Landesweingut Kloster Pforta Der nächste Chef gibt auf
Bastian Remkes verlässt das Unternehmen Ende Juni nach nur eineinhalb Jahren aus „persönlichen Gründen“. Stelle ist bereits ausgeschrieben.
Bad Kösen - Das Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen sucht wieder einmal einen neuen Geschäftsführer. Nach nur etwas mehr als einem Jahr wirft Bastian Remkes in den Saalhäusern das Handtuch. Das Mutterunternehmen, die Landgesellschaft in Magdeburg, hat bereits eine Stellenausschreibung veröffentlicht und auf Nachfrage von Tageblatt/MZ mitgeteilt, dass es persönliche Gründe sind, die Remkes „zwingen, das Weingut wieder verlassen zu müssen“. Man bedauere den Abschied sehr, so Landgesellschaftschef Frank Ribbe, müsse ihn aber respektieren. Er betonte, dass weder Remkes’ „Verhältnis zur Belegschaft noch zu den Organen der Gesellschaft oder Dritten gegenüber maßgeblich für seine Entscheidung gewesen“ seien.
Bastian Remkes selbst wollte sich am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung nicht detailliert äußern, sagte aber, dass er um einen Aufhebungsvertrag gebeten habe. „Es ist ein Schritt, der mir nicht leicht fällt. Doch für mich ist klar geworden, dass meine persönliche Zukunft nicht im Landesweingut liegt“, so der 53-Jährige. Er räumte ein, dass auch „unterschiedliche Auffassungen und Sichtweisen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens“ ihn zur Entscheidung bewogen hätten. Nach einer Krankschreibung sei er nun wieder im Betrieb tätig. Seine Anstellung laufe bis Ende Juni. Eine berufliche Perspektive sehe er danach für sich in der Region nicht.
Was lief denn nun schief? Öffentlich will sich aus dem Landesweingut niemand äußern. Remkes wird als engagierter Geschäftsführer beschrieben, dem aber eine Detailversessenheit nachgesagt wird. Auf seinen Schreibtisch sollen gleich zwei Monitore stehen, von denen er das Weingut steuern oder besser kontrollieren will. „Es wurden sogar Stechuhren zur Arbeitszeiterfassung angeschafft“, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Solche Arbeitszeiterfassungen sind in Verwaltungen üblich, in Weingütern aber eher selten. Hatte er so nur ein begrenztes Vertrauen der Belegschaft? Machte es ihm fehlender Rückhalt der Mitarbeiter schwer, ein solch großes Weingut zu führen? Wenn ja, erklärt das zum Teil den Rückzug.
Bastian Remkes hatte im Januar 2020, von den Bottwartaler Winzern (Baden-Württemberg) kommend, das Steuer übernommen. Er folgte auf den sich heute im Ruhestand befindlichen Fritz Schumann, der das Unternehmen nach dem Weggang von Björn Probst 2019 interimsmäßig geführt hatte. Remkes sollte vor allem die Neubaupläne für das Landesweingut forcieren, die - zuvor am Prestigestandort Schulpforte gescheitert - am Firmensitz in den Saalhäusern umgesetzt werden sollten. Im Januar 2021 hatte Remkes korrigierte Planungen vorgestellt und eine früheste Inbetriebnahme 2024 angekündigt.
Es ist ein Schritt, der mir nicht leicht fällt. Doch für mich ist klar geworden, dass meine persönliche Zukunft nicht im Landesweingut liegt.
Geschäftsführer Bastian Remkes
Sowohl der Aufsichtsrat des Landesweingutes unter Führung von Staatskanzleichef Rainer Robra (CDU) als auch der Aufsichtsrat der Landgesellschaft mit Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) an der Spitze diskutieren seit Monaten verschiedene Konzepte, entschieden ist bisher aber nichts. Dafür muss die Leitung des Landesweingutes beständig Zuarbeiten leisten. Vielleicht wurde Remkes auch diese Hängepartie zu viel. Bei seinem Amtsantritt sollte er eigentlich ein bestehendes Neubau-Konzept nur noch umsetzen.
Bis Ende Juni läuft nun die Bewerbungsfrist für die Stelle des neuen Geschäftsführers, der dann der bereits 13. nach der Wende wäre. Ob auch in der Vergangenheit gehandelte Personen diesmal ihren Hut in den Ring werfen, bleibt abzuwarten. Nach Tageblatt/MZ-Informationen hat wohl Winzer Rainer Strohm Ambitionen, der bis August 2020 das Weingut Schloss Seeburg betrieb, dessen Pachtvertrag dort aber nicht verlängert worden war. Dem Vernehmen nach hatte sich Strohm einst zeitgleich mit Remkes um die Chefstelle in den Saalhäusern beworben. Wohl nicht antreten wollen Franziska Zobel, die Mitte letzten Jahres als Weinbauleiterin im Landesweingut ihren Hut nehmen musste, und Ex-Kellermeister Christoph Lindner, der heute im Weingut Born in Höhnstedt arbeitet.
Der personelle Wirbel soll laut Landgesellschaft bis zur Neubesetzung möglichst wenig Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb haben. Man wolle den Übergang „bestmöglich organisieren und der Belegschaft das Signal senden, dass Herr Remkes das Unternehmen nicht verlässt, weil er für dieses keine Perspektive sieht“. Frank Ribbe: „Es gibt keinen Anlass für Zukunftsspekulationen.“ (Steffen Höhne und Michael Heise)