Spannende Immobilie Wasserturm am Bahnhof Merseburg steht zum Verkauf
Merseburg - Die Deutsche Bahn will den mehr als 100 Jahre alten Wasserturm am Merseburger Bahnhof loswerden. Unter dem Slogan „Wasserturm - die etwas andere Immobilie“ ist das historische Gebäude sowohl im bahneigenen Immobilienkatalog als auch auf entsprechenden Webseiten angeboten worden - die Frist für Meldungen von Interessenten endete bereits im Mai. Das Gebäude befinde sich erstmals in der Vermarktung, hieß es.
Ob ein Verkauf unmittelbar bevorsteht, ist allerdings noch offen. „Es gibt Interessenten“, sagte Bahnsprecher Jörg Bönisch jetzt auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung lediglich. Details würden aus Gründen des Vertrags- und Datenschutzes während der Verhandlungen allerdings nicht genannt. Wie lange diese noch dauern werden, ließ das Unternehmen ebenfalls offen.
Der Wasserturm hatte zuletzt in den Jahren 2014 und 2015 eher Negativ-Schlagzeilen gemacht - er war zu einem regelrechten Taubenschlag verkommen, der sogar Arbeitsschutz-Probleme in nahen Büros der Stadt mit sich brachte. Zuvor waren die Tauben am millionenteuren neuen Busbahnhof von Merseburg vertrieben worden.
Die Bahn als Eigentümer des Turms reagierte schließlich: Im Mai 2015 wurde auf Drängen der Stadt damit begonnen, ihn so zu verschließen und zu sichern, dass sich dort keine Tauben mehr niederlassen können. In ihrem Exposé verweist die Bahn heute darauf, dass das Gebäude sanierungsbedürftig ist und unter Taubenbefall leidet, schreibt aber auf MZ-Anfrage zu den Tauben auch: „Derzeit besteht kein Handlungsbedarf.“
Verkauft werden solle der Turm, weil er für die Bahn nicht mehr „betriebsnotwendig“ sei, so Bönisch. Das ist keine wirklich überraschende Erkenntnis - schon vor zwei Jahren hatte der Merseburger Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) erklärt, die Bahn habe an ihm keinerlei Interesse. Das Unternehmen als einer der größten Immobilienbesitzer bereite nach und nach seinen Immobilienkatalog auf - inklusive Zustandsbewertungen und Entbehrlichkeitsprüfung dauere das, sagte Bönisch nun.
Der Stadt Merseburg sei der Turm im Übrigen auch zum Kauf angeboten worden - es habe aber keine Verhandlungen mit ihr gegeben. Als Bürgermeister Bühligen einen Kauf zum symbolischen Preis von einem Euro 2014 schon einmal im Bauausschuss des Stadtrates angesprochen hatte, war er dort auf Granit gestoßen. Den Räten waren schlichtweg die Folgekosten zu hoch. Damals war von einem Investitionsbedarf in sechsstelliger Höhe die Rede.
Die Stadt bestätigte das Kaufangebot der Bahn auf MZ-Anfrage - und verwies gleichzeitig auf ein Gespräch, das es Anfang August mit der der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa) zur weiteren Entwicklung der gesamten Westanbindung des Bahnhofes geben soll. Darum, dass die Stadt doch noch den Turm kaufen könnte, geht es dabei allerdings nicht. „Wir freuen uns, wenn es Interessenten für den Turm gibt, weil wir die Hoffnung haben, dass dann ein Missstand in der Stadt beseitigt wird“, sagte Gerd Heimbach, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes.
Ursprünglich errichtet worden war der Turm mit dem Aufsatz eines 50 Kubikmeter fassenden kugelförmigen Behälters in den Jahren 1905 und 1906. Er diente zur Speicherung und Reinigung des von Dampflokomotiven benötigten Kesselwassers. Die Grundstücksfläche wird von der Bahn heute mit 552 Quadratmetern angegeben - einen Kaufpreis haben Interessenten nur auf Anfrage erhalten. (mz)