Wo soll die Reise hingehen? Welche Zukunftspläne es für das Luftfahrtmuseum Merseburg gibt
Das bisherige Luftfahrtmuseum will auch weiterhin Anziehungspunkt für Familien sein. Welche Zukunftspläne es gibt und wo es aktuell klemmt.
Merseburg - Die endgültige Schließung des Merseburger Luftfahrt- und Technikmuseums kam für viele überraschend. Doch was wird jetzt aus dem Gelände? Ideen für eine Umgestaltung des Areals gibt es schon und offenbar auch Interessenten, die das umsetzen möchten.
Die Besitzer Jens Brehmer und Nicky Schuchardt haben Pläne, die nach Freizeitspaß und Ankurbelung des Tourismus klingen. Das insgesamt 62.000 Quadratmeter große Gelände soll dafür in drei Teile geteilt werden. Der östliche Teil, der dort beginnt, wo Kastanienpromenade und Alte Lauchstädter Straße aufeinandertreffen, könnte zum Beispiel mit einem Hotel für Familien oder kleinen Ferienhäusern bebaut werden. Die große Ausstellungshalle mit ihren insgesamt 4.000?Quadratmetern soll zu einem Indoor-Spielplatz umgebaut werden, in dem es beispielsweise auch eine Kletterwand, ein Bällebad oder Hüpfburgen geben könnte.
„Ich weiß, dass es einen großen Ansturm geben würde“
„Ich weiß, dass es einen großen Ansturm geben würde“, sagt Jens Brehmer. „Familien müssen ja aktuell für so etwas nach Halle fahren. Dann würden sie zu uns kommen.“ Auf dem mittleren Teil könnten sich Schuchardt und Brehmer zum Beispiel eine kleine Gokart-Bahn oder einen Minigolf-Platz vorstellen. Da das Gelände riesig ist, wären auch Ladestationen für E-Autos und Elektrofahrräder möglich. „Der Radweg in Richtung Geiseltalsee ist gleich um die Ecke. So könnten die Leute die Stadt und die Region entdecken“, meint Nicky Schuchardt.
Für das Projekt gibt es laut der Besitzer bereits mehrere potenzielle Investoren, die auch schon bei der Stadt vorstellig geworden seien. Der MZ liegt eine schriftliche Interessenbekundung eines Immobilienbüros vor, das auf Investorensuche gegangen war. Mit dem Verkauf eines Teils des Geländes für die Bebauung soll das Projekt Indoor-Spielplatz finanziert werden. „Und wir bräuchten keinen Kredit“, so Brehmer.
„Die Stadt muss eigentlich kein Geld in die Hand nehmen“
Damit das Ganze allerdings überhaupt so richtig ins Rollen kommen kann, müsste das Gelände umgewidmet werden. Aktuell ist es als Sondergebiet „Sport, Freizeit und Erholung“ ausgewiesen, müsste allerdings in ein Mischgebiet umgewandelt werden. „Dafür braucht es einen Bebauungsplan“, so Brehmer. Die anfallenden Kosten für den B-Plan und die gesamte Erschließung würden allerdings die Investoren übernehmen.
Um für ihr Projekt zu werben, wollen Brehmer und Schuchardt Kontakt zur den Merseburger Stadtratsfraktionen aufnehmen. „Die Stadt muss eigentlich kein Geld in die Hand nehmen. Wir bräuchten lediglich Unterstützung, um unser Vorhaben voranzutreiben“, sagt Nicky Schuchardt. „Und dann hätte auch die Stadt etwas davon. Wir würden ja praktisch Werbung für unsere Heimatstadt machen.“ Es würden mehr Menschen in die Domstadt kommen - wenn Corona vorbei ist.
„Ein solches Gutachten hätte weitere 100.000 Euro gekostet.“
Bis zum Jahresende wollen Brehmer und Schuchardt soweit sein, dass es eine gemeinsame Absichtserklärung mit den Investoren gibt. „Sollten wir das nicht hinbekommen, müssten wir eine andere Entscheidung fällen, die uns selbst nicht gefallen würde. Wir müssten das komplette Gelände verkaufen“, sagt Brehmer. Denn sie hätten pro Jahr rund 100.000 Euro laufende Kosten, aktuell keine Einnahmen und immer noch 500.000 Euro Grundschuld auf dem Grundstück. Die hatten sie mit übernommen, als sie das Areal mit seinem Museum vom Vorbesitzer Dieter Schönau gekauft hatten.
Die Besitzer haben das Museum geschlossen, weil der Landkreis einen Nachweis über die Tragfähigkeit der Decke der großen Ausstellungshalle gefordert hatte. In mehreren anonymen Anzeigen war behauptet worden, dass eine Gefahr bestünde. Brehmer: „Ein solches Gutachten hätte weitere 100.000 Euro gekostet.“ Da das 1996 gegründete Museum eine Betriebserlaubnis gehabt haben muss, hat die MZ am 7. April beim Landkreis Saalekreis angefragt, von wann die Genehmigung stammte und auf welcher Grundlage sie erteilt worden war? Es gab bisher keine Antwort auf diese Fragen. (mz/Undine Freyberg)