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Leser-Aktion: Wer hat unerkannte Schätze? 400 Euro für so ’nen komischen Bierkrug?

Wer unsicher ist, ob er etwas Wertvolles auf dem Dachboden stehen hat, kann es mit Tageblatt/MZ herausfinden. Expertin nimmt kostenlose Einschätzung vor. Was einen grinsenden Bierkrug besonders macht.

Von Harald Boltze 24.06.2024, 13:52
Expertin Johanna Bemmann-Orth mit einem Bierkrug, der deutlich wertvoller ist, als es zunächst scheint.
Expertin Johanna Bemmann-Orth mit einem Bierkrug, der deutlich wertvoller ist, als es zunächst scheint. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg. - Wissen Sie von jedem Möbelstück und jedem Bild in Ihrer Wohnung den ungefähren Wert? Woher es stammt? Was daran besonders ist? Wenn ja: Herzlichen Glückwunsch! Sie dürfen trotzdem weiterlesen.

Wenn Sie allerdings einen antiken Schrank, ein besonderes Kaffeeservice oder eine alte Uhr besitzen und sich nicht ganz sicher sind, ob es sich um Standardware oder vielleicht um eine Besonderheit handelt, dann fühlen Sie sich gern von unserer neuen Leser-Aktion „Ist das wertvoll oder kann das weg?“ angesprochen.

Vielleicht haben Sie ja etwas geerbt, und es mangelt nun am nötigen Wissen? Tageblatt/MZ will helfen – und Ihnen eine präzise Einschätzung und sogar einen ungefähren Verkaufswert liefern. Okay, zugegeben, die Idee ist nicht ganz neu und erfreut sich auch im Fernsehen großer Beliebtheit.

Doch nun kann Tageblatt/MZ das Thema auch regional umsetzen, und das liegt an unserer neuen Verlagsmitarbeiterin Johanna Bemmann-Orth. Die 33-jährige Janisrodaerin ist nämlich noch gar nicht so lange im Verlagswesen tätig. Vielmehr hat sie nach ihrem Studium der Kunstgeschichte in Bonn als Juniorexpertin für das renommierte Kölner Auktionshaus „Van Ham“ gearbeitet. Ihr Schwerpunkt lag auf Europäischem Kunstgewerbe und Decorative Arts, vor allem Porzellan. „Zudem habe ich mich intensiv mit Jugendstil, Möbeln, Kunstkammer-Objekten, Uhren und Empirebronzen, Silber und Designeraccessoires beschäftigt“, so Bemmann-Orth.

Und unsere Expertin hat auch gleich ein Beispiel parat, wie „Ist das wertvoll oder kann das weg?“ laufen kann. Im Fundus von Tageblatt/MZ-Geschäftsführer Olaf Döring hat sie nämlich einen Bierkrug entdeckt. Manch einer würde sagen: „Sieht witzig aus“, manch einer: „Was für ein hässliches Ding. Sofort auf den Müll“. Johanna Bemmann-Orth hingegen meint: „Ein besonderes Stück aus dem 19. Jahrhundert und um die 400 Euro wert. Wie sie darauf kommt, lesen Sie hier.

Die Expertise: Ein bisschen hässlich, ein bisschen lustig und auf jeden Fall ziemlich schräg sieht das skurrile Erbstück aus. Müsste ich ihn für einen Auktionskatalog beschreiben stünde dort: Bierkrug, Meißen, 19./20. Jahrhundert. Porzellan, teilweise farbig staffiert. Fassförmiger Scherzkrug mit in Baumstammrelief gestalteter Wandung und in Blättern auslaufendem Rundhenkel. Flach gewölbter Deckel ohne Knauf. Schauseitig Relief eines breit lachenden, roten Männergesichts.

Besonders machen den Krug vor allem die zwei gekreuzten blauen Schwerter auf der Unterseite. Die auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Manufakturmarke zeugt nämlich von einem bedeutenden Kapitel deutscher Kunst- und Kulturgeschichte. Als Porzellanhumpen gehört unser Krug schon zu den gehobeneren Biertrinkgefäßen. Obwohl das Material bereits im siebten Jahrhundert in China erfunden wurde, fanden lange Zeit Objekte aus Porzellan nur sehr selten ihren Weg nach Europa. Diese waren Andenken von Pilgerreisen aus dem Heiligen Land die, aufgrund ihrer Seltenheit und des Geheimnisses um ihre Herstellung ein eng mit Aberglauben und religiöser Frömmigkeit verbundener Mythos umgab.

Und was hat das jetzt mit unserem Humpen zu tun? Die gekreuzten Schwerter sind das Zeichen der Porzellanmanufaktur in Meißen. Dort gelang 1709 unter der Leitung des Wissenschaftlers und Alchemisten Johann Friedrich Böttger erstmals der Brand eines echten, europäischen Porzellans. Dieser Erfolg stand am Ende einer langen Reihe an Experimenten, die von August dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen beauftragt worden waren. Dieser war ein großer Liebhaber ostasiatischer Porzellane und sammelte diese mit größter Hingabe. Neben der Förderung seiner Leidenschaft erhoffte er sich vom „weißen Gold“ eine Möglichkeit, seine leeren Staatskassen aufzufüllen. Schnell entwickelte sich der Begriff des „Meissner Porzellans“ zu einem Synonym für exquisite Qualität und Luxus. Sammler sind bis heute bereit, für die herausragende Handarbeit – aber natürlich auch für die mit der Manufaktur verbundene Geschichte – hohe Summen auf den Tisch zu legen.

Unser Krug mag zwar ein bisschen hässlich sein, das Relief aber ist fehlerfrei und gestochen scharf. Die Malerei ist naturalistisch mit fein ausgearbeiteten Details wie den Augenbrauen und den einzelnen Bartstoppeln des Trunkenboldes mit den roten Wangen. Zur Fertigung eines solchen Kruges gehören viele Arbeitsschritte, mehrere riskante Brände in heißen Öfen und jahrhundertealtes Wissen zum Auftrag und Brand von Porzellanfarben. All dies – zusammen mit dem Scherzfaktor - wäre manchem Sammler auf ei-ner Auktion bestimmt 300 bis 400 Euro wert.

Wenn Sie, liebe Leser, ebenfalls ein gutes Stück in der Stube, im Keller oder auf dem Dachboden haben, von dem sie nicht wissen, was es wert ist, dann wenden Sie sich gerne an uns. Unsere Expertin Johanna Bemmann-Orth wird anhand ihrer Beschreibung und Fotos eine kostenlose Einschätzung und einen realistischen Wert ermitteln, über den wir dann auch in Tageblatt/MZ berichten werden. Dazu schicken Sie uns bitte alle vorhandenen Infos an [email protected] per Mail oder per WhatsApp unter 0176/84 86 77 26, gerne kommen wir auch vorbei, um vor Ort einen noch besseren Eindruck zu gewinnen. Rufen Sie dazu einfach bei uns unter 03445/2 30 78 16 an.

Die Entscheidung, ob Sie das jeweilige Exemplar behalten oder vielleicht zu einem von Ihnen genannten Wunschpreis an einen Tageblatt/MZ-Leser verkaufen wollen, liegt natürlich bei Ihnen.