Während andere noch schlafen Während andere noch schlafen: Diese fleißigen Menschen arbeiten bis alles wieder glänzt

Merseburg - „Kaffee, Waschen, Zähne putzen - dann geht es zu Hause los“, erzählt Christina Liebetrau von ihrem morgendlichen Ritual. Während sich die meisten Bewohner des Saalekreises gegen 5 Uhr in ihren Betten noch einmal umdrehen, bindet sich die 65-Jährige in der Geschäftsstelle der Saalesparkasse auf der Merseburger Kliaplatte die Kittelschürze und schnappt sich ihr Wägelchen, auf dem alle wichtigen Putzutensilien zu finden sind.
„Ich habe kein Problem, 4.30 Uhr aufzustehen, um aufzuräumen, was andere hinterlassen haben“, sagt Liebetrau und lächelt. Noch während sie spricht, huscht sie in die nächste Tür und schnappt sich den Mülleimer, um ihn zu leeren und kurz darauf für den nächsten Arbeitstag an seinen angestammten Platz zurückzustellen.
Gebäudereinigungsunternehmen mit Sitz in Merseburg betreut mehr als 200 Kunden
Liebetrau ist eine von über 80 Mitarbeitern des Dumont Reinigungsservice. Kurz nach der Wende gegründet, betreut das Gebäudereinigungsunternehmen mit Sitz in Merseburg heute mehr als 200 Kunden aus dem öffentlichen, privaten und gewerblichen Bereich. „Auch nachts gibt es für meine Mitarbeiter deshalb viel zu tun“, sagt Geschäftsführerin Dagmar Dumont-Peters.
Nicht nur vom Namen, sondern auch im Hinblick auf die zu säubernde Fläche zählt die Saalesparkasse mit zu den größten Kunden der Firma: Auf mehreren Etagen müssen hier Toiletten desinfiziert, Böden geputzt und Glasscheiben poliert werden, bis alles wieder glänzt. Da den Gebäudereinigern, die mehrere Objekte betreuen müssen, für jedes einzelne nur begrenzt Zeit bleibt, wird Liebetrau von ihren Kolleginnen Andrea Kratzsch und Annett Pilz unterstützt. Etagenweise gehen sie ihre persönlichen Abläufe durch. „Fällt mal jemand aus, zum Beispiel aufgrund von Krankheit, dann unterstützen sich alle gegenseitig“, lobt Chefin Dumont-Peters das Engagement und den guten Zusammenhalt in ihrem Team.
Putzen klingt einfach, es kann aber nicht jeder
Putzen klingt einfach, es kann aber nicht jeder. Nicht so zumindest, dass am Ende auch der Kunde zufrieden ist. „Es ist ein großes Problem heutzutage, gescheites Personal zu finden“, meint die Geschäftsführerin. Schon im Vorstellungsgespräch achte sie vor allem auf die Einsatzbereitschaft. „Man merkt beim Nachfragen schon, ob der Bewerber das engagiert machen wird oder nur schnell Geld machen will.“ Zudem gebe es immer ein Probewischen. „Daran wie jemand mit der Klatsche umgeht, erkenne ich, ob das bei uns etwas wird“, sagt Dumont-Peters.
Für den Tariflohn, der zwischen 9,55 und 12,18 Euro pro Stunde liegt, müssen die Putzprofis ganz schön schnell sein: Im Fall von Büros sind zum Beispiel pro Stunde 160 Quadratmeter Fläche zu leisten. Gearbeitet wird im Fall von Schulen ab dem späten Nachmittag. Aber in vielen Fällen eben auch am frühen Morgen. „Zusätzlich reinigen und versiegeln wir die Böden in einer Reihe von Einkaufsmärkten“, erzählt die Dumont-Geschäftsführerin. Das erfolge mitten in der Nacht an den Wochenenden. Bereichsleiter der Firma prüfen die Ergebnisse, um Beschwerden von Kunden auszuschließen, wie es hieß.
„Die ersten kommen sehr zeitig, dann wechselt man mal drei Worte“
Seit 2013 erst arbeitet Christina Liebetrau als Putzfrau. Eigentlich ist sie Lohnbuchhalterin, von 1993 bis 2004 war sie selbstständig und führte eine Gaststätte. „Auch mit Ein-Euro-Jobs habe ich mich schon über Wasser gehalten“, sagt Liebetrau, die nach getaner Arbeit auch noch gern zu Hause weiterputzt. „Dort brauche ich länger, weil ich an mich große Ansprüche stelle“, meint sie und lacht. Noch immer huscht sie von Büro zu Büro, leert die Mülleimer, wischt Tische ab. „Aber nur die unbelegten“, sagt sie. Alles andere in den Zimmern sei nun einmal vertraulich.
Obwohl sie so früh anfängt, kennt sie den ein oder anderen Mitarbeiter. „Die ersten kommen sehr zeitig, dann wechselt man mal drei Worte“, erklärt sie. Vor Ostern wurde ihr als kleine Aufmerksamkeit von zwei Mitarbeitern Schokolade hinterlassen. „Da freue ich mich natürlich darüber“, sagt die Gebäudereinigerin.
Abgestellte Pumps landen im Mülleimer
Doch nicht immer läuft alles so glatt: Einmal hatte eine Büromitarbeiterin gegen Ende des Arbeitstags ihre Pumps ausgezogen und gegen bequemeres Schuhwerk getauscht. Dummerweise stellte sie die Absatzschuhe auf dem Mülleimer ab. „Das war für mich natürlich das Zeichen, dass die Schuhe weg sollen“, berichtet Liebetrau und hält etwas beschämt den Lappen vors Gesicht.
„Es gab aber noch dramatischere Vorfälle“, erzählt ihre Chefin. „Die Mitarbeiter waren in einem Objekt gerade mit dem Staubsauger unterwegs, als es einen Knall gab“, berichtet Dumont-Peters. Der Staubsaugerbeutel war explodiert. „Leider direkt unter einem Rauchmelder.“ Es dauerte nur wenige Minuten, da stand auch schon die Feuerwehr mit einem Großaufgebot vor der Tür. Die Situation war schnell geklärt, weshalb man sich heute gern mit einem Lachen daran erinnert. (mz)

