Menschen aus Naumburg und Umgebung spenden für Hochwasser-Opfer Geld und zupackende Hände
OB Müller dankt Spendern sowie Helfern, die versuchen, das Leid im Bereich Aachen und in weiteren betroffenen Regionen zu lindern.

Naumburg - 21.346 Euro - so hoch ist der Betrag, der in den vergangenen Wochen in Naumburg für die vom Hochwasser betroffenen Menschen in der Partnerstadt Aachen gespendet wurde. „Und es ist nur ein Zwischenstand. Da die Menschen in der dortigen Region aber schnell Hilfe brauchen, wollten wir das Geld jetzt überweisen, obwohl das Konto weiterhin geöffnet und mir auch noch weitere Bereitschaft für Spenden bekannt ist“, sagte Oberbürgermeister Armin Müller am Freitag bei einem Pressetermin.
Zwischen sechs und 2.000 Euro lagen die Spendenbeiträge, so Müller, die nun an die Partnerstadt Aachen überwiesen werden, damit diese sie an die Bedürftigen in den betroffenen Ortsteilen weiterleiten kann, so Müller bei dem Termin im Rathaus.
Schönburger sofort im Einsatz
Diesen hatte die Stadt nicht nur organisiert, um den aktuellen Spendenstand zu dokumentieren, sondern auch um allen hiesigen Helfern zu danken. Stellvertretend dafür hatte man eine Hand voll Vertreter eingeladen.
Zu diesen zählte auch der Schönburger Steffen Welz. Er hatte bereits vor fast 20 Jahren, damals, um einem Freund in Grimma zu helfen, erfahren, welchen Schaden Hochwasser anrichten kann. Beim Blick auf die Fernsehbilder wurde ihm Mitte Juli gleich klar, dass in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sofortige Hilfe gebraucht wird. Welz erkundigte sich bei der Stadt über eine geplante Hilfsorganisation, doch als er erfuhr, dass diese von der bundesweiten Koordinierung abhängt, setzte er sich sofort in sen Wohnmobil. „Als Kletterer besitze ich eine gute Ausstattung, wie etwa Schlauchboot oder Notstromaggregat.“ Noch nicht einmal in der Region Aachen merkte Welz jedoch, was es heißt, wenn viele Helfer unkoordiniert eintreffen. Er kam in einen Stau. Doch alsbald lotste man ihn in die Aachener Vororte Stolberg und Eschweiler, wo er fortan mehrere Tage helfen konnte, vor allem in der Trinkwasserverteilung. Eindrücklich schilderte Welz, der eigentlich in der Buchhaltung arbeitet, das Leid der Menschen, die alles verloren haben, aber auch die große Dankbarkeit, die den Helfern entgegengebracht wurde.
Ein ähnliches Bild zeichnete auch Maik Zeugner, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Leiter der Boblaser Ortswehr. Zeugner änderte jüngst radikal seine Urlaubspläne, um einem Internetaufruf zu folgen, als ehrenamtliche Hilfskräfte in Ahrweiler gesucht wurden. Mit 850 weiteren Freiwilligen pumpte Zeugner vier Tage lang Keller aus, legte in Fachwerkhäusern Balken zur Trocknung frei, schleppte verschlammte Möbel zu Sammelplätzen. „Ich war vor Ort wirklich sehr erschrocken, wie viel noch zu tun ist. Auch wenn die Menschen jetzt anfangen, nach vorn zu blicken,“ so Zeugner, der davon ausgeht, dass die Arbeiten in den Ortschaften, de von der Außenwelt abgeschnitten waren, noch viele Jahre andauern werden.
Einen Krankentransportwagen mit einer Zweier-Besatzung hatte indes kürzlich Sebastian Berger, der Sebastian Berger des hiesigen DRK-Kreisverbandes, nach Ahrweiler geschickt. Auf dem dortigen Markt hätte seine Rot-Kreuz-Mitarbeiter an sieben Tagen jeweils 14-Stunden-Schichten geleistet, vor allem, um die Helfer zu versorgen, „die sich bei den Aufräumarbeiten natürlich viele Schnittverletzungen zugezogen haben“. Aber auch Medikamententransporte habe man aufgrund der zusammengebrochenen Infrastruktur geleistet. Ebenfalls gefragt waren die DRK-Helfer als Zuhörer. „Und sie bekamen dramatische Geschichten von verstorbenen Kindern oder Lebenspartnern zu hören, die in den Fluten verloren gingen“, so Berger.

Während der hiesige Ortsverband des Technischen Hilfswerk (THW) nun in den Hochwassergebieten vor Ort ist, seien die DRK-Kollegen in Bereitschaft und gewillt, erneut die Fahrt anzutreten. Gleiches gilt für die Kameraden der Feuerwehren in Naumburg und Bad Kösen, wie deren Leiter, Christian Schirner und Gert Dachroth, im Rathaus zu berichten wussten. Schirner geht jedoch davon aus, dass in Zukunft vor allem Spezialkräfte mit Spezialgeräten angefordert werden.
Man selbst habe bereits einige Transporte in die Region Ahrweiler geleistet. Darunter vor allem massenhaft Trinkwasserkanister und Desinfektionsmittel, die von der Naumburger Firma Innovate gespendet worden waren. Dieser dankte OB Armin Müller ausdrücklich, stellvertretend für weitere Unternehmen, die helfend parat standen.
Spenden noch eingelagert
Im ersten Transport nach Ahrweiler hatten die Kameraden der Feuerwehr Naumburg auch Sachspenden, die in Naumburg, Bad Kösen und Stößen gesammelt worden waren. Gefahren wurden zunächst jedoch nur Werkzeuge, Hygieneartikel und Spenden für Kinder. Wie zu erfahren war, ist es gar nicht einfach, Abnehmer für Sachspenden zu finden. Zu groß ist der Aufwand, diese vor Ort zu sortieren und die Verteilung zu koordinieren. „Ein großer Teil der Sachspenden lagert deshalb weiter im Kurgarten in Bad Kösen, wofür wir dankbar sind. Wir hoffen, bald einen Ort zu finden, wo sie gebraucht werden“, so Stadtwehrleiter Christian Schirner.
In seinem Dank an alle freiwilligen Helfer äußerte OB Armin Müller den Gedanken, dass es zuversichtlich macht, zu sehen, wie das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft noch immer an der ersten Stelle steht.
Trotz aller Hilfsbereitschaft sieht der Schönburger Steffen Welz die Zukunft aber kritisch: „Wenn wir in puncto Klimaschutz nicht radikal umdenken, werden wir vor Problemen stehen, bei denen wir mit Versicherungen und Spenden nichts mehr ausrichten können.“