das sind immerhin rund 150 Tonnen täglich. Bevor jedoch das Mehl in die Silos gepumpt wird, überprüft es das hauseigene Labor. Das passiert bei jeder Anlieferung. Die Fahrer müssen dabei in Kauf nehmen, schon mal eine Stunde zu warten, bis das Signal kommt, dass das Mehl einwandfrei ist. Aber: Nur in den wenigsten Fällen mussten wir eine Lieferung wieder zurückschicken.
Im vergangenen Jahr bestand Henglein Klosterhäseler 25 Jahre. Gebührend feiern konnten Sie das nicht...
Leider. Das sollte im Lichthof der Sektkellerei passieren. Aber auch sonst war ja quasi nichts möglich. Unser traditionelles Abgrillen zum Jahresende beispielsweise, sonst immer eine gute Möglichkeit, mit allen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und Dank zu sagen für das Geleistete. Dass wir ein gutes Team sind, zeigt sich auch daran, dass die meisten Beschäftigten im Schnitt sechs Jahre in Klosterhäseler arbeiten, viele sogar ihren Lebensmittelpunkt in die Region verlegt haben. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 40.
Sind für die nächste Zeit Investitionen geplant?
Ja, sie sogenannte Blätterteiglinie wird so verändert, dass hier auch Pizzateige hergestellt werden können. Und wir wollen energieeffizienter sein, statten beispielsweise alle Hallen systematisch mit LED-Technik aus. In der Vergangenheit haben wir in diesem Punkt schon große Schritte gemacht und bereits auf allen Dächern unserer Produktionshallen Solaranlagen installiert. Sie helfen, im Sommer die Hallen konstant auf 18 Grad Celsius Temperatur zu halten.
Wird es Veränderungen im Sortiment geben?
Wir sind immer bestrebt, unsere Produktpalette zu erweitern. Bereits seit über zehn Jahren produzieren wir für unsere Kunden in Italien, Portugal und Spanien den Quicheteig, der dort einen hohen Stellenwert besitzt und immer mehr nachgefragt wird. Aber auch in unserer Region wird die Nachfrage verschiedener Lebensmittelketten nach diesem Mürbeteig ohne Zucker immer größer. Darauf werden wir uns einstellen. Wir tüfteln auch an ganz neuen Produkten, doch hängt es von vielen Faktoren ab, ob und wann sie einmal auf den Markt gebracht werden.
